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Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
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den Schlüssel dafür angehauen hatte.
    Nun lag die Eiswanne also neben dem Bett, in dem sonst wohl Martina schlief, und tat Riesle gute Dienste. Immer wieder nahm er sich einen Würfel und fuhr damit über das Gesicht. Sein Gehirn machte allerdings weiterhin ungewöhnliche Sprünge und überlegte nun, wann sein Besitzer eigentlich zum letzten Mal neben einer Frau im Bett gelegen hatte.
    Riesle überlegte, schwitzte, fuhr sich mit einem weiteren Eiswürfel über den Schädel. Und plötzlich hatte er einen neuen, glasklaren Gedanken – den vermutlich treffendsten seit Langem: Klaus, du musst verrückt sein, das hier zu machen!
    Er schaute sich dann in der vermutlich von Elke fein säuberlich aufgeräumten rollenden Behausung um. Und dann, für einen kurzen Moment, grauste ihm vor sich selbst.
    Der Journalist überbrückte diesen ungewöhnlichen Gedanken mit einem Griff in die Wanne. Er öffnete eines der Biere, die ihm Harald mit dem Eis aufgenötigt hatte, nahm einen tiefen Schluck, zwang sich dann aber, nicht weiterzutrinken.
    Er hatte noch etwas zu tun. Und das würde er auch tun – gerade nach dem ganzen Aufwand, den er nun schon betrieben hatte.
    Riesle schnaufte tief durch und schlug die Bettdecke wieder auf. Er wusste wirklich nicht mehr, wann zum letzten Mal eine Frau neben ihm im Bett gelegen hatte.
    Er wusste aber eines ganz sicher: Die damalige Frau war lebendig gewesen …
    Schnell schlug er die Bettdecke wieder zurück, sodass er die Leiche nicht mehr sehen musste. Er hatte sie – sorgfältig in ein Leintuch eingewickelt – vom Kofferraum des Kadetts möglichst unauffällig in den Hummel’schen Wohnwagen verfrachtet.
    Zwei Bier und ungefähr fünfzehn Eiswürfel später entschied er: Decke auf. Er machte ein knappes Dutzend Fotos.
    Vor allem dank der Unmengen Eis, die das Bett inzwischen beinahe in einen See verwandelt hatten, konnte man konstatieren, dass sich die Leiche in den letzten Stunden gut gehalten hatte. Noch nicht einmal die Zeit im Kofferraum hatte ihr wirklich zugesetzt.
    Riesle machte noch einmal ungefähr zehn Bilder, diesmal von der Armbeuge der Toten, in der auch ihm die Einstiche aufgefallen waren.
    Der Journalist musste an seinen Besuch im Villinger »Nashorn« denken. Demnach war die Frau früher auf Droge gewesen. Früher … Sahen die Arme aber dann nach einigen Jahren noch so aus? Die linke Armbeuge war ziemlich zerstochen.
    Dann deckte er sie wieder zu.
    Er würde die Leiche lieber auf den Fotos untersuchen, als den nunmehr vom Eiswasser glitschigen Körper anzufassen.
    Riesle drehte die Bilder auf der Kamera hin und her, zoomte rein, zoomte raus, klickte sich zu den Fotos der Halspartie durch, dann zu den großen Leichenflecken.
    Sein Problem war, dass er nicht wusste, wie er diese medizinisch beurteilen sollte. Kannte er einen Arzt in Deutschland, den er telefonisch um eine Ferndiagnose bitten konnte? Später am Tag sollte ja auch noch ein Artikel für den Kurier via Mail abgesetzt werden. Er brauchte dringend neue Erkenntnisse.
    Dann drängte sich eine weitere Frage in sein Bewusstsein: Was machte er später mit der Leiche? Er konnte sie schlecht irgendwo ungekühlt im Wohnwagen verstecken. Allein des Geruchs wegen würden Hummels wohl bald Verdacht schöpfen.
    Er musste sich beeilen und die Tote zügig wieder in den Kofferraum schleppen.
    Möglicherweise sollte er ohne Rücksicht auf Bäuerle einfach losfahren, um sie in Deutschland auf Mordmerkmale untersuchen zu lassen?
    Doch zuvor brauchte er weiteres Eis. Viel Eis! Die tote Elena hatte definitiv einen höheren Verschleiß an Kühlungsmittel als das Bier.
    Harald. Er würde neues Eis aus dessen Kühltruhe holen. Vielleicht konnte er sich dort auch ein paar Minuten aufs Ohr legen. Riesle war erschöpft.
    Allmählich war schon wieder erhöhtes Verkehrsaufkommen rund um den Hummel-Stellplatz. Jetzt die Leiche nach draußen zu schleppen erschien ihm viel zu riskant.
    Unauffällig verließ er den Wohnwagen in Richtung des Stellplatzes gegenüber.
    Wo konnte der Schlüssel sein? Riesle durchsuchte in Windeseile so ziemlich alles, was sich an dem und rund um den blau-weißen Ruhrpott-Wohnwagen befand. Nachdem er Schalke-Mützen, Schalke-Schals (und das im Hochsommer!), Schalke-T-Shirts und Schalke-Unterhosen durchwühlt hatte, drückte er auf dem

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