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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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alles merken. Außerdem hallten ihre Stimmen da unten so sehr, dass ich sie kaum verstanden habe. Es klang wie Lena oder so ähnlich.«
    »Helena?«, rief Simeon von Meuren plötzlich dazwischen. »Kann es Helena gewesen sein?«
    Gottfried hob die Schultern. »Ja, könnte gewesen sein.«
    Der Dompropst wollte etwas sagen, hatte den Mund schon geöffnet, als er wie versteinert innehielt. Sein Blick war in weite Ferne gerichtet, und alle Farbe wich aus seinem Gesicht.
    Nikolaus drehte sich erstaunt zu ihm um. »Dachtet Ihr an Helena Albrecht, die Tochter von ...« Jetzt hielt er für einen winzigen Augenblick inne. »... Sabine Junk?«
    Alle Anwesenden schauten Meuren an. Langsam kam wieder Leben in ihn. Er klappte seinen Mund zu und blickte verlegen um sich. Er räusperte sich mehrmals, bevor er mit belegter Stimme sprach: »Ich habe schon genug Zeit hier vergeudet. Ich habe noch wichtige Dinge zu erledigen. Doktor Krebs, es ist ja offensichtlich, dass wir dank der Blindheit dieser Herren hier die Identität der Unbekannten nicht mehr ermitteln können. Also müssen wir wohl oder übel die Ermittlungen einstellen. Sorgt dafür, dass die Eltern der vergifteten Kerle benachrichtigt werden. Damit ist Euer Auftrag beendet. Ihr könnt Euch wieder dem Auftrag des Kurfürsten widmen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte er leicht schwankend hinaus.
    Einer der Soldaten wandte sich an Nikolaus: »Wen meintet Ihr denn?«
    »Kennt Ihr die Frau des kürzlich von St. Gangolf gestürzten Herrmann Albrecht? Die Tochter des Schöffen Theodor Junk?«
    Beide verneinten. »Soll das die Mörderin gewesen sein?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Nikolaus ausweichend und machte sich ebenfalls auf den Weg hinaus. Er musste nachdenken.
    War Helena Albrecht die eiskalte Mörderin gewesen? Nach der Beschreibung käme es sogar hin: um die zwanzig Jahre alt, Größe stimmte, blonde Haare und eine hübsche Erscheinung. Und sehr wahrscheinlich kannte sie die Gefangenen durch ihre beiden Brüder. Verbarg sich hinter der Fassade der trauernden Witwe eine rachsüchtige Mörderin? Sollte sie ihn getäuscht haben, als sie unter Tränen erzählte, ihr Leben wäre eine Katastrophe?
    Nikolaus musste sich an eine Hauswand lehnen, weil er sonst zu Boden gegangen wäre. Plötzlich drehte sich alles um ihn herum. Er fühlte seinen Herzschlag bis in den Hals. Er rang nach Luft und riss an seinem Kragen.
    Helena hatte ihm Theater vorgespielt. Eine abscheuliche, perfide, aber absolut glaubwürdige Vorstellung hingelegt. Sie hatte zusammen mit ihren beiden Brüdern und Thomas von Buschfeld Herrmann Albrecht umbringen lassen. Ihr hatte die Heirat mindestens ebenso missfallen wie ihnen. Auch wenn Helena eher Adam als Thomas gewählt hätte, musste ihr die Vermählung mit dem alternden Meister wie die Todesstrafe vorgekommen sein. Immerhin hatte sie zugegeben, mit ihrem Mann noch keine einzige Nacht verbracht zu haben. Angenommen, sie hatte Thomas, dem Caesar in dem kleinen Spielchen der Erpresserbande, die Heirat versprochen, falls man ihr helfen würde. Möglicherweise hatte sie geplant, ihn anschließend als Mörder zu entlarven, um am Ende doch noch ihren Adam zu bekommen. Dazu kam, dass die drei Ratsherrensöhne ebenfalls nicht gut auf Albrecht zu sprechen waren. Als der dann vom Turm stürzte, warf sie sich voller Theatralik über ihren toten Ehemann und weinte Krokodilstränen. Und die drei Mörder taten so, als wären sie gar nicht in der Stadt. Wer sollte sie also anklagen?
    Die Väter hatten jedoch Wind von der Sache bekommen und wollten den Mord in allerletzter Sekunde verhindern – kamen aber leider zu spät. Um ihr eigen Fleisch und Blut vor der drohenden Todesstrafe zu schützen, schwiegen sie, selbst wenn es bedeutete, dass auch sie in Verdacht gerieten. Doch dann wurde die Sache kompliziert. Nikolaus war der Bande auf die Spur gekommen. Anstatt für eine gewisse Zeit Ruhe zu geben, waren sie auf frischer Tat ertappt worden, und einer wurde dabei auch noch gefasst. Sebastian, der über die Schurkereien auspacken wollte, wurde auf Befehl der drei Anführer schnellstens zum Schweigen gebracht. Doch dann wurden auch die beiden anderen gefangen genommen. Da sie die schwächsten Glieder in der Kette waren, mussten auch sie mundtot gemacht werden. Das übernahm Helena. Irgendein Freund wurde angeheuert, um Meuren abzulenken. So hatte Thomas von Buschfeld sogar angeordnet, dass sein eigener, kleiner Bruder sterben musste. Wenn alles aufgeflogen wäre,

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