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Schweig um dein Leben

Schweig um dein Leben

Titel: Schweig um dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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Sitze zurückzustellen und sich wieder anzuschnallen. Die Maschine hatte mit dem Landeanflug auf den Sarasota Bradenton Airport begonnen.
    Ich öffnete die Augen und sah, dass Mom ebenfalls wach war. Als das Flugzeug seine endgültige Halteposition erreicht hatte, holten wir unsere Taschen aus den Gepäckfächern und reihten uns in die Schlange im Mittelgang, die langsam zum Ausgang der Maschine vorrückte.
    Kurze Zeit später stiegen wir die Gangway hinunter, wo uns feucht-warme Luft entgegenschlug, die voller unvertrauter Gerüche war. Wir legten das kurze Stück zum hell erleuchteten und vor Menschen wimmelnden Terminal zu Fuß zurück, wo wir direkt zur Gepäckausgabe weitergeleitet wurden.
    Abby, die von ihrem Platz aufgesprungen war, kaum dass die Räder der Maschine den Boden berührt hatten, hatte bereits neben dem Ausgabeband Position bezogen und tat schon wieder das, was sie offensichtlich am liebsten tat: plappern. Neben ihr stand ein Paar mittleren Alters, vermutlich ihr Vater und die verhasste Margaret.
    Da wir kein Gepäck aufgegeben hatten, steuerten Mom und ich sofort den Ausgang am anderen Ende der Halle an. Ein paar Minuten später stießen Dad und Bram zu uns, die das Flugzeug durch den Ausgang im hinteren Bereich verlassen hatten. Bram wirkte ruhiger, aber seine Augen waren unnatürlich groß, und er schien hellwach zu sein.
    »Du trägst deine Sonnenbrille nicht!«, flüsterte Mom vorwurfsvoll.
    »Es ist dunkel!«, gab Bram zurück. »Nur Blödmänner tragen nachts eine Sonnenbrille.«
    »Das ist meine Schuld«, seufzte Dad. »Ich hätte darauf achten sollen, dass er sie aufsetzt, aber mir gingen so viele andere Sachen durch den Kopf, dass ich es einfach vergessen habe. So, und jetzt lasst uns auf dem Parkplatz unseren Wagen suchen. Rita hat mir das Kennzeichen gegeben, hier.« Er zeigte Mom und mir den Zettel, auf dem es notiert war, und wir gingen los.
    Der zerbeulte grüne Plymouth war nicht schwer zu finden und nach nur gut einer Stunde Fahrt erreichten wir Grove City. Das »City« im Namen erwies sich als maßlose Übertreibung. In Wirklichkeit war es ein winziges Kaff mit einer Hauptstraße, an der sich ein Kino, eine Bank, ein Lebensmittelladen, eine Filiale des Billig-Kaufhauses J. C. Penney und ein paar kleine Geschäfte aneinanderreihten, von denen jedoch keines mehr geöffnet hatte. Die Straßenlaternen standen so weit voneinander entfernt, dass die dunklen Abschnitte fast genauso lang waren wie die beleuchteten, und das einzige Anzeichen für einen Hauch von Nachtleben waren ein paar Autos vor einem Diner, über dessen Eingang in Neonschrift »Cabbage Palm Bar« leuchtete.
    Wie wir aus den Unterlagen in unserem Ordner wussten, lag das Haus, das man für uns gekauft hatte, etwas von der Straße zurückgesetzt auf der Lemon Lane, mit einem Briefkasten an der Einfahrt, auf dem »Jefferson« stand. Ein Navigationsgerät hatte unser Wagen nicht, aber laut der beiliegenden, von Hand gezeichneten Karte sollte die Lemon Lane von der Orange Avenue abgehen, die die Hauptstraße am Cypress Circle kreuzte. Nachdem wir ein paarmal die Hauptstraße hoch- und runtergefahren waren und dabei vergeblich nach Straßenschildern Ausschau gehalten hatten, landeten wir irgendwann eher zufällig auf der Orange Avenue. Von dort aus gestaltete sich die Suche allerdings als noch schwieriger, denn hier gab es nur noch winzige Schotterstraßen, die in dichtes Unterholz abzweigten, sodass es schier unmöglich war, sie von den Einfahrten zu unterscheiden.
    Kurz darauf glaubte Dad die richtige Straße gefunden zu haben, da sie sich ungefähr an der gleichen Stelle befand wie die, die auf unserer Karte eingezeichnet war. Wir holperten im Schritttempo über den Schotter und versuchten, mit zusammengekniffenen Augen die Namen auf den Briefkästen zu entziffern. Wir hatten schon fast das Ende der Straße erreicht, als wir endlich den mit der Aufschrift »Jefferson« entdeckten. Dad bog in die Einfahrt, die über einen Abflussgraben führte und sich zwischen Bäumen und hohen Büschen hindurchschlängelte, bis sie nach ungefähr fünfzig Metern abrupt vor einem heruntergekommenen Carport endete, der an ein verlassenes kleines Gebäude grenzte.
    Er stellte den Motor aus und einen Moment lang herrschte Totenstille im Wagen.
    Schließlich räusperte er sich und sagte: »Tja, da sind wir. Das ist unser neues Zuhause. Worauf warten wir noch? Schauen wir es uns an.«
    Wir stiegen aus und gingen die Verandastufen hoch, die

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