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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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»In's Teufels Namen was ist das?« rief Brosi auffahrend.
    »St! Stille! Ich will dir was sagen,« erwiderte eine leise Stimme.
    »Wer ist denn da?«
    »Ich bin's, die Monika. Komm' da her an die Thür, aber thu' leise, ich will dir was sagen.«
    »Mach' die Thür auf, dann kannst besser reden und ich kann sehen wer es ist. Mach' die Thür auf oder ich stampf' sie ein.«
    »Ich bitt dich, thu leise,« bat die Stimme draußen wieder, »ich mach' nicht auf. So kann ich besser mit dir reden, und wenn dir dein Leben lieb ist, hör' mir ruhig zu und polter' nicht und pockel' nicht und sei ganz still.«
    »Was willst denn, wenn du die Monika bist? Wenn du 'rein willst, mach' auf. Was willst denn vorher ausmachen?«
    »Red' nicht so schlecht. Eben deswegen komm' ich ja. Was mein' Mutter vorhat, ich weiß nicht und will's nicht wissen. Es ist mein' Mutter, ich darf nicht schlecht von ihr denken und thu du's auch nicht. Guck, ich lieg' da vor der Thür auf den Knieen und heb' meine Hände zu dir auf und bet' wie man zu Gott betet. Brosi, du bist ein braver Mensch gewesen und ich auch ... und wenn dir deine eigene Ehre lieb ist und die von einem armen Mädchen auch – Brosi, thu mir den einzigen Gefallen und bleib' nicht mehr im Haus, kein' Minut, kein' Stund mehr. Ich bitt' dich, nimm deine Stiefel in die Hand und geh' leise herunter, die Hausthür kannst von innen aufmachen. Brosi, sei barmherzig und geh.«
    »Wo soll ich denn hin jetzt in so später Nacht und aus dem ersten Schlaf heraus? Ich bin ohnedem krank.«
    »Geh' noch nach Endringen, oder wenn du nicht willst, drüben beim Jörgtoni schlafen noch drei fremde Maurer, da kannst du auch sein.«
    »Morgen will ich's thun. Heute geh ich nimmer fort.«
    »Wenn du nicht heut gehst, bist du verloren auf ewig und ich auch. Brosi, sei barmherzig. Du wirst es sonst in deiner Todesstunde bereuen, der Angstschweiß auf der Stirne wird dich gemahnen, wie du ein armes Mädchen –«
    »Ho ho! Thu nicht so arg. Ich geh' ja, aber mach' nur auf und komm ein bisle 'rein.«
    »Bist du schlecht Brosi? Willst du schlecht sein?«
    »Nein, ich hab' ja schlafen wollen. Ich will ja nichts. Morgen will ich gehen, oder meinetwegen heut, du Heilige. Mach' nur auf und gieb mir die Hand.«
    »Schwörst du, gleich zu gehen?«
    »Ja, ich schwöre. Mach' nur auf und gieb mir die Hand.«
    »Schwörst du, ohne Bedingung zu gehen?«
    »Ja, so wahr mir Gott helfe zu einem rechtschaffenen Leben und zu einem leichten Tod.« –
    Brosi drückte an die Thür, sie war offen, er hatte sie nicht entriegeln gehört, er vernahm keinen Tritt die Treppe hinab, kein Oeffnen und Schließen der Stubenthüre. Alles war wie in die Luft verschwunden, keine Menschengestalt, keine Stimme, nur der Forlenbach rauschte, die Heimchen zirpten noch und die einzige Kuh im Stall brummte wie verschlafen.
    Brosi nahm die Stiefel in die Hand und von Angst gejagt als fliehe er aus einem brennenden Hause, stieg er die Treppe herab, öffnete das Haus und stand frei athmend draußen in der stillen Nacht. Er zog seine Stiefel an und eilte nach Endringen.
    Den ganzen andern Morgen war Brosi bei der Arbeit immer selbstvergessen und träumend, er hielt oft den Hammer unbewegt in der Hand und vergaß den Stein vor sich zu meißeln und als er ihn einfugte und mit Mörtel befestigte, schöpfte er mehrmals aus dem leeren Kübel ohne es zu merken. Der Bauführer, der das lässige Wesen Brosi's sah, ließ ihn hart darob an und Brosi hörte ihn mit offenem Munde an, als gelte das gar nicht ihm. Am Mittag, als Brosi wieder auf dem Boden stand, war es ihm als ginge die ganze Welt mit ihm im Kreise herum. Er aß ohne Hunger und als er sich eine Weile niederlegen wollte, konnte er keine Ruhe finden, denn er lag wie in schaukelnder Wiege. Er stand auf und ging zuerst nach dem Hause des Jörgtoni und bestellte sich eine Schlafstelle, und wie unwillkürlich ging er dann nach dem Hause des Apothekerrösle.
    Mutter und Tochter thaten gleich verwundert über sein nächtliches Entweichen; nur als Brosi bemerkte, daß er sich beim Jörgtoni eingemiethet habe, glaubte er ein kaum merkliches Nicken der Monika zu beobachten.
    Da sich Brosi heute nicht arbeitsfähig fühlte, schenkte er sich den noch halben Arbeitstag, holte sein Bett in Endringen und war nun erst ganz in Haldenbrunn daheim.
    Das Apothekerrösle hatte seinen Namen nicht umsonst; Brosi fühlte sich bald wieder hergestellt von den Folgen jener tollen Tanznacht.
    Brosi kam oft in das Haus des

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