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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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gerade lospoltern, als er Nikolaus erkannte, der außer Atem im Raum stand. Der Soldat erinnerte sich wohl noch zu genau, wie zuvorkommend sein Hauptmann den Burschen behandelt hatte. Anstatt seinen Unmut kundzutun, knurrte er nur: »Welche Gefangenen?«
    »Die Ratsherrensöhne natürlich.«
    Zerknirscht antwortete der Soldat: »Eigentlich nicht.«
    »Wer war bei denen?«
    »Außer dem Blondchen, das ihnen gestern das Futter brachte, niemand mehr. Vorhin habe ich denen bloß frisches Wasser und Brot gebracht.«
    »Sie leben also?«
    »Häh?« Er wollte sich gerade mit dem Finger an die Stirn tippen, hielt aber noch rechtzeitig inne. »Na, klar! Was denn sonst? Meint Ihr, wir prügeln die zu Tode?«
    »Los! Führt mich zu ihnen!«
    Der Soldat war gar nicht begeistert, dass man so einfach seine Ruhe störte. »Ich weiß nicht, ob ich das ohne die Zustimmung des Hauptmanns machen kann. Da muss ich den erst einmal fragen. Aber der ist ...«
    Plötzlich kam Simeon von Meuren laut fluchend hereingestolpert. Auffordernd blickte er in die Runde und knurrte ungehalten: »Was ist?«
    Das wirkte augenblicklich. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, marschierte der Soldat los. Zu dritt ging es in den muffigen, kalten Keller. Schnell hatte Gottfried die Kerkertür geöffnet und machte den Weg frei.
    Gereizt brummte er: »Seht Ihr? Sind alle noch da.«
    Nikolaus duckte sich und huschte durch die niedrige Tür. Fast wäre er gefallen, denn erst im letzten Augenblick sah er den Krug mit Wasser, der in der Tür stand. Dem kleinen Kantenstück vertrockneten Brotes jedoch konnte er nicht mehr ausweichen und trat unbeabsichtigt dagegen. Im hohen Bogen flog es gegen die gegenüberliegende Wand. In dem Raum lag ein ekelerregender Gestank nach Exkrementen und Erbrochenem.
    »Puh, was ist denn hier passiert?« Der junge Mann hielt sich die Nase zu.
    Doch als seine Augen den nur schlecht erleuchteten Raum erfasst hatten, ließ er seine Hand wieder sinken. Alle drei Gefangenen lagen am Boden oder waren in sich zusammengesunken. Auch Meuren stand fassungslos da und konnte nur noch den Kopf schütteln.
    Rudolf Schauf lag mitten im Raum auf dem Rücken, alle viere von sich gestreckt, den Kopf zur Seite gedreht und rührte sich nicht. Sein Hemd war voller Gespei. Nikolaus kniete sich nieder. Es war unnötig, nach dem Puls zu fühlen – der Leib war schon kalt und steif. Er musste irgendwann in der Nacht seinen letzten Atemzug getan haben.
    Ein Stöhnen ließ die Anwesenden hochschrecken. Heinrich von Buschfeld presste seine Arme gegen seinen Leib, während er von Krämpfen geschüttelt wurde. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Halb saß er, halb lag er in der Ecke. Aber nun hob er seine zitternde Hand und streckte sie den Besuchern hilfesuchend entgegen.
    Nikolaus huschte hinüber. »Was ist passiert?«
    Doch statt einer Antwort hörte man nur ein Ächzen. Der junge Jurist befühlte die Stirn des Gefangenen. Die Haut war feucht und kalt. Als er seine Hand gegen den verkrampften Bauch drückte, stöhnte Heinrich auf. Er musste schmerzhafte Koliken haben. Als Nikolaus genauer hinschaute, bemerkte er die von Ausscheidungen verdreckte Hose. Die Krämpfe hatten zum Versagen der Verdauung geführt.
    »Der hier lebt noch. Atmet jedenfalls noch. Ist aber ohne Bewusstsein.« Meuren beugte sich über Peter Kirn, der regungslos unterhalb der Lichtöffnung lag. »Was ist mit diesen Kerlen? Die spielen uns doch nichts vor, oder?«
    Nikolaus klang leise und niedergeschlagen »Ich wette auf Arsenvergiftung. Es sind typische Anzeichen: Krämpfe, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, kalter Schweiß. Je nach Menge des Arsens dauert der Todeskampf nur ein paar Stunden oder auch einige Tage. Aber da sie hier schon die ganze Nacht liegen, habe ich nur noch wenig Hoffnung. Man hätte sie sofort zum Erbrechen der vergifteten Nahrung bringen müssen. Dann hätte man sie vielleicht noch retten können.«
    Der Dompropst erhob sich ruckartig. »Ihr meint, es war Selbstmord?« Dann schaute er sich schaudernd um. »Eine scheußliche Art zu sterben.«
    Nikolaus schüttelte den Kopf. »Kein Selbstmord. Es war Mord. Eiskalter Mord. Ihr wurdet abgelenkt, damit den Burschen vergiftetes Essen und Trinken gebracht werden konnten, bevor sie überhaupt die Gelegenheit hatten, etwas zu verraten.«
    Meuren reckte sich und stemmte die Hände energisch in die Seiten. »Wollt Ihr etwa behaupten, dass diese Sauerei meine Schuld ist?«
    »Keineswegs. Ihr konntet ja nicht wissen, dass sich der

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