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Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Titel: Schweig still, mein Kind / Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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über den Kopf, »ich erklär’s dir später, ja?«
    »Ich will es aber jetzt wissen!«
    »Später!«
    Quengelnd ratterte Tobi mit dem Traktor zwischen den Füßen der Erwachsenen herum.
    »Erklären Sie mir bitte, was Elisabeth meint«, bat Ehrlinspiel Sina Vogel. Ein Traktorrad passierte seinen Schuh. Die Kinder gehörten nach Hause. Aber er konnte sie schlecht in die Kälte schicken.
    Sinas Lippen bebten. »Sie will, dass ich hier weggehe.«
    »Das habe ich schon verstanden. Aber was meint sie mit ›was passiert ist‹?«
    Sina hob kurz die Augen. Ihr Blau wirkte ungewöhnlich hell und so durchsichtig wie die ganze Gestalt. »Dass sie abgehauen ist, wahrscheinlich«, flüsterte sie nach einer kurzen Pause.
    Ehrlinspiel schnaufte laut. Sina Vogel verbarg etwas. Elisabeths Weggehen allein wäre kein Grund gewesen, ihr das gesamte Vermögen zu hinterlassen – wie viel auch immer das sein mochte. Außerdem waren da ja noch Elisabeths Ehemann und Eltern, die das Testament anfechten und ihren Pflichtteil erstreiten konnten. Keine Sekunde zweifelte Ehrlinspiel daran, dass Frieda sich dies nicht entgehen lassen würde.
    »Noch einmal, Frau Vogel: Wussten Sie, dass Elisabeth Sie als Erbin eingesetzt hat?«
    »Herr Hauptkommissar«, warf Renate Sommer ein, »wenn Sina nein sagt, dann stimmt das auch.«
    »Frau Vogel kann sicher selbst antworten.«
    »Hören Sie. Da draußen hetzen Sie bereits die Hunde auf meinen Bruder. Und jetzt hacken Sie hier auf Sina herum. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass meine Freundin«, sie nickte zu der zarten Gestalt, »aus Gier jemanden ermordet hat? Denn das unterstellen Sie ihr doch, nicht wahr?«
    »Ich unterstelle gar nichts. Ich überprüfe Fakten.«
    »Ich wusste es nicht«, unterbrach Sina den Wortwechsel. Ihre Stimme verebbte in einem Tränenfluss.
    »Okay«, sagte Ehrlinspiel. Es war nicht der Zeitpunkt, Sina zu befragen. Doch musste er mit dem Testament ab sofort in zwei Richtungen ermitteln: Johannes und Sina. Letztere hatte nun nämlich ein klares Mordmotiv: Ihr Laden lief nicht gut, ihr Vater war ein Säufer, der wahrscheinlich das letzte Geld bei Willi ließ. Und sie erfreute sich nicht gerade großer Beliebtheit im Dorf. Bertha und nun der Brief bestätigten das. Sina hätte allen Grund, wegzugehen. Und dazu brauchte sie Geld. Viel Geld. Die Kinder rissen ihn aus seinen Überlegungen.
    »Mama, trinken«, piepste das Mädchen und umschlang Renate.
    »Hunger, Hunger«, folgte Tobi seiner Schwester und ließ den Traktor achtlos auf den Boden fallen.
    Renate goss Kakao in eine Tasse und gab dem Jungen ein Stück Kuchen. Die Kinder setzten sich neben leere Obstkisten. Anna steckte den Finger in die dampfende braune Flüssigkeit, und Tobi beäugte Ehrlinspiel schmatzend.
    Der wandte sich an Renate. »Falls Sie wissen, wo Ihr Bruder steckt, dann sollten Sie das schleunigst sagen.«
    »Aha. Johannes war es. Sina war es. Johannes war es … Was wollen Sie eigentlich?« Renate sah ihn direkt an.
    »Onkel Hannes hat die weichesten Schafe von der ganzen Welt«, sagte Anna und ließ das Plüschtier auf dem Boden hopsen. Es war ein Schaf.
    Ihre Mutter lächelte sie gezwungen an. »Ja, mein Schatz.«
    »Sorgen Sie sich nicht um Ihren Bruder?«, fragte Ehrlinspiel.
    »Natürlich sorge ich mich.«
    Tobi begann in einem gleichmäßigen Rhythmus auf eine Obstkiste zu schlagen.
    Renate fuhr fort: »Und wenn Sie ihn kennen würden, wüssten Sie, dass er Elisabeth niemals etwas hätte antun können.«
    »Behaupten kann man vieles.«
    »Johannes nicht. Der weiß doch nicht einmal, wessen Leben er lebt. Er glaubt, die Welt hat sich gegen ihn verschworen. Und ein bisschen ist es auch so. Er will es jedem recht machen und scheitert immer wieder. Das Einzige, was ihm je wirklich gelungen ist, ist seine Schafzucht. Und die paar Kühe. Auf die ist er stolz. Den Rest seines Lebens würde er am liebsten streichen.«
    »Jedem recht machen? Margarete gegenüber verhält er sich nicht gerade so. Wussten Sie nicht, dass er sie schlägt?«
    Sina schluchzte auf.
    Renate Sommer wurde giftig. »Sie lügen! Johannes hat sich bemüht. Erst darum, sie zu lieben. Dann, als er merkte, dass er es nicht schafft, um eine faire Trennung. Das hat er auf jeden Fall vorgehabt.«
    »Und woran scheiterte die Umsetzung dieses hehren Plans?« Ehrlinspiel ging ein paar Schritte auf und ab.
    »Sie sollten nicht so ironisch sein.« Tobis Krach ging jetzt offenbar auch Renate auf die Nerven. »Hör auf!«, fuhr sie das Kind an

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