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Schweig um dein Leben

Schweig um dein Leben

Titel: Schweig um dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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Bote mit einer Lieferung für mich am Tor«, begann Lorelei. »Ich dachte, es wäre wieder jemand vom Justizministerium, weil mir schon ein paar Tage zuvor ein paar Kartons mit persönlichen Sachen von euch vorbeigebracht wurden. Also bat ich Pat, ihn durchzulassen.
    Kurz darauf stand ein äußerst zuvorkommender Mann vor meiner Tür, der mir anbot, den Karton hereinzutragen und ihn dort abzustellen, wo ich ihn haben wollte, weil er so schwer sei. Ich bedankte mich und zeigte ihm den Weg zum Einbauschrank in der Diele, aber kaum war er eingetreten, war er plötzlich wie ausgewechselt. Er baute sich drohend vor mir auf und verlangte, dass ich ihm sage, wo sich dein Vater aufhält, und dass es mir leidtun würde, wenn ich mich weigere.«
    »Er hatte also gar nichts mit dem Justizministerium zu tun?«
    »Nicht das Geringste, aber es dauerte einen Augenblick, bis mir das klar wurde. Dann bin ich ins Schlafzimmer gerannt. Ich dachte, wenn ich es schaffe, die Tür abzuschließen, hätte ich genügend Zeit, um Pat von dem Anschluss dort anzurufen und um Hilfe zu bitten. Das Problem war nur, dass ich gerade vom Lunch zurückgekommen war und hohe Absätze trug. Ich blieb am Teppichrand hängen, und bevor ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, hatte der Mann mich eingeholt und warf mich zu Boden. Ich knallte mit dem Kopf gegen den Türrahmen, und dann war er auch schon auf mir und drehte mir den Arm auf den Rücken.«
    Ich presste eine Hand auf den Mund. »Oh Gott, das ist ja schrecklich! Hast du versucht, um Hilfe zu rufen?«
    »Natürlich, aber das nützte nichts. Ein Grund dafür, warum ich dieses Apartment hier gekauft habe, ist die gute Schallisolierung. Ich kann meine Nachbarn nicht hören, folglich können sie mich auch nicht hören, und deswegen hat es überhaupt nichts gebracht, um Hilfe zu schreien. Wären die Fenster offen gewesen, hätte ich vielleicht mehr Glück gehabt, aber weil ich die Klimaanlage eingeschaltet hatte, waren sie zu.
    Dieser Kerl drehte mir also weiter den Arm auf den Rücken und fragte noch einmal, wo dein Vater sei, und ich kann nur von Glück sagen, dass ich es nicht wusste, sonst hätte ich es ihm gesagt. Plötzlich spürte ich, wie der Knochen brach. Und ich hörte es. Seltsam, dass man sich nie Gedanken darüber macht, dass Knochen ein Geräusch von sich geben, wenn sie brechen, aber meiner klang wie der morsche Zweig eines vertrockneten Weihnachtsbaums. Der Schmerz war so grässlich, dass ich wohl ohnmächtig geworden bin. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass es dunkel war und ich in der Diele vor der Schlafzimmertür lag. Ich schaffte es irgendwie, mich aufzurappeln und das Licht anzumachen, und war unendlich erleichtert, als ich feststellte, dass ich allein war.«
    »Oh Lorelei!« Ich hätte sie gern an mich gedrückt, hatte aber Angst, ihr damit wehzutun. »Was hast du dann gemacht? Die Polizei gerufen?«
    »Die Polizei, das FBI und einen Krankenwagen. Genau in der Reihenfolge. Im Krankenhaus haben sie meinen Arm eingegipst und mir ein Beruhigungsmittel gegeben. Ich wurde über Nacht dabehalten, um sicherzustellen, dass ich keine Gehirnerschütterung davongetragen hatte. Am nächsten Tag hat mich dann eine Freundin abgeholt und nach Hause gefahren. Unterwegs bat ich sie, in der Hundepension anzuhalten, um Porky abzuholen. Mir ist zwar vollkommen klar, dass dieser kleine Kläffer nicht wirklich in der Lage ist, mich zu beschützen, aber wenigstens kann er bellen und mich vor ungebetenen Besuchern warnen.«
    »Ich verstehe nicht, warum uns niemand über diesen Vorfall informiert hat«, sagte ich. »Max hätte uns doch irgendwie verständigen können.«
    »Max«, stieß Lorelei verächtlich aus. »Der feine Freund deines Vaters hat mich noch nicht einmal zurückgerufen. Er hat mir bloß über seine Sekretärin ausrichten lassen, dass alles, was das Zeugenschutzprogramm betrifft, nicht in den Zuständigkeitsbereich des FBI fällt und ich mich an das Justizministerium wenden soll. Verstehst du jetzt, warum ich nicht wollte, dass du hierherkommst? Der Mann, der mich überfallen hat, hat mich bestimmt nur deswegen verschont, weil er gemerkt hat, dass ich tatsächlich keine Ahnung habe, aber dir würde er das niemals abnehmen.«
    »Du hast recht«, sagte ich unglücklich. So uneinsichtig ich in diesem Punkt zuvor gewesen war – nach allem, was ich jetzt wusste, konnte ich nicht länger die Augen vor der Wahrheit verschließen.
    »Weiß außer Steve sonst noch jemand, dass du

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