Schweig still, mein totes Herz (German Edition)
nur, weil sie durch ihren Beruf hohes Ansehen genoss und den Traum ihres Vaters lebte. Sondern weil ihr die Arbeit erlaubte, ihren Zorn zu kanalisieren und für eine sinnvolle Aufgabe einzusetzen.
Sie wollte die Welt verändern. Böse Dinge verhindern. Eventuell Leben retten.
Auch ihr eigenes.
Das FBI betrachtete die eigenen Agenten nicht als Helden. Es waren gut ausgebildete kleine Rädchen in einer paramilitärischen Maschinerie, die zum Schutz ihres Landes und dessen Bürgern Befehle ausführten, so wurde es ihnen vermittelt. Jederzeit durch den nächsten Agenten in der Schlange ersetzbar, alles andere als »Special«.
Dennoch weigerte sich Caitlyn, nur Befehlsempfängerin zu sein. Zumindest gehorchte sie nicht blind. Sie hatte schnell Karriere gemacht und war Jahre vor allen anderen zum Supervisory Special Agent ernannt worden, eben weil sie sich nicht einfügte. Nur, weil sie niemals nachgab, hatte sie die Fälle geknackt, die sie bearbeitet hatte. Das FBI war sehr zufrieden mit der guten Presse gewesen, die ihm das eingebracht hatte, gleichzeitig gar nicht glücklich darüber, dass Caitlyn durch ihre Alleingänge behördeninterne Unzulänglichkeiten aufgedeckt hatte. Deswegen sollte sie jetzt entweder ganz von der Bildfläche verschwinden oder zumindest durch Papierkrieg an ein Büro gefesselt werden, von dem aus sie keinerlei Schaden anrichten konnte.
Sie war beim FBI an ihre Grenzen gestoßen. Mit rasender Geschwindigkeit aufgestiegen und hart wieder auf dem Boden aufgeschlagen.
Aber aufgeben?
Sie schüttelte die Hand ihrer Mutter mit einem Achselzucken ab und wandte sich ihr zu. »Das kann ich nicht, Mom.«
Jessalyn versteifte sich und wich vor Caitlyn zurück. »Du meinst, du willst nicht. Stur wie ein Kleinkind. Das bist du. Wie sehr du die Menschen verletzt, die dich am meisten lieben, ist dir egal.«
Harte Worte. Die sie umso mehr trafen, weil sie der Wahrheit entsprachen. Caitlyn blinzelte verletzt. »Es tut mir leid. Ich werde nicht kündigen.«
Ihre Mutter ging mit wutverzerrtem Gesicht zur Tür. »Mir tut es auch leid, Caitlyn. Glaub mir, mir tut es auch leid.«
Sie verließ das Zimmer und machte sich nicht einmal mehr die Mühe, ihrer Tochter die Tür vor der Nase zuzuknallen.
Während die regulären Klubmitglieder sich auf den Weg nach Gatlinburg zur nächsten Station des Poker Runs machten, saßen Poppy und Caruso Zigarre rauchend am Feuer vor dem riesigen gemauerten Kamin, der eine komplette Wand des Wohnzimmers in dem alten Bauernhaus einnahm. Goose und der Vollstrecker aus Daytona, ein maulfauler Kerl namens Hopper, standen an der Tür Wache.
Eigentlich hätte ihm das eine Ehre sein müssen, aber ihm ging so viel im Kopf herum, dass er nur schwer stillstehen und sich auf das langweilige Gespräch der beiden Präsidenten konzentrieren konnte. Es ging um die Aufnahme neuer Mitglieder und darum, wie mit Reapern zu verfahren war, die keine Beiträge zahlten, weil sie arbeitslos waren. Caruso sah weniger wie ein Rockeroberhaupt aus, das über einen Haufen Krimineller befahl, sondern eher wie der Finanzchef eines Großkonzerns, und er redete auch wie einer. Es war lustig zu sehen, wie Poppy versuchte, sich der kultivierten Art des Präsidenten anzupassen, trotzdem drängte es Goose, hier raus und wieder an die Arbeit zu kommen.
»Du willst also, dass ich Tierney beschatte?«, hatte er in einer Pause gefragt, als Poppy und Caruso sich Bourbon nachgeschenkt hatten. Sie tranken das gute Zeug, Maker’s Mark 46.
»Vorerst nicht.« Poppy und Caruso tauschten einen Blick aus. »Wenn Weasel nicht bald zurückkommt, haben wir vielleicht eine andere Aufgabe für dich. Kommst du damit klar?«
»Sicher. Alles, was ihr wollt.« Das war die einzige richtige Antwort, wenn der eigene und auch der landesweite Präsident einen anstarrten. »Wo steckt Weasel denn?«
Goose hoffte, dass der Vizepräsident des Klubs für das Bargeld zuständig war, das die Leute aus Daytona mitgebracht hatten. Wilson hatte sich an Weasel rangehängt, weil sie hofften, er würde sie zum Geld führen. Sie mussten die Kohle aufspüren, ehe die Reaper alles ins Kasino brachten, wo es für immer verloren wäre.
»Das geht dich nichts an«, pfiff Poppy ihn zurück. Goose lehnte sich also wieder gegen die Wand und hielt sich im Hintergrund. Bis Poppy und Caruso sich entschieden hatten, was zum Teufel sie mit ihm vorhatten. Hopper warf ihm einen Blick zu und rollte mit den Augen.
Anfänger,
schien sein Gesichtsausdruck zu
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