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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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daß Brosi ein Brennen in den Augen verspürte.
    »Ich rauch' nicht mehr. Ich lass' mein' Pfeif' gleich da,« – das war Alles, was er hervorbrachte, und mehr stolpernd als gehend verließ er die Stube und das Haus; aber schon am Abend kam er wieder und sagte geradezu, wie er sich's ausgedacht, daß er eigentlich in Endringen keine Heimath habe, er sei dort bei seiner Mutterschwester und könne besser hier sein und erspare noch den Weg hin und her; wenn daher die Base (in der Gegend von Haldenbrunn nennt sich Alles, was sich kennt, Vetter und Base) Nichts dagegen habe, wolle er, so lang der Kirchenbau noch daure, in ihrem Hause bleiben, und für das Kochen einer warmen Suppe und die Unterkunft einen billigen Entgelt leisten.
    »Mein' Moni schlaft bei mir, und wir haben sonst kein Bett,« entgegnete das Apothekerrösle, worauf Brosi als des Einverständnisses sicher auseinandersetzte, daß er ein paar Tage auf dem Heu schlafe und sobald man mit einem Karren von Endringen herüber könne, hole er sein eigen Bett; es sei ihm ohnedies lieb, dies einzige Erbstück von seiner Mutter in guter Hand zu wissen, da er nicht sicher sei, daß ihm seine Hausleute nicht die Federn stehlen, während er auf Arbeit sei.
    Es war während dieser Verhandlung Nacht geworden, und der Regen strömte wieder mächtig herab. Ohne weitere Erörterung klopfte das Apothekerrösle wieder mit der Faust dreimal an die Wand und rief der Monika, sie solle gleich Wasser an's Feuer stellen und dem Brosi seinen Thee bereiten.
    »Und ich will nicht,« schrie Monika, daß es im ganzen Hause gellte.
    »Geh' 'naus, sie ist noch bös,« winkte die Mutter dem Brosi und zwinkerte dabei mit den Augen so einverständlich, daß es Brosi graute vor dem was er begonnen. Er gehorchte zögernd, aber kaum war er in der Küche als Monika sie verließ, in die Stube eilte und lauten Zank erhob, daß die Mutter den Brosi in's Haus nehme und betheuerte, daß sie in finsterer Nacht davon gehe, wenn es dabei bleibe. Eine Weile überschrieen sich beide Frauen so sehr, daß man kaum die Stimme der einen von der der anderen abscheiden konnte; dann trat eine Pause ein, in der man nur noch ein Weinen vernahm und jetzt sagte die Mutter:
    »Ich hab' den Brosi so fest wie einen Finger an der Hand. Der geht nicht mehr aus dem Haus, und niemand Anders als du kriegt ihn, und du wirst mir's noch danken, wenn ich schon lang verfault bin.«
    »Und ich geh' davon, so weit mich meine Füß' tragen,« rief Monika.
    »Und kommst doch wieder,« entgegnete die Mutter ruhig, »sei froh, daß du bös auf ihn gewesen bist, eh' du ihn hast, du ersparst's für nachher.«
    Das wollte dem unwillkürlich lauschenden Brosi doch nicht zu Sinn, er kam sich doch wieder wie verzaubert vor; und hätte er sich nicht geschämt, er wäre noch in der Nacht davon gelaufen. Wer weiß auch welch' ein Trank ihm bereitet wird. Eben hatte es aber die Mutter dahin gebracht, daß ihm Monika die gemischten Kräuter in die Küche trug. Durch solche Hand, dessen war Brosi gewiß, geht kein Trank, der Einem Böses anthut, und noch als er die schwankende Treppe hinaufstieg, hörte er Monika klagen:
    »Mutter, Ihr habt's verschuldet, wenn ich von dieser Nacht an einen bösen Namen hab', daß ich keinem Menschen mehr frei in's Gesicht sehen kann.«
    Wo solch' ein Sinn daheim ist, hat keine Hexerei eine Gewalt – das war der Gedanke, mit dem sich Brosi in das duftende Heu niederlegte.
     
Drittes Kapitel.
     
    Der Speicher war von innen nicht verschließbar, nur von außen befand sich ein Holzriegel an der Treppenthür. Was war aber zu gefährden in solch' einem Hause? Brosi legte sich behaglich in das Heu. Kaum aber lag er eine Weile, als er sich wieder aufrichtete; die Treppenstufen knarrten, es schlich etwas herauf wie eine Katze so leise, aber nur von einer Menschenlast konnten die Treppen so knarren, es mußte Jemand sein, der barfuß herauf kam.
    »Wer ist da?« rief Brosi halb in Furcht halb in Zorn.
    Niemand antwortete, das Heraufkommende stand offenbar still auf seinem Platz, eine Weile horchte Brosi hinaus, man hörte nichts als das Rauschen des Forlenbaches und das Zirpen der Grillen in der warmen, wieder regenlosen Sommernacht. Schon glaubte Brosi, daß er sich getäuscht habe und wollte sich ruhig wieder ausstrecken, da hörte er es mit den Händen tastend noch einige Treppenstufen heraufkommen und laut wurde der Holzriegel an der Treppenthür in den Kloben gestoßen.
    Jetzt war keine Täuschung mehr möglich und

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