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Schweig um dein Leben

Schweig um dein Leben

Titel: Schweig um dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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das Gefühl, in einer Art Zeitschleife festzustecken.«
    »Und ich war fest davon überzeugt, dass du, egal wo du bist, spätestens bis zum Abschlussball wieder da sein würdest«, sagte Steve. »Als das nicht der Fall war, dachte ich, okay, dann eben zu meiner Abschlussfeier. Sogar noch als ich auf die Bühne gegangen bin, um mein Zeugnis entgegenzunehmen, hab ich mir die ganze Zeit gesagt, dass du dich einfach verspätest und gleich durch die Tür schlüpfst und dich in eine der hinteren Reihen setzt.«
    »Aber ich habe dir doch geschrieben, dass ich nicht kommen kann«, sagte ich.
    »Seit du weg bist, habe ich kein einziges Wort mehr von dir gehört.«
    Seine Antwort rührte etwas in mir an, das ich bis jetzt erfolgreich verdrängt hatte, und ich schüttelte den dunklen Gedanken schnell wieder ab. Dass Steve meinen Brief nicht bekommen hatte, musste nichts zu bedeuten haben. Er konnte unterwegs verloren gegangen sein, oder die Briefmarke hatte sich abgelöst, oder die Adresse war aus irgendeinem Grund unleserlich geworden. Da ich keinen Absender angegeben hatte, konnte er auch nicht zu mir zurückgeschickt werden.
    »Ich habe dir geschrieben«, sagte ich. »Es tut mir leid, wenn du den Brief nie bekommen hast.« Ich hielt inne und fragte dann wie beiläufig: »Und wie geht es Sherry?«
    »Bestens«, sagte Steve eine Spur zu hastig. »Als Billy uns von deinem Anruf erzählt hat, war sie völlig aus dem Häuschen. Eigentlich wollten wir dich zusammen abholen, aber dann haben wir beschlossen, dass es vielleicht besser ist, wenn ich allein komme und sie dich morgen anruft.«
    »Sherry war bei dir, als Billy dir erzählt hat, dass ich angerufen habe?« Ich versuchte, nicht vorwurfsvoll zu klingen.
    »Ähm, ja«, antwortete Steve unbehaglich. »Wir waren zufällig verabredet, und sie hat sich genauso gefreut wie ich, als sie gehört hat, dass du zurückkommst.«
    »Was hat sie bei dir gemacht?«
    Steve wich meinem Blick aus. »Wir sind gerade von einem Picknick im Grant’s Park zurückgekommen. Rick und Traci waren dabei, Debbie und Reed, Jodi und Michael …«
    »Mit anderen Worten – ein Pärchentreffen.« Ich formulierte es nicht als Frage, sondern als Feststellung. »Jodi hat erwähnt, dass sie dich mit Sherry auf Ashleys Party getroffen hat. Klingt, als hättest du ziemlich schnell Ersatz für mich gefunden.«
    »So war es nicht«, verteidigte sich Steve. »Sherry und ich haben herauszufinden versucht, was mit dir passiert ist, und haben uns dadurch öfter gesehen.«
    »Und dann ist es plötzlich einfach so passiert?«, sagte ich sarkastisch und duckte mich unter seinem Arm weg.
    »Erst als in eurem Garten das ›Zu verkaufen‹-Schild stand und uns klar wurde, dass du nicht zurückkommst, haben wir angefangen, miteinander auszugehen, und irgendwann …« Er legte mir eine Hand auf den Arm. »Sei bitte nicht böse, April. Ich bin wirklich froh, dass du wieder da bist, und Sherry auch.«
    Auf dem Parkplatz lud er meine Tasche in den Kofferraum seines Wagens und öffnete mir die Beifahrertür, bevor er selbst einstieg. Er ließ beide Hände am Steuer, als er vom Parkplatz fuhr, und ermunterte mich auch nicht wie sonst, mich an ihn zu schmiegen. Ich starrte wie versteinert durch die Windschutzscheibe und war so verletzt und wütend, dass ich erst gar nicht den Versuch machte, mich mit ihm zu unterhalten.
    »Willst du vielleicht irgendwo anhalten und etwas essen?«, unterbrach Steve nach ein paar Minuten die unbehagliche Stille.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich würde gern direkt zu meiner Großmutter fahren, um zu klären, ob sie mich bei sich wohnen lässt.«
    »Ich bin mir sicher, dass du bei Sherry schlafen kannst, wenn es irgendwelche Probleme gibt«, sagte Steve. »Egal was du denkst, sie ist immer noch deine Freundin.«
    »Wer so eine Freundin hat, braucht keine Feinde«, entgegnete ich bitter. »Wenn ich nicht bei Lorelei bleiben kann, übernachte ich bei Jodi.«
    Die Golden-Ridge-Residenz, in die Lorelei nach dem Tod meines Großvaters vor fünf Jahren gezogen war, war eine gepflegte, von einem hohen schmiedeeisernen Zaun gesicherte Apartmentanlage. Der Wachmann am Tor war ein netter älterer Mann namens Pat, der schon genauso lange in der Residenz arbeitete, wie meine Großmutter dort wohnte, und mich gut kannte. Als Steve jetzt vor dem Pförtnerhäuschen anhielt, beugte ich mich ein Stück über ihn, damit Pat mich sehen konnte.
    »Guten Abend, Pat!«, rief ich. »Ich wollte meine Großmutter besuchen.«

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