Schwarzwaldstrand
Schalke-Wecker herum, doch auch da befand sich der Schlüssel nicht. Stattdessen löste er den Alarm aus: »Steht auf, wenn ihr Schalker seid«, dröhnte es in unbotmäÃiger Lautstärke. Er schlug wie wild auf alle Tasten des Weckers ein und sah sich dann vorsichtig um. Puh, niemand schien in der Nähe. Noch nicht einmal einer der Securityleute. Fragte sich nur, wie lange es noch ruhig blieb â¦
Nachdem er auch den festgeschraubten Fernseher einer raschen Untersuchung unterzogen hatte, war ihm klar: Haralds hatten den Schlüssel dabei und dessen Ersatz, sollte es einen geben, vermutlich im Wohnmobil.
Als Riesle wieder zu seiner Leiche zurückwollte, warf er noch einen letzten Blick auf den Radkasten, das dümmste aller Schlüsselverstecke. Und tatsächlich: Da, auf dem Rad, lag er! Dass Harald einfach gestrickt war, hatte er gleich bemerkt, aber das hatte Riesle selbst ihm nicht zugetraut.
Der Journalist klatschte sich auf die schweiÃnasse Stirn, nahm den Schlüssel und trat einen Moment später in Haralds Wohnwagen ein. Seine erste Amtshandlung war das Anstellen der Klimaanlage, deren Regler sich direkt neben der Eingangstür befand. Nach kurzer Zeit strömte ihm eine herrliche, angenehme Kühle entgegen. Er warf sich auf das nächstbeste Bett und döste einige Minuten, ehe er sich seines Vorhabens entsann.
Wo war die Kühltruhe?
Haralds hatten wirklich den kompletten Hausstand dabei. Sogar Eierlikör. Bäh!
Mit so einem Campingmobil, musste Riesle allerdings einräumen, war ein derartiger Urlaub aber tatsächlich nicht ganz so abwegig, wie er bislang geglaubt hatte.
Die Einrichtung war scheuÃlich, klar, aber immerhin vollständig.
Sogar ein gefülltes Bücherregal gab es. Wenig hochkarätige Literatur, aber immerhin wohl alles, was es über Schalke auf dem Buchmarkt gab, dazu ein paar Liebesschnulzen für Mathylde und Comics für den entwicklungsverzögerten Sohn. Sogar drei Fotoalben hatten sie von Zuhause mitgenommen.
Riesle blätterte sie ähnlich schnell durch wie wenige Tage zuvor diejenigen von Frau Kollmann in Unterkirnach. Schnappschüsse von vergangenen Campingurlauben, ganz offensichtlich ebenso hier, auf demselben Campingplatz.
Laaangweilig!
Riesle blätterte immer schneller, nahm das zweite Album, dann das dritte und älteste. Ha, da war tatsächlich ein Schnappschuss von Kommissar Winterhalter! Er mochte etwa zehn Jahre alt sein â der Schnappschuss, nicht Winterhalter. GroÃartig.
Er blätterte weiter.
Plötzlich stutzte Riesle. Wenn das Bild von Winterhalter zehn Jahre alt sein mochte und hier auch nur einigermaÃen eine Chronologie bestand, dann waren die folgenden Fotos vielleicht sieben, acht Jahre alt.
Der Journalist schaute genauer hin. Die Klimaanlage stärkte sein Denkvermögen, und plötzlich war er wieder hellwach. Diese Frau da â die kannte er!
Die Frisur, die Haarfarbe, der Leberfleck auf der linken Wange, alles schon einmal gesehen: Es war die Frau, die er gerade in Hummels Wohnwagen zwischengelagert hatte!
Die Frau war demnach schon früher einmal auf diesem Campingplatz gewesen!
Und eine Person hatte ganz besonders mit ihr zu tun gehabt. Eine Person, die Elena auf einem der Bilder vertrauensvoll ihren Arm um die Schultern gelegt hatte. Jemand, der ihm ebenfalls sehr bekannt vorkam â¦
Riesle blätterte rasch die letzten Seiten durch, machte jedoch keine weiteren interessanten Entdeckungen. SchlieÃlich riss er das Foto aus dem Album. Er musste die Frau auf dem Bild mit der Toten vergleichen.
Realistisch betrachtet gab es auch die Option, dass die Kombination aus Schlafmangel, Anstrengung, Hitze und Bier ihn seines Denkvermögens beraubt hatte und er sich alles nur einbildete. Dagegen sprach diese herrlich kühlende Klimaanlage.
Er stellte die Alben zurück in den Schrank, vergaà die Kühltruhe und das Eis, deponierte den Schlüssel wieder im Radkasten und schlich zurück in den Hummel-Wohnwagen, wo er das Foto aus dem Album zunächst mit den vorhin gemachten Digitalbildern verglich.
Dann â Bettdecke wieder hoch â mit der Leiche in natura.
Es waren einige Jahre seit dem Schnappschuss vergangen, auÃerdem war die Frau inzwischen vom Leben zum Tode befördert worden. Aber das war sie, zweifellos. Er musste handeln!
Aber wie?
In diesem Moment ertönten vor dem Wohnwagen Stimmen.
Er verhielt sich
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