Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
Vom Netzwerk:
Füß.
     
    Die Bänder mußten losgemacht werden, die Brautjungfer mußte sich auf seine Hände stellen und er tanzte eine Weile so mit ihr bis er sie in den Armen auffing und singend mit ihr den Reigen beschloß.
    Von dieser Zeit her stammt der Bändelestanz; man nennt ihn auch noch den Brositanz und Niemand konnte ihn meisterlicher ausführen als der Urheber.
    »Mein Mann ischt koaner!« 1 rief der Brosi oft und oft und von jenem Abend an hatte er diese Redensart und wendete sie bei vielen Gelegenheiten an.
    Die Monika wäre ohne einen Fuß zum Tanz gesetzt zu haben, nach Hause gegangen, wenn sich nicht die Schneiderin von Haldenbrunn über sie erbarmt und einmal mit ihr herumgetanzt hätte, wobei sie viel gestoßen und gedrückt wurde, denn die Burschen haben es darauf abgesehen, Mädchen die allein tanzen, anzurennen. Als Monika über den Bachsteg ihrem Hause zuging, nahm sie den Rosmarinstrauß von dem Busen und warf ihn hinab in den Bach; es hatte kein Bursch darnach verlangt und der von dem sie es gewünscht hätte, war schlecht und stolz und gab sich doch zum Hansnarren her.
    Das dachte aber Brosi nicht, er hätte gern immer aufgeschrien vor Lust, aber seine sonst unangreifbare Kehle schien nicht mehr mitthun zu wollen, so sehr er ihr auch mit kaltem und warmem Wein zusprach; er ballte jetzt oft still die Faust vor innerer Seligkeit.
    Es war tief in der Nacht, da sagte Brosi, daß er am Morgen wieder an die Arbeit gehe und sich mit dem Hammer einen Hopser und mit der Kelle einen Schleifer spiele; da trat der Hochzeiter auf ihn zu und sagte:
    »Was hast denn Taglohn?«
    »Zehn Kreuzer,« erwiderte Brosi, denn so nieder stand zu selbigen Zeiten noch der Taglohn.
    »Ich geb' dir das Doppelte,« rief der Hochzeiter, »da nimm, du mußt da bleiben und die Lustbarkeit erhalten. Da nimm.«
    Die Mädchen kamen wieder und bestimmten Brosi doch einzuwilligen, da sprang er auf und rollte die Augen so wild, daß die Mädchen scheu vor ihm zurückwichen; er nahm einen sauer verdienten Kronenthaler aus dem Beutel, warf ihn den Musikanten zu und rief:
    »Aufgespielt! Die Schmalzbauern meinen, sie könnten die Lustigkeit auch kaufen, sie geben einen guten Taglohn für einen Lustigmacher. Dreidutzend Juchhe um einen Groschen,« schrie Brosi mit plötzlich wieder hell gewordener Stimme. »Aufgespielt! hellauf! Weg da, Hochzeiter, weg, oder dein' Hochzeit ist dein Tod.«
    Und wieder begann er zu tanzen und zu singen und zu trinken, aber Alles in Ingrimm und um zu zeigen, daß er sich um die angethane Schmach nichts kümmere. Er zerschlug nach einander drei Gläser aus denen er getrunken und als es dem Morgen immer näher kam, die Musikanten aufhören wollten und die Mädchen sich nach einander fortschlichen, ließ sich Brosi noch allein aufspielen und ohne sein Sonntagsgewand auszuziehen ging er im Morgengrauen nach Haldenbrunn an die Arbeit.
     
Fußnoten
     
    1 Ist keiner. Mit mir kann sich Niemand vergleichen.
     
     
Zweites Kapitel.
    Auf dem Stege schaute Brosi hin und her, aber Niemand grüßte ihn und hadernd mit sich selber und übernächtig von der tollen Lust that er seine Arbeit, voll Reue, daß er sich dazu hatte verleiten lassen, sein mühsam Erworbenes im Trotze zu verschleudern, worüber ihn die fetten Bauern gewiß noch hinterdrein auslachten.
    Viele Tage sah Brosi Nichts an dem Hause des Apothekerrösle und nur das war ihm erwünscht, daß er an jenem Abende nichts mit Monika angeheftelt hatte; er konnte nun um so freier in die Welt ziehen, aber sparen mußte er mehr als je, denn die Hochzeit hatte den größten Theil des Reisegeldes aufgezehrt.
    Wenn Brosi gut aufgeräumt war, freuten sich deß besonders die Speisbuben, die den Mörtel auf das hohe Gestelle zu tragen hatten, denn war Brosi's Kübel leer, so trommelte er immer so lustig in die Höhlung, daß es gar nicht wie eine harte Mahnung klang und fast tanzend kletterten die Speisbuben die hohen Leitern hinan und verwechselten den leeren Kübel mit einem vollen. Seit mehreren Tagen aber klopfte der Brosi so wild und so melodielos in seinen Kübel und zankte noch mit den lässigen Speisbuben.
    Das Wetter hatte sich gewendet und es goß beständig in Strömen herab, so daß die Arbeit noch überdieß eine wenig freudige war. Durchnäßt, frierend und hustend (denn seit der Hochzeitnacht fühlte er stets einen stechenden Schmerz auf der Brust) ging Brosi am Morgen und am Abend ungegrüßt über den Steg. Der Forlenbach, der sonst in den hohen Sommermonaten

Weitere Kostenlose Bücher