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Schwarzwaldau

Schwarzwaldau

Titel: Schwarzwaldau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Holtei
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Reisegesellschafter auch als solcher nicht den Himmel auf Erden; denn Ihre Launen sind unzählbar und es gehört viel Geduld zum dauernden Umgange mit einem Manne Ihres Gleichen. Ich fügte mich; die Freiheit war einmal verkauft, wenigstens so lange die Reise währte. Doch die Rache , das Recht an sie, hab' ich Ihnen nicht verkauft; sie wäre mir auch gar nicht feil gewesen, hätten Sie mir dafür zahlen wollen so viel als Sie dem – geliebten Hausfreunde zuwarfen, da Sie ihm Agnesens Nachlaß schenkten. Ha, ha, er ist fertig damit! Seine jungenhafte, unsinnige Verschwendung hat ihn schon wieder – –«
    »Hast Du ihn gesehen?« fragte Emil; »ist er hier? Ich hab' es geahnet!«
    »Ruhig! Kaltes Blut! Wenn er auch hier am Orte sich befindet, für's Erste geht es ihm schlecht; er hat sich gerade heute tief genug erniedriget, um vor meiner Rache ziemlich sicher zu sein. Doch hab' ich seine Fährte und halte sie fest. Der Spürhund, den ich ausfand – eine Hündin ist's, aber mit feiner Nase, – wird mir dienen, wie ich's verlange. Seien Sie ohne Sorgen; gehen Sie Ihren Angelegenheiten nach in Geldsachen, ich werde Ihre Ehrensache wahrnehmen, indem ich meinem Haß genüge. So lange er seinen Eid nicht brach – mag er dieß verächtliche Dasein weiter führen. Seine Spur, wie gesagt, verlieren wir nicht mehr: ich – und Lucie. Denn, damit Sie's nur wissen, Lucien fand ich wieder, bei ihr hab' ich mich verspätet, – und nun fragen Sie nicht weiter, warum ich unwirsch bin. Gehen Sie zu Bette, Emil.«
    Emil von Schwarzwaldau that, was Franz Sara ihm befohlen.

Einundzwanzigstes Capitel.
    Caroline stand mit ihrer Mutter am offenen Fenster und sah über die breite Gasse, in welcher das Gasthaus ›zum schwarzen Roß‹ belegen, nach dem alten Pulverthurme, durch dessen hochgewölbte Pforte so eben ein junger Mann in's Innere der Altstadt Prag's gegangen war, den sie für Gustav hielt. »Ich habe deutlich gesehen, denn dazu ist noch Tag genug, daß er,« – so sprach sie zu Mama Reichenborn, – »unten am Hausthore mit dem Portier redete. Gewiß hat er sich nach uns erkundiget? Gewiß folgte er uns aus Dresden hierher nach Prag. Und nun haben die dummen Menschen, die niemals einen Namen ordentlich behalten, ihn fortgeschickt, und er sucht uns vergeblich im Engel, oder Gott weiß wo?«
    »Wenn das der Herr von Thalwiese gewesen ist, derselbe, der neulich in Dresden . . . .«
    »Derselbe, liebe Mutter!«
    »Nun, meine liebe Caroline, dann mach' ich mich anheischig, ihn – aufzuessen, sobald Du mir's gestattest, und ihn nicht etwa selbst aus närrischer Liebe fressen willst! aufzuessen wie er geht und steht. Das war so gewiß ein ganz anderer Mensch, als es außer Deinem Gustav noch andere Menschen giebt; wenn auch nicht für Dich, wie ich merke! Sage mir nur, Kind, wie es möglich wurde, daß die eine einzige Stunde des Wiedersehens Dich wieder gar so sehr in Flammen setzte? Ich dachte, das wäre längst verwunden und verschwunden?«
    »So lange diejenige lebte , die ihn mir abwendig gemacht, die ihn mir geraubt; – oder vielmehr: so lange ich sie noch am Leben wähnte , mußte er nothwendig todt sein für mich. Warum hätt' ich Dich mit meinen Leiden, mit meiner Sehnsucht nach ihm ängstigen sollen? Warum Dir das Dasein verderben? War es nicht genug, daß ich das meinige verdarb? Daß ich mich abquälte und abhärmte? Ach, es giebt keinen größern Gram, als hassen zu wollen , wo man so innig liebte! Und ich habe Agnes geliebt. Da kommt nun er, den eine Bezauberung mir entriß und zeigt sich, frei von jenem Zauber, mir wieder geneigt. Die uns trennte ist begraben; ein furchtbarer Rache-Engel ist für mich eingeschritten. Darf ich nicht glauben, daß dieser, nachdem er sein blutiges Amt verwaltet, sich in den Schutzgeist meiner Liebe umwandeln, daß er mir den Reuigen zuführen wollte?«
    »Das klingt sehr hübsch, aber ich sehe kein gutes Ende. Von mir und meinen Befürchtungen will ich schweigen; ich bin stets eine allzu nachgiebige Mutter gewesen. Doch des Vaters Abneigung wider den jungen Herrn« . . . . . .
    »Hat sich bedeutend verringert, seitdem er ihn persönlich kennen lernte.«
    »Das will ich nicht leugnen. Dennoch ist noch ein großer Abstand, von der Aeußerung: ›nicht so schlimm, wie ich mir ihn dachte!‹ bis zu der Erlaubniß auf die Du hoffst! Du hoffst überhaupt zu viel von dem Gegenstande Deiner heißen Liebe. Hast Du denn auf einmal vergessen, was Du selbst über ihn gesagt, wenn

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