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Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
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Jahrhundert.«
    Â»Tschuldigung. Also, Martina. Sie kennet doch diesen jungen Barkeeper von der Strandbar ganz gut …«

20. City Rondell
    Es geschah selten, dass Riesle mal zu einem Termin zu früh kam. Ein Running Gag bei Pressekonferenzen in der Doppelstadt war seit langer Zeit, dass der Gastgeber sagte: »Oh, Herr Riesle ist schon da? Dann wird es ja höchste Zeit, anzufangen.«
    Heute saß der Journalist schon zehn Minuten vor seiner Verabredung mit dieser Frau Wagner, die ihn gestern in der Redaktion angerufen hatte, im Café des Schwenninger Einkaufszentrums City Rondell. Das Café befand sich auf einer Ballustrade oberhalb des geschäftigen Treibens und bot unter anderem einen Blick auf zahlreiche große Uhren über der Ladenpassage, die anzeigten, wie spät es gerade in verschiedenen Metropolen der Welt war.
    Acht vor acht hatten die Menschen in Peking.
    Italienische Orte waren aufgrund des fehlenden Zeitunterschiedes nicht aufgeführt, aber Riesle dachte dennoch an Hummel und Winterhalter.
    Er musste den Kontakt zu ihnen halten.
    Am besten sofort?
    Nein, doch besser später. Erst bedurfte es noch einer Vorbereitung auf das nun folgende Gespräch.
    Also: Der betrunkene Bäuerle hatte am Vorabend einen interessanten Hinweis gegeben – und da Didi das Gesagte heute Morgen in nüchternem Zustand noch einmal kurz telefonisch bestätigt hatte, schien etwas dran zu sein.
    Er sei, so Bäuerle, vor einigen Jahren ein paarmal in einem bestimmten »Etablissement« verkehrt. Da der Hausmeister sonst nie Fremdwörter benutzte, wusste Riesle ziemlich genau, um welche Art Etablissement es sich handelte, auch wenn er selbst nie dort gewesen war.
    Es musste um einen kleinen Teil des durchaus blühenden Rotlichtmilieus von Villingen-Schwenningen gehen.
    Ein kleiner Club mit diversen Separees und einer Handvoll Damen, die dort Dienst taten.
    Wobei sich der Dienst, wie Bäuerle ungefähr sieben Mal betont hatte, keineswegs nur auf sexuelle Dinge beschränkte.
    Â»Beschränkt heißt, Sexuelles plus gute Gespräche?«, hatte Riesle gegrinst.
    Â»Nicht bei mir. Ich bin nur ein, zwei Mal da gewesen, weil mich ein Kollege mitgeschleppt hatte. Man hat halt Sekt getrunken und in netter Atmosphäre geredet.«
    Â»Du bist allenfalls Martina Rechenschaft schuldig, nicht mir.« Riesle hob abwehrend die Hände.
    Â»Da war ich doch noch gar nicht mit Martina zusammen. Auf jeden Fall war sie sehr nett. Irina nannte sie sich. Eine Osteuropäerin.«
    Â»So weit stimmt’s. Also Prostitution«, hatte Riesle nachdenklich vor sich hin gemurmelt. »Und außerdem Drogen …«
    Â»Von Drogen weiß ich nichts«, hatte Bäuerle erschrocken gesagt. »Und seit ich Martina kennengelernt habe, war ich da eh nie mehr. Auf Dauer hätte ich mir das gar nicht leisten können.«
    Â»Was meinst du mit DAS  …?«, hakte Riesle nach.
    Â»Den Sekt!«
    Riesle hatte sich den Spruch gerade noch verkniffen, dass Didi möglicherweise bald wieder dort hingehen könne, wenn das mit Martina und diesem Italiener …
    Â»Guten Tag. Herr Riesle?« Eine Frau trat an seinen Tisch.
    Wenigstens sie kannte sein Foto ganz offensichtlich aus seiner Kommentarsparte im Kurier .
    Â»Guten Tag. Frau Wagner?«
    Sie zögerte. »Mein Name tut nichts zur Sache. Auf jeden Fall bin ich diejenige, die Sie gestern angerufen hat.«
    Riesle schätzte die Frau auf knapp vierzig und als eine von der Sorte, die so wirken wollte, als habe sie Geld.
    Sie war schick angezogen, trug Markenklamotten, während Riesle wieder seine Standardkluft aus Jeansjacke und Jeanshose ausgewählt hatte. Auch war sie sorgfältig geschminkt, die silberfarbene Handtasche glänzte. Dem Gesicht der Frau sah der Journalist dennoch an, dass sie schon einiges durchgemacht haben musste.
    Sie bestellte einen Cappuccino sowie einen »Hugo«.
    Â»Es geht um Elena«, leitete sie das Gespräch ohne Umschweife ein.
    Â»Oder Irina – wie auch immer sie sich in ihrem Gewerbe nannte«, gab Riesle zurück und erntete ein Staunen, in dem sich wohl auch eine Spur Angst verbarg.
    In New York war es jetzt zehn Uhr zehn morgens.
    Â»Das wissen Sie?«, fragte Frau Wagner.
    Riesle nickte und trank den zweiten Espresso aus. Sein Magen rebellierte leicht. Die Junggesellenernährung der letzten Jahre und das unregelmäßige, oft nächtliche

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