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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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Anzahlung und binnen acht Tagen die Unterschrift des Schäuflerdavid als Bürgen. Diethelm suchte das Ungerechte dieser Bedingungen, die gar nicht festgestellt waren, darzuthun; der Steinbauer verzog keine Miene und blieb dabei, selbst als Diethelm laut lachte und die Sache in's Scherzhafte ziehen wollte, blieb sein Widerpart ohne Theilnahme und war, was man so nennt, ein bestandener Bauer, der sich nicht so leicht aus seinem Schritt bringen ließ. Schnell in Zorn überspringend, schalt ihn Diethelm einen Betrüger, da er einen geringeren Kaufpreis angegeben habe, um die Anderen zu hintergehen. Der Steinbauer läugnete dieß und behauptete, er habe zur Angabe Diethelms nur geschwiegen, er könne aber jetzt auch reden und vielleicht mehr als lieb sei.
    »Was meinst? was?« fragte Diethelm hastig.
    »Ich mein' gar nichts, ich will mein Geld, und da bleibt ein Jeder, wer er ist.«
    »Hältst mich für ein Schuldenbäuerle?« fragte Diethelm halbzornig.
    »Nein, b'hüt Gott, ich könnt' mit dir tauschen, wenn's drauf ankäm'; aber weißt: zahlen mit baar Geld, das zwingt die Welt. Du brauchst ja nur pfeifen, da hast's, und wenn ich mein Sach' wieder an mich zieh', und das thu' ich, wenn du mich nicht baar bezahlst, ich ließ' es aber nicht dabei, ich müßt' vor's Amt damit, so hart es mich ankommt.«
    Diethelm fühlte, was es heißt, sich in schwankender oder gar in verzweifelter Lage zu befinden, da muß man sich so zu sagen über's Ohr hauen lassen und thun, als ob nichts geschehen wäre, nur um Aufsehen und genauere Nachforschung zu vermeiden.
    »In einer Stunde hast all dein Geld,« rief Diethelm den ihn ungerecht Bedrängenden überbietend.
    »So recht,« sagte der Steinbauer, »wie viel Uhr ist jetzt? Drei? Um viere bin ich wieder da. B'hüt' dich Gott und zürn' nicht.«
    Die Uebrigen, die den zähen Steinbauer so zufrieden davon gehen sahen, waren schnell befriedigt, und Diethelm drang selber drauf, daß sie »wegen Leben und Sterben« eine Handschrift von ihm nehmen mußten. Nun eilte er zu dem Advokat Rothmann und verlangte von ihm ein Darleihen für den Steinbauer; der Advokat beglückwünschte Diethelm zu seinen guten Einkäufen und schloß eine eiserne Geldkiste, indem er sagte: »Das sind Pfleggelder, Ihr seid ja selber Waisenpfleger und wißt, daß ich solches Geld nicht ohne gerichtliche Bürgschaft verleihen darf.« Diethelm ging um die Kiste herum wie die Katze um einen Wursthäckler und sah mit Schmerzen das Alles verschließen, ohne Miau zu machen; er blieb noch eine Weile harmlos plaudernd bei dem Advokaten und that, als ob er nie ein Anliegen gehabt hätte, mit dem er abgewiesen worden war. Er versicherte Rothmann, daß er weit davon entfernt sei, ihn aus der Abgeordnetenstelle verdrängen zu wollen, der Advokat entgegnete, daß er Diethelm Glück wünsche, wenn er als Candidat der sich so nennenden Conservativ-Liberalen durchdringe, die Herren möchten dann einmal ihre sogenannte Möglichkeitspolitik versuchen, um zu erfahren, daß das Schlechte leichter möglich sei, als das einfach Rechte.
    Diethelm zeigte sich eifrig in Darlegung seiner Gesinnungen, und doch dachte er jetzt an nichts weniger als an dieß.
    Offen und versteckt laufen überall und allzeit die verschiedensten Interessen durcheinander.
    Als Diethelm das Haus verließ, traf er glücklich den Reppenberger vor demselben; durch diesen ließ er nun ein gut Theil des Eingekauften unter der Hand zu baar Geld machen, mit der Bedingung, daß nicht hier unter den Augen der Marktaufseher, sondern morgen auf dem eine Stunde entlegenen Dorfe oder, noch besser, in seiner eigenen Heimath abgeliefert werde. Bis dieses Geschäft abgemacht war, wollte sich Diethelm verborgen halten, und dazu gab es kein besseres Versteck, als der Tanzboden im Stern, wo eben die Musik aufspielte; dort würde ihn gewiß Niemand suchen, und dorthin sollte Reppenberger mit dem fremden Händler kommen.
    Es war, als ob doch etwas von dem Wunsche Diethelms, mit seinen zwei Rappen in den Stuben herum zu kutschiren, erfüllt wäre; denn kaum war er auf dem Tanzboden, wo sich eben in lärmender Pause die erhitzten Paare verliefen, als Alles ehrerbietig vor ihm auswich, und da und dort hörte er seinen Namen pispern. Einige ältere Leute, die ihm zutranken und stolz darauf schienen, daß er das Glas annahm, fragte er nach dem Reppenberger, den er zu suchen vorgab; sogleich erboten sich mehrere Trinkgelds-Bedürftige, den Reppenberger aufzusuchen. Diethelm hatte abzuwehren, so

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