Schwarzwaldstrand
dafür zum Ausgleich einige Stunden am Tag nur um seine Frau zu kümmern. Alles eine Frage der guten Organisation.
Der im Verlauf der schwarzwaldmusikalischen Befragung aufgekommene Vorschlag, den Bungalow der Toten zu untersuchen, gefiel Hubertus ausgesprochen gut. Es gab nur ein Problem: Den Schlüssel hatte der Campingplatzchef Di Salvo â und der würde ihn wohl kaum herausgeben, schlieÃlich war seine Standpauke gegenüber Winterhalter kaum milder als die von Hilde gewesen.
»Wir können doch in diesen Bungalow nicht einfach einbrechen«, raunte Hummel Winterhalter zu, während Harald dem Kommissar von gegenüber zu seinem »endgeilen« Auftritt am Vorabend gratulierte.
»Ihr Schalke-Lied als Zugabe war auch nit schlecht«, betonte der pflichtschuldig, überhörte dann aber das Angebot des Ruhrpottlers, gleich noch mal an Ort und Stelle das »Blau und weià ein Leben lang« zum Besten zu geben.
Von nebenan grüÃte Dietmars Gattin, die weniger Worte machte als ihr Mann. Eine nicht unattraktive, eher zurückgenommene Frau. So richtig fröhlich hatte Hummel die Frau noch nicht gesehen, und bei Dietmar war das Grinsen wohl auch professionell aufgesetzt.
Ãberhaupt waren die meisten Leute hier nicht so richtig entspannt. Das Gros, so überlegte Hubertus weiter, achtete sorgsam darauf, dass das heile Familienbild, das die Leute von sich zeichneten, gegenüber den Nachbarn keine Risse bekam.
Im Vergleich dazu waren Haralds durch ihre Dickfelligkeit und mangelnde Rücksichtnahme schon fast authentisch. Harald war der Boss, der unsympathische, dauerfernsehende Sohn der Stammhalter, und Haralds Frau hatte eben irgendwie zu funktionieren. Vermutlich hatte auch das Harald-Ehepaar nicht identische Interessen, aber das war egal, weil sie seit der Hochzeit ohnehin nur als Erfüllungsgehilfin fungierte.
Und wie war das bei Familie Hummel? Hubertus drückte sich um eine wirkliche Analyse, überlegte stattdessen, dass er nicht einmal den Namen von Dietmars Frau kannte.
Elke schon. »Constanze, sollen wir uns dann nachher mal treffen?«, rief sie hinüber und erntete ein interessiertes Nicken.
»Ah, was habet Sie beide denn vor?«, fragte Winterhalter halbwegs engagiert, auch deshalb, weil die beiden Frauen sich ja vielleicht der Hilde annehmen und sie so etwas ablenken konnten.
»Gemeinsam meditieren«, orakelte Hubertus gallig und wunderte sich gar nicht, als die beiden bestätigend nickten.
»Aha, spannend«, setzte Winterhalter das Gespräch mit Elke fort. »Des würd mei Frau sicher au interessiere ⦠Hilft des auch gege Kreuzschmerze? Des isch so ä Berufskrankheit, wenn mer än Bauernhof hät.«
»Aber sicher«, nickte Elke.
»Ich bin Krankenschwester, und bei mir sind die Rückenschmerzen ebenfalls eine Berufskrankheit«, ergänzte Constanze. »Dazu habe ich mich jetzt auch noch an einer Gasflasche verhoben.«
»Das ist ja auch Männerarbeit«, rutschte es aus Hubertus etwas vorlaut heraus. Er ahnte sofort, dass sich das irgendwann rächen würde â¦
Elke tadelte ihn zunächst nur mit Blicken und wandte sich dann dem Kommissar zu: »Wenn Ihre Frau Interesse hat, darf Sie gerne bei mir vorbeikommen. Ich habe erst jüngst zwei sehr interessante neue Meditationsmethoden kennengelernt. Geheimes Wissen alter Indianerinnen, von denen mir ein ehemaliger Sannyasin berichtet hat.«
»Ich sagâs ihr gerne«, meinte Winterhalter schnell, der plötzlich starke Zweifel hatte, ob Hilde sich wirklich dafür begeistern konnte. Möglicherweise war sie selbst im Urlaub viel zu praktisch für so etwas veranlagt. Aber Hauptsache, er hatte den Rücken frei â¦
Dann wandte er sich wieder Hubertus zu: »Sie habet recht. Ich kann und will in diesen Bungalow nit einbreche. Aber ich denk schon, dass mir dort etwas herausbekomme könntet. Wir müsset uns allerdings beeile, denn möglicherweise wird des Gepäck der Dote bald ausgeräumt.«
»Sie waren doch schon oft hier, Winterhalter. Kennen Sie denn niemanden auÃer Di Salvo, der an einen Schlüssel für den Bungalow kommt?«
Winterhalter dachte nach, kam aber nicht so richtig weiter.
Doch nach einer Weile leuchteten seine Augen. »Fräulein Martina«, sagte er.
Die blickte vom iPad auf und drehte sich um. »Nur Martina, bitte. Wir sind schlieÃlich im einundzwanzigsten
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