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Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Titel: Schweig still, mein Kind / Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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nächstbesten Stein gegriffen und sie erschlagen.«
    »Wir sind zusammen hergelaufen.« Hermann stand nur noch wenige Meter von Ehrlinspiel entfernt. »Meine Schwester hat mir erzählt, dass sie bei Sina war und da gesehen hat, was sie durchmacht seit damals. In welchem Zustand sie ist.« Er lachte auf. »Sie war sensibel, die Lissi.« Er wurde ruhiger. »Schon als Kind hat sie immer verstanden, wie es in anderen aussah. Dann hat sie erfahren, dass Sinas Mutter sich umgebracht hat wegen der Sache mit Felix und dass Anton ein versoffenes Wrack ist. Und sie hat von euren Machenschaften gehört.
Ihr
habt Hedwig in den Tod getrieben mit diesen Schmierereien und Scheißbriefen. Glaubt ihr etwa, ich wusste nichts davon? Sina hat mir die Briefe gezeigt.«
    Frieda Sommers Briefe, schoss es Ehrlinspiel durch den Kopf. Er weiß nicht, dass seine eigene Mutter sie geschrieben hat.
    Sina würgte.
    Entrüstet rief einer aus der Menge: »Lügner, wir haben keine Briefe geschrieben!«
    Hermann achtete nicht darauf. »Lissi bestand darauf, Sina von ihrer Qual zu erlösen. Wollte ihr unbedingt die Wahrheit über Felix sagen. Das konnte ich doch nicht zulassen.«
    »Du Hurensohn!«, brüllte jemand.
    »Und Johannes hat alles gewusst«, flüsterte Ehrlinspiel weiter ins Funkgerät. »Sie töteten ihn, und Bruno sollte hinterher die Drecksarbeit für Sie verrichten und den Leichnam wegschaffen.« Bruno, der für alle alles erledigte. Kein Nein kannte. Ausgenutzt wurde.
    »Johannes war ein Idiot. Er konnte die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Elisabeth hat mit ihm geredet am Mittwochabend. Er hat gewusst, dass sie alles auffliegen lassen und mich von diesem Plan überzeugen wollte.« Wieder lachte er irr. »Dann kam er zu unserem Treffen und sagte mir auf den Kopf zu, dass ich Elisabeth … sie … getötet hätte.«
    Ein scharfer Windstoß fegte Ehrlinspiel Schnee ins Gesicht.
    »Johannes hätte alles zerstört. Genauso wie Elisabeth.«
    »Johannes wollte die Wahrheit.« Ehrlinspiel und Evers. »Er hat Elisabeth geliebt.«
    »Er war ein Idiot!«
    »Sie haben unendliches Leid über die Menschen gebracht. Und Ihr eigener Bruder sitzt für Sie im Gefängnis.« Ehrlinspiel richtete sich auf. Hermann musste Sina loslassen oder mit ihr nach hinten treten, das wäre der einzige Weg, sie zu retten. Würde der Hauptkommissar Hermann angreifen oder auf ihn schießen, so würde der abstürzen – und Sina mit in die Tiefe reißen.
    »Haben Sie Bruno damit beauftragt, das Baby Ihrer Schwester zu stehlen?«, murmelte er, und Evers wiederholte.
    Hermanns Stimme wurde schrill. Noch immer schien er den Hauptkommissar nicht auf dem Plateau zu ahnen. »Er sollte sie nur begraben.«
    »Aber er hat Ihren Auftrag nicht ordnungsgemäß ausgeführt. Bruno hat das getan, was er vor Jahren von Ihnen gelernt hat: ein Baby bestatten.« Mit der Stickstoffsache würde er ihn später konfrontieren. »
Sie
haben Bruno dazu gebracht, straffällig zu werden.«
    »Nein«, dröhnte es grell vor Ehrlinspiel. »Ich liebe Bruno, ich beschütze ihn. Ich wollte doch nur in Frieden leben. So wie Bruno auch. Wir haben uns gegenseitig geholfen. Was hätte ich denn tun sollen?« Im selben Moment kam Bewegung in die beiden, und etwas Metallenes hüpfte klirrend von Stein zu Stein. Das Geräusch wurde leiser, verhallte in den Tiefen der Schlucht.
    Das Messer! Er hat das Messer fallen gelassen. Was hatte Hermann vor? Ehrlinspiels Herz schlug schneller, und das Knistern des Funkgeräts schien ihm plötzlich laut wie Kanonenfeuer. Unten bewegten sich die Rabengestalten auf den Felsen zu, im dichten Halbkreis, langsam, und Ehrlinspiel schauderte. Dann wehrte sich Sina, rang mit Hermann an der Kante, nur wenige Zentimeter vom Abgrund entfernt. Der Kommissar ließ das Funkgerät fallen und schnellte vor – zu spät. Sina fiel, schlitterte ein Stück an der Kante entlang und glitt über den Felsen. Ihr entsetzter Schrei zerriss die Nacht, kroch in jede Faser Ehrlinspiels. Unten blieben die Menschen wie angewurzelt stehen, heulten fassungslos durcheinander.
    Hermann trat zur Absturzstelle und blickte über den Rand.
    Ehrlinspiel stockte der Atem. Der Mörder wollte sich auch hinabstürzen! »Tun Sie das nicht«, sagte er hinter ihm, um einen sachlichen Ton bemüht, doch wohl wissend, dass Hermann Sommer sich dadurch nicht aufhalten lassen würde.
    Sommer fuhr herum. »Sie?«
    »Ihre Kinder stehen dort unten. Sollen die Zeugen werden, wie ihr Vater sich umbringt?«, versuchte er

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