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Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Titel: Schweig still, mein totes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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durchgemacht habe, finde ich nicht, dass das zu viel verlangt ist. Wenn dir die Detektivarbeit solche Freude macht, kann dich Jimmy doch hier im Kasino anstellen. Da könntest du auch verdeckt ermitteln und Betrüger schnappen. Zumindest wäre es nicht lebensgefährlich. Und ich könnte endlich ruhig schlafen, ohne mir Sorgen darüber machen zu müssen, ob ich wieder so einen Anruf erhalten werde …«
    Sie brach auf der Couch zusammen, ohne vorher ihr Kleid zurechtzurücken, damit es nicht knitterte. Da wurde Caitlyn klar, dass dies keine ihrer üblichen dramatischen Anwandlungen war, bei denen sie aus einer Mücke einen Elefanten machte. Jessalyn war ernsthaft besorgt, sogar verängstigt.
    Caitlyn seufzte schwer, setzte sich neben ihre Mutter und legte ihr einen Arm um die Schultern. Ihre Mutter zeigte nie groß Gefühle – Drama gab es jede Menge, aber echte Tränen? Niemals. Jessalyn verlor nie so weit die Kontrolle, um wirklich ihr Herz zu öffnen. Das hatten sie und Caitlyn gemeinsam.
    »Mom, ich kann nicht beim FBI aufhören. Das ist mein Beruf, mein Leben. Ich habe so hart dafür gekämpft, dorthin zu kommen, wo ich jetzt bin …«
    »Dein Leben? Du meinst wohl eher dein Tod. Caitlyn, wenn du nicht kündigst, wird dich diese Arbeit umbringen.« Die Tränen rannen ihr über die Wangen und verschmierten ihr sorgfältig aufgetragenes Makeup.
    »Bitte. Ich habe dich nie um irgendetwas gebeten, aber jetzt bitte ich dich. Caitlyn, du musst aufhören. Ich flehe dich an.«
    Es war richtig, dass ihre Mutter sie nie um etwas gebeten hatte. Sie betonte nur immer unaufhörlich, dass sie Evergreen verlassen und alles aufgegeben hatte, um Caitlyn ein besseres Leben zu ermöglichen. Weit weg von dem Aufruhr um den Tod ihres Vaters. Alles, was sie dafür von Caitlyn erwartet hatte, war, dass sie sie lieben und ihr eine gute Tochter sein sollte. Das Erste hatte Caitlyn erfüllt, im zweiten Fall aber versagt, das musste sie zugeben. Wie konnte sie ihrer Mutter also jetzt diesen Wunsch abschlagen?
    Paul hatte sie ebenfalls mehr oder weniger direkt gebeten, ihre Arbeit an den Nagel zu hängen. Und ihren Vorgesetzten beim FBI würde sie das Leben auch leichter machen, wenn sie kündigte. Momentan warteten sie ja nur auf eine Gelegenheit, Caitlyn loszuwerden, ohne dass das FBI dabei schlecht dastand. Wollte sie wirklich in einem solchen Klima weiterarbeiten?
    Sie nahm den Arm von Jessalyns Schultern und fasste sich an die Narbe an ihrer Schläfe. Vielleicht hatten Mom und Paul ja recht. Sie konnte zwar nicht fassen, dass sie auch nur darüber nachdachte, aber vielleicht hatten sie doch alle recht. Vielleicht war es der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören.
    Sie stand auf, trat ans Fenster und zog den Vorhang auf. Die Aussicht auf die Berge war Balsam für ihre Seele, als hießen sie Caitlyn zu Hause willkommen. In ihrer Heimat.
    Ein Leben ohne das FBI . Das konnte sie sich nicht einmal vorstellen. Ein Leben lang hatte sie davon geträumt, FBI -Agentin zu werden. Es war nicht nur ihr eigener Traum, den sie damit wahrgemacht hatte, sondern auch der ihres Vaters, und sie wusste, wie stolz er wäre, wenn er das noch miterlebt hätte.
    Was würde Dad tun? Sie presste eine Hand ans kühle Glas, das unter dem kalten Wind, der über die Bergkette fegte, erzitterte. Würde er wollen, dass sie angesichts all der Schwierigkeiten kündigte?
    Sie erinnerte sich an sein Gesicht, an das viele Blut, und Ärger wallte in ihr auf. Nur weil er vor den Schwierigkeiten kapituliert hatte … Jessalyn spürte wohl Caitlyns inneren Kampf, sie stand ebenfalls auf und trat hinter ihre Tochter. »Du musst dich ja nicht sofort entscheiden. Nimm dir ein paar Tage frei. Fahr mit Paul an den Strand. Du hast ein wenig Erholung verdient.«
    »Ich kann nicht. Lena …«
    »Lena gehört nicht zur Familie. Du kennst das Mädchen nicht einmal. Was hast du damit zu tun? Außerdem hast du selbst gesagt, dass die örtlichen Behörden sie besser finden können. Es ist nicht dein Fall. Du musst dir Zeit für dich nehmen, dich darauf konzentrieren, was wirklich wichtig ist, was du dir für deine Zukunft wünschst.« Sie legte Caitlyn eine Hand auf die Schulter und streichelte ihr den Arm, wie früher, wenn Caitlyn als Kind einen Wutanfall hatte.
    Caitlyn schien es plötzlich, als ginge es schon ihr ganzes Leben darum, ihre unbändige Wut hinunterzuschlucken. Immer hatte Jessalyn gewollt, dass sie sich beruhigte. Möglicherweise war ihr die Arbeit deswegen so wichtig. Nicht

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