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Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Titel: Schweig still, mein Kind / Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Bruno«, schnaubte er.
    »Äffe mich nicht nach.«
    Hermann setzte sich, legte die Fäuste geballt auf den Tisch. »Was eigentlich denkst du, was ich machen soll? Mit einem Panzer durch die Knastmauer fahren und ihn heldenhaft da rausholen? Oder einen Hubschrauber klauen und von da ein Seil zu ihm runterlassen?«
    »Du bist Politiker. Lass deinen Einfluss spielen«, sagte sie trocken.
    »Ich bin Bürgermeister von einem abgelegenen Kaff mit gerade mal fünfhundert Einwohnern. Das interessiert da draußen kein Schwein.« Mit einer ausholenden Bewegung sprang er auf.
    »Memme.« Sie klang verächtlich. »Schwingst große Reden vor dem Bauernvolk und ziehst den Schwanz ein, wenn es ernst wird. Sei endlich ein Mann.«
    »Sei du endlich eine Mutter!« Er starrte Frieda an und spürte die Zornesröte heiß in sein Gesicht steigen. Jetzt war es aus mit Rücksicht und Freundlichkeit. Er ertrug sie nicht länger.
    Frieda blickte zu ihm auf. Ihre Augen schienen noch kleiner als sonst. Dann zog sie den Morgenmantel fester um sich. »Sag das noch mal«, flüsterte sie.
    Hermann empfand plötzlich nichts mehr außer Leere für sie. »Du bist nicht meine Mutter«, erklärte er. »Du hast dich immer nur in meinem Erfolg gesonnt. Mich hast du nie wahrgenommen. Genauso wenig wie Elisabeth.«
    Frieda bewegte keinen Muskel.
    Sie ist kein Mensch, durchfuhr es ihn. Sie ist ein Fels, der andere Leben unter sich begräbt. Außer Brunos. Was verband sie mit ihm? Seine Hilflosigkeit? Oder eher die Tatsache, dass
sie
es war, die bei
ihm
nach Liebe suchte, nicht umgekehrt? Sehnte sie sich nach einem Gefühl, das Bruno gar nicht zeigen konnte – oder gar nicht besaß? Hermann wusste es nicht. Aber er war überzeugt davon, dass er Millionär, Bundespräsident und Physiknobelpreisträger in einem sein könnte, seine Mutter würde ihn nie in ihr Herz schließen. Er hatte eine Vorstellung, warum das so war. Ihr eigenes Schicksal erklärte vieles. Doch rechtfertigte es ihr Verhalten?
    »Elisabeth ist tot«, sagte Frieda.
    Die Abscheu vieler Jahre stieg in Hermann auf und füllte die Leere, die ihm für einen Augenblick Erlösung gewesen war. Seine Mutter, die ihn geohrfeigt hatte, als er mit Schuhen in die Stube gekommen war. Die ihm kein Pflaster geben wollte, als er sich die Knie aufgeschlagen hatte.
Das bringt dir bei, besser aufzupassen.
Sein Kampf um Renate, die Frieda nie auf dem Hof hatte haben wollen. Die Erlaubnis, mit seiner Frau hier zu leben, hatte er sich mit dem Schwur erkaufen müssen, immer für Bruno da zu sein. Als wäre er das nicht sowieso.
    »Aber ich lebe!«, zischte er.
    »Bruno lebt auch. Und wenn
du
ihm nicht hilfst, wird er sterben. Das weißt du. Und du hast geschworen!«
    Hasserfüllt wandte Hermann sich zur Tür – und sah Renate dort stehen, grau im Gesicht. Sein Herz verkrampfte sich. Wie lange mochte sie schon dort im Dunkeln warten? Er hatte geglaubt, sie würde bei Margarete übernachten, zu der sie mit Monika Evers gegangen war, um ihr die schreckliche Nachricht zu überbringen. Hermann wollte zu seiner Frau gehen, sie in den Arm nehmen. Doch seine Beine bewegten sich nicht.
    »Du kannst dich nicht die ganze Nacht hier unten verkriechen.« Renate durchbrach das drückende Schweigen.
    Hermann nickte. Er würde sich Wochen verkriechen können. Er würde nie wieder etwas anderes tun können.
    »Misch dich nicht ein«, sagte Frieda zu Renate. »Geh ins Bett.«
    »Mein Bruder ist tot. Er war mein letzter lebender Verwandter außer den Kindern.«
    »Das wissen wir.«
    Renate drehte sich kraftlos zu ihrer Schwiegermutter. »Hermann hat recht«, sagte sie. »Du bist ein verrohtes, böses Weib.«
    »Was ist mit Margarete?«, fragte Hermann in den aufkeimenden Streit hinein. Er war zu Tode erschöpft.
    »Brandt hat ihr etwas zum Schlafen gegeben. Ihre Mutter ist jetzt bei ihr. Sie ist gleich gekommen.«
    »Ihr lebt unter meinem Dach!«, verwehrte sich Frieda gegen Renates Vorwurf.
    »Wir haben immer so gelebt, dass es auch dir gutgeht. Wir haben versucht, dich zu respektieren. Aber du machst es einem nicht leicht. Und Hermann, der … hat dich einmal geliebt. Aber das kannst du offensichtlich nicht verstehen! Es wäre gut gewesen, du hättest auch ihm wenigstens ein Zipfelchen Zuneigung geschenkt.«
    »Wenn’s ihm nicht passt, kann er ja gehen.« Frieda putzte ihre Brille mit dem Saum des Morgenmantels.
    Renate schüttelte den Kopf.
    Sie sah unendlich müde aus. In ihren Augen konnte Hermann manchmal die Resignation

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