Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)
Gesandte nur als Cesarini ausgab.«
Der Dompropst stockte einen Augenblick und antwortete dann schon viel ruhiger: »Ihr habt ausnahmsweise recht. Und was jetzt?«
Nikolaus konnte es nicht fassen. Für diesen egozentrischen Wichtigtuer war nur wichtig, wie er dastand. Dass um ihn herum Menschen im Sterben lagen beziehungsweise bereits gestorben waren, interessierte ihn einen Dreck. Nikolaus war kurz davor, einen Wutanfall zu bekommen. Er zwang sich jedoch mühsam zur Ruhe und wandte sich an die Wache: »Holt sofort einen Bader und sagt ihm, dass es um eine Arsenvergiftung geht! Er soll irgendein Brechmittel mitbringen. Und schickt nach Leuten, die sich um die hier kümmern können.«
Gottfried lehnte am Türrahmen, als ginge ihn das alles gar nichts an. Er nickte nur müde und rührte sich nicht.
Jetzt wurde Nikolaus lauter: »Bewegt Euch! Oder ich lass Euch nebenan einbuchten, weil Ihr zugelassen habt, dass hier Mörder nach Belieben hinein- und herausspazieren können.«
Die Wache zuckte zusammen. »Es sind doch nur Halunken. Wieso ...«
»Sofort!« Der Schrei hallte durch die Kellergewölbe.
Nach einer Schrecksekunde, in der Gottfried nur ungläubig den Mund aufsperren konnte, rannte er los. Er war noch auf der Treppe, da hörte man schon, wie er die anderen zusammenrief und Aufträge verteilte.
Nikolaus wandte sich wieder Heinrich von Buschfeld zu, der schwer atmend und vor Schmerzen stöhnend in der Ecke lag. Obwohl es dem Bedauernswerten im Moment von den beiden noch Lebenden noch am besten ging, war es höchst fraglich, ob er den Anschlag überleben würde. Das Gift war schon zu lange in seinem Körper, hatte wahrscheinlich schon zu viel Schaden angerichtet. Neben ihm lag ein Krug, der möglicherweise Wein enthalten hatte. Ein Stück weiter stand eine Schüssel. Nach den Resten zu urteilen, war sie mit Bratenstücken gefüllt gewesen. Natürlich mundeten solche Speisen viel besser als altes Brot und Wasser. Die Burschen mussten die Sachen mit Heißhunger verschlungen und erst zu spät bemerkt haben, dass sie Gift enthielten. Rudolf Schauf als Prokonsul stand in der Rangfolge über den beiden anderen und hatte sich deshalb sicher als Erster und am ausgiebigsten bedienen dürfen. So hatte er mehr von dem Gift abbekommen und war deshalb als Erster verstorben.
Aber vielleicht war Heinrich bereit zu sagen, wer es auf sie abgesehen hatte. »Wer hat Euch die Sachen gebracht?«
Langsam öffnete er die Augen und blickte Nikolaus an, schüttelte dann aber den Kopf.
»Warum wollt Ihr nichts sagen?«
Heinrich presste die Lippen zusammen. Dann wurde sein Leib wieder von Krämpfen geschüttelt.
»Warum wollt Ihr den schützen, der Euch das angetan hat? Wer war die Frau, die Euch das vergiftete Essen gebracht hat?«
»Ich bin kein Verräter«, presste er schließlich hervor.
»Ihr wollt jemanden schützen, der Euch lieber umbringt als darauf vertraut, dass Ihr dichthaltet?«
Heinrich schloss die Augen und schnaufte schwer.
»Ihr habt ja eigenartige Freunde. Gegenüber solch hinterhältigen, ja mörderischen Freunden fühlte ich mich nicht verpflichtet. Die ließe ich gnadenlos für das büßen, was sie mir angetan haben. Wenn die zu eiskaltem Mord bereit sind, haben auch sie keine Rücksicht verdient.«
Der Sohn des Ratsherrn öffnete die Augen. Mit gläsernem Blick schaute er zwischen Nikolaus und Meuren hin und her. Schließlich stöhnte er: »Es war der Caesar.«
»Thomas?«
Wieder verkrampfte sich der Körper des mit dem Tode ringenden jungen Mannes unter neuen Koliken. Er verdrehte die Augen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde auch er das Bewusstsein verlieren.
»Euer eigener Bruder hat Euren Tod angeordnet?« Nikolaus konnte es kaum fassen. Und den wollte Heinrich noch schützen!
»Es ... es ...« Sein Kopf rutschte zur Seite.
Nikolaus versuchte, den schlaffen Körper aufzurichten. »Jetzt nicht!« Er gab Heinrich ein paar leichte Ohrfeigen, um ihn wieder aufzuwecken. »Was wolltet Ihr mir noch sagen?«
Aber es kam keine Antwort mehr. Der Gefangene atmete zwar noch, doch es war fraglich, ob er jemals das Bewusstsein wiedererlangen würde. Gerade als er verraten wollte, wer der Mörder war!
Nikolaus stand ärgerlich auf und schlug mit der Hand so heftig gegen die Wand, dass der Schmerz ihm bis ins Handgelenk fuhr. Und das nur, weil die dämlichen Wachen sich lieber einen lauen Lenz machten, jeden Spitzbuben hier hereinließen und sich einen Dreck um die Gefangenen kümmerten. Die
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