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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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hinter der Reisbeige und quackte wie eine Gans.
    Das Fenster öffnete sich, aber nicht Creszenz, sondern die Schneiderin sah heraus und sagte:
    »Treibet eure Späß' vor einem andern Haus.«
    Mit schallendem Gelächter ging der Studentle wieder auf die Straße.
    Drinnen in dem Hause aber saß die Creszenz bei dem Geometer und gab auf alle seine freundlichen Reden nur halbe Antworten; endlich sagte sie, sie sei unwohl und ging zu Bett.
    Als die Burschen auf der Straße lange vergebens geharrt hatten, gingen sie nach dem Wirthshause. Auf dem Wege begegnete ihnen Sepple der Franzosensimpel. Der Studentle faßte ihn an der Brust und rief:
    »
Qui vive? la bourse ou la vie!
«
    Der Angegriffene antwortete unerschrocken:
    »
Paridadoin mullien,
« was in der Sprache des Sepple so viel hieß als: »was willst du?«
    »Das gibt einen Hauptspaß,« jubelte der Studentle, »wir nehmen den Sepple mit, der muß den Geometer spielen. Komm, wir zahlen dir eine Halbe (Maas) Bier.«
    »
Moin paroula goin,
« antwortete der Sepple, was so viel hieß als: ich will's thun; was für Laute er zusammenfügte, war überhaupt nur das Zufällige, er antwortete dabei auf Alles mit Winken oder auch mit grinsendem Lachen.
    Der Sepple war eigentlich kein ganzer Simpel, sondern nur ein halber, aber dieses Halbe wurde von allen lustigen Leuten im Dorfe zum Ganzen ausgebildet.
    Wenn Einer auf dem Dorfe ein Häkchen hat, so kann man sicher sein, daß es zum Sparren ausgeschmiedet wird; so ging's auch beim Sepple. Er ließ sich das gern gefallen, denn es warf immer einen guten Trunk ab.
    Man wußte nicht recht, woher beim Sepple der Gedanke gekommen war, daß er alle lebenden Sprachen verstünde. Einige behaupteten: weil er so lange Kindsmagd gewesen und mit den kleinen Kindern in der Allerweltsprache geplaudert habe, habe er etwas davon übrig behalten; die Wahrheit zu gestehen, kümmerte sich Niemand um den Grund dieser Sonderbarkeit, genug, man mochte den Sepple anreden wie man wollte, in einer wirklichen oder gemachten Sprache, er gab immer frischweg Antwort. Dabei verrichtete er aber das Feldgeschäft so gut wie ein Anderer; verstand er auch nicht die Sprache der Thiere, so verstanden die Thiere seine Sprache und folgten ihm willig. In der Kirche war Sepple der Einzige, der zu den lateinischen Worten der Messe nickte, als ob ihm das Alles ganz sonnenklar wäre.
    Dieses vierte Mitglied hatte unsere sonst so streng geschlossene Dreibubengesellschaft für heute Abend aufgenommen.
    »
Bon soir,
« sagte Florian, als er mit den Anderen in die Wirthsstube trat, Alles grüßte ihn freundlich, beschaute ihn um und um und Einer nickte dem Andern zu mit einem Blicke, der vollauf sagte: »es ist doch ein Staatsmensch, der Florian; ja, wer nicht 'naus kommt, kommt nicht heim.«
    Einer, der auf der Ofenbank faß, sagte zu seinem Nachbar: »ja das ist ein ander Heimkommen, als wie der Schlunkel, der ist jetzt schon zweimal eingestanden – im Zuchthaus und heut' Abend ist er heimkommen; wenn wir ihn nur schon wieder los wären.«
    Florian ließ nun eine gute Flasche Wein für sich und seine Kameraden bringen; dem Sepple, der sich an einen andern Tisch gesetzt hatte, ließ er eine Halbe Bier geben.
    Als Bärbele das Getränk brachte, sagte er etwas leise, aber doch so, daß es Alle hören konnten: »
comme elle est jolie, bien jolie.
«
    »
Oui,
« erwiderte der Studentle. Alle Leute in der Stube stießen einander an und pisperten, wie die Zwei so gut französisch parliren konnten.
    Florian brachte es nun allen Leuten zu, denn diese saßen meist trocken im Wirthshause; der gute Trunk that ihnen wohl, und diese freundliche Empfindung ging auch auf den Florian über. Er schien sein Französisch ziemlich ausgespielt zu haben, denn: »putz das
chandelle«
ist doch nur halb.
    Der Spaß war den lustigen Kameraden verdorben, der Geometer, der im Adler wohnte, war nicht zu Hause.
    »Bleibst du wieder bei uns, Florian?« fragte Bärbel.
    »
Nous verrons,
wir wollen sehen.«
    »Verzähl' uns auch 'was,« sagte Kaspar, der als Wirth auch seine Gäste zu unterhalten suchte. »Bist du denn auch z'Paris g'wesen?«
    »Freilich,« erwiederte Florian in einem Tone, aus dem ein scharfer Aufmerker wohl die Unwahrheit heraushören konnte, »aber es hat mir nicht gefallen. Am schönsten ist's in Nanzig, da sind Wirthshäuser, die sind ringsum mit Spiegeln ausgetäfelt, die Tisch' sind alle von Marmelstein und man ißt und trinkt aus lauter Silber; da solltest du einmal sein, du

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