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Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Titel: Schweig still, mein Kind / Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Larsson hatte das Material schon aufbereitet und die DNA -Analyse angesetzt. Er würde versuchen, möglichst schnell ein vollständiges DNA -Profil zu gewinnen. Weil der Fäulnisprozess noch nicht weit fortgeschritten war, standen die Chancen für eine Identifizierung gut.
    »Wo dann?«
    »An einem Waldsaum.« An einem Bach, ergänzte er für sich. Im Gestrüpp neben ein paar Birken.
    Von der Fundstelle führte eine Reifenspur zu Brunos Glashaus. Eine Schubkarre. Außerdem waren Brunos Fußabdrücke identifiziert worden. Allerdings ging er diesen Weg jeden Tag, behauptete seine Mutter. Weitere Spuren hatte der Regen in matschige Löcher verwandelt, so dass Rückschlüsse weder auf Schuhgröße noch auf Gewicht der Personen möglich waren. Dass allerdings jemand anderes als Bruno den Toten zum Gewächshaus gekarrt und abgeladen hatte, schien Ehrlinspiel nicht sehr wahrscheinlich.
    Hanna setzte sich auf einen Barhocker. »Warum hat jemand Johannes umgebracht?«
    »Aus demselben Grund, aus dem Elisabeth getötet wurde.«
    Fragend hob sie eine Augenbraue.
    »Hass. Rache. Gier. Psychische Störung. Es gibt viele Gründe. Vielleicht haben die beiden Opfer auch ein Geheimnis geteilt.«
    »Das dann noch ein Dritter kennt. Der Mörder.«
    Er nickte. »Oder eine Dritte.« Die Person, mit der Johannes vor seinem Tod telefoniert hatte. Er musste schnurstracks überprüfen lassen, von welchem Apparat aus und welche Nummern Johannes zuletzt angerufen hatte. Ein Handy war nicht bei ihm gefunden worden.
    »Sie meinen Sina?«
    »Sie ist nicht die einzige Frau im Dorf.« Seine Schläfen begannen zu pochen. Er massierte sie.
    »Aber die einzige, die Sie verdächtigen.« Sie zog die Ellbogen an ihren Körper.
    »Vieles spricht gegen sie.« Ehrlinspiel musterte Hanna Brock. Sie mochte Sina. Ging auf Abwehr, wenn er diese verdächtigte. Er fragte sich, was die Redakteurin wohl über ihn dachte, und ärgerte sich, dass ihn das überhaupt interessierte.
    »Also einmal angenommen, Sina hat Elisabeth getötet. Aus Geldgier. Dann hat sie doch, was sie will. Warum sollte sie auch noch Johannes umbringen?«
    »Haben Sie noch einmal mit Sina gesprochen?« Das Misstrauen warf sein Lasso nach Ehrlinspiels Seele aus. Die Seele floh.
    »Wieso?«
    »Weil Sie von dem Geld wissen. Hat Sina Ihnen das schon erzählt, als sie von ihrem verlorenen Baby sprach?«
    »Ich habe gestern am frühen Abend noch einmal nach ihr gesehen, nachdem wir, Sie und ich …«, sie sah ihn kurz an, »gestritten hatten. Sina hat sich die Augen aus dem Kopf geweint wegen Elisabeth. Und wegen Ihrer Verdächtigungen gegen sie.«
    »Okay. Gibt es sonst noch etwas, das ich nicht weiß?« Seele und Lasso vergrößerten ihren Abstand.
    Sie drehte sich zu ihm. »Sie glauben nicht wirklich, dass Sina einen solchen Schrank von Mann erschlagen hat, oder?«
    »Es gibt nichts, was es nicht gibt. Wenn Johannes zum Beispiel gewusst hat, dass Sina ihre ehemalige Freundin getötet hat, dann musste sie den Zeugen aus dem Weg räumen. Obwohl die bildliche Vorstellung, dass ein ›Schrank‹ sich von Sina ohne Gegenwehr erschlagen lässt, schon abstrus anmutet.« Das Misstrauen gab auf. Die Seele entkam.
    Hanna sah ihn an. Der Blick aus ihren dunklen Augen lag wie eine Berührung auf seinem Gesicht.
    »Wie geht es Ihrem Kopf?«, fragte sie.
    Ehrlinspiel wusste nicht, ob sie die Verletzung oder seine Gedanken meinte. Er war nahe daran, sich für den Kuss am Vorabend zu entschuldigen. Doch die Intimität hatte ihm gutgetan, so ungern er sich das eingestand. Und das hatte nicht an ihrem flauschigen Pullover gelegen. Fast schämte er sich, so egoistisch zu denken, jetzt, wo ein zweiter Mensch tot war. Doch er war weniger bedrückt als normalerweise nach einem Gewaltverbrechen.
    »Doktor Brandt hat gute Arbeit geleistet«, erwiderte er.
    »Na dann.« Sie zupfte an ihrem Ärmel.
    »Ja dann.« Hastig schüttete er den Tee hinunter und nahm seinen Mantel, der über dem Tresen lag.
    Ich bin kein Mann für feste Beziehungen, sagte er sich, gehöre nicht zu der treuen Sorte. Außer wenn es um meine Samtpfoten geht. Ich habe Hunderte Antworten darauf gefunden, warum meine Partnerschaften nie lange halten. Keine Zeit. Mangelnde Sensibilität. Freiheitsdrang. Machocharakter. Oder aber … Er fuhr sich unbewusst über den Ellbogen. Wie er es auch drehte und wendete: Es waren alles Ausreden. Er sollte sich dem wahren Grund stellen. Sich damit auseinandersetzen, statt sich immer nur um die Dramen anderer zu

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