Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
Vom Netzwerk:
sein Vater vor ihm und sagte lächelnd: es regnet Gold – da hielten die Pferde an, dahin war das Traumgesicht.
    Träume gelten zwar nichts, sagte sich Diethelm, aber dieser hat doch eine gute Vorbedeutung.
    Am Waldhorn in Buchenberg stieg der Reppenberger ab und lustig knallend fuhr Diethelm nach seinem Haus und erzählte der Frau, daß der gute Schick nun in diesen Tagen eintrete und alle Wolle so viel als verkauft sei.
    »Gott Lob und Dank!« rief die Frau, die Hände in einander schlagend, »ich hab' dir's nicht sagen wollen, daß mir's immer gewesen ist, wie wenn die Deck' und Alles, was darauf ist, mir auf dem Kopf liege.«
    »Mir auch,« sagte Diethelm zutraulich und schnell dachte er jetzt in dieser heitern, arglosen Stimmung Vorsorge zu treffen und er fuhr fort: »Ich hab' immer Bangen gehabt, es geht einmal ein Feuer aus und der Teufel hat doch sein Spiel und wenn auch das Sach' versichert ist, was nutzt das wenn Eins von uns umkäm', und da hab' ich mir schon oft gedacht, da zu dem Fenster 'nausspringen thut man sich keinen Schaden, weil der Dunghaufen der da ist.«
    »Red' so was nicht; das heißt Gott versuchen,« wehrte die Frau ab und Diethelm erklärte, daß das nur ein vorübergehender Gedanke war; innerlich aber fühlte er sich erleichtert, seiner Frau den Weg gezeigt zu haben, wenn er sie nicht vorher aus dem Hause bringen konnte; denn durch ihn allein, von keiner andern Menschenseele gekannt, sollte die That geschehen.
    Heute machte Diethelm keinen Versuch mehr, den Inhalt des Kutschensitzes zu verstreuen, er freute sich des fallenden Schnees, der die Halbkutsche in der Scheune ließ und den Schlitten zur Verwendung brachte.
    Am Morgen fühlte Diethelm noch einmal ein Bangen über seinen Vorsatz, und doch war's ihm, als hätte er Jemand das Versprechen gegeben, ihn zu vollführen. Eben wollte er die geweihte Kerze in das Pfarrhaus schicken, als seine Bruderstochter aus Letzweiler ankam. Noch bevor sie ein Wort reden konnte, weinte sie laut und erklärte endlich, daß man in G. sage, Diethelm werde ihr keine Aussteuer geben, die Hochzeit nicht stattfinden und sie im Elend bleiben. Man konnte nicht herausbringen woher das Gerücht gekommen war und das Mädchen, das immer auf der Bank sitzen blieb und nicht aufstand, schwur, daß sie sich ein Leid anthue, wenn das Gerücht wahr sei. Diethelm stand lange still vor dem Mädchen, betrachtete es scharf, so daß es die Augen niederschlug, und sich auf die Brust schlagend, daß es dröhnte, schwur Diethelm: »Guck, mir soll die Kerze da auf der Seele verbrennen, wenn du nicht Alles von mir bekommst, wie ich's versprochen habe.«
    Er ging mehrmals mit schweren Schritten die Stube auf und ab und stand wieder vor dem Mädchen still und sagte:
    »Warum hast du denn ein so schlechtes Kleid an? Hast keine besseren?«
    »Freilich, ich hab' ja die zwei, die Ihr mir geschenkt habt, aber ich will sie sparen.«
    »Du weißt ja,« fuhr Diethelm auf, »ich kann nicht leiden, wenn Eines von den Meinigen so verlumpt daher kommt. Mein' Frau muß dir von der Fränz ein anderes Kleid geben. So darfst du nicht durch das Dorf. Ich will der Welt zeigen wer ich bin.«
    Wuth gegen die Welt, die seinen Ehrennamen so grundlos angriff und ein freudiger Hohn, daß er es in der Gewalt habe, Rache zu nehmen, alle bösen Nachreden zu Schanden zu machen, kochten in seinem Herzen. Er stand gerechtfertigt vor sich da, das Schlechteste zu thun; traute man ihm ja das Schlechteste zu, und Niemand hatte ein Recht oder einen Grund dafür. Das Mädchen, das sich wohl auf einen scharfen Zank gefaßt gemacht hatte, schaute mit gefalteten Händen wie anbetend zu Diethelm auf, der ihm liebreich die Wangen streichelte, denn ein freudiger Gedanke erhob ihn; sichtbarlich zeigte es sich ihm: er mußte die That thun, um die Stütze seiner Familie zu retten. Die ganze Macht seiner Familienliebe erwachte in ihm: nicht für sich, für alle seine Angehörigen mußte er der bleiben, der er war, alles Verdammungswürdige in seiner That war nur verkannte Tugend.
    Medard kam in die Stube und berichtete die Zahl der Lämmer, die in diesen Tagen sich zahlreich eingestellt hatten, indem er dabei bemerkte, der Meister möge doch auch wieder einmal in den Stall kommen und nachschauen. Diethelm wies den Medard mit strengem Blick ab und sagte, er habe jetzt anderes zu thun; als er aber dem stechenden Blick Medards begegnete, fügte er hinzu: ich komme gleich. Er überdachte schnell, daß er nichts auf sich kommen

Weitere Kostenlose Bücher