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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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mussten das Stöhnen und Schreien doch gehört haben!
    In diesem Augenblick kamen ein paar Mönche hereingestürmt. Schnell liefen sie zu den drei Körpern am Boden und verschafften sich einen Überblick. »Wir kümmern uns um sie«, sagte einer und begann sofort, Heinrich eine Tinktur einzuflößen.
    Nikolaus und Meuren überließen die jungen Männer den erfahrenen Brüdern und gingen wieder nach oben. In der Wachstube standen die beiden Wachen zusammen und tuschelten miteinander. Wollten sie, sich ihrer Schuld bewusst, ihre Aussagen miteinander absprechen? Ihnen durfte es nicht entgangen sein, dass ihre Stellung auf dem Spiel stand.
    »Wer war die Frau?« Die Stimme des Dompropstes war laut und klang nach Ärger.
    Die Soldaten drehten sich erschrocken um und schauten betreten zu Boden. Keiner wollte den Anfang machen.
    »Was ist los? Muss ich Euch die Worte einzeln aus der Nase ziehen?«
    Schließlich schaute Gottfried hoch. »Entschuldigt bitte, Euer Gnaden. Wir konnten doch nicht ahnen, dass diese Braut die Jungs vergiften wollte. Wenn wir gewusst hätten ...«
    Meuren fuhr ihm ärgerlich in die Parade. »Quatsch nich‘ so’n Blödsinn, du hirnloser Idiot! Ich will wissen, wer diese Frau war.«
    »Wir wissen es nicht«, kam es kleinlaut.
    »Habt Ihr denn nicht nach dem Namen gefragt?«
    »Sie sagte nur, sie sei eine Verwandte.«
    »Oh, Ihr verdammten Dummköpfe! Ihr habt wohl nur Augen für die Frau gehabt, was? Einmal mit den Augen klimpern, und schon verabschiedet sich Euer Verstand. Könnt Ihr denn wenigstens sagen, wie sie aussah?«
    Die Soldaten drucksten herum. »Nun ja, sie trug so’n Tuch um den Kopf, dass man im Halbdunkel nicht viel erkennen konnte.«
    Plötzlich meldete sich ein anderer Soldat zu Wort. »Blond! Blond war sie! Das habe ich an dem Zopf gesehen, der unter dem Tuch hervorschaute.«
    »Mehr wisst Ihr nicht?« Meuren hob die Fäuste, als wollte er jeden Augenblick zuschlagen.
    Beide Wachen schüttelten den Kopf.
    »Eure Beschreibung passt auf mindestens hundert Frauen in Trier. Geht es nicht ein bisschen genauer?«
    Nun mischte sich Nikolaus ein. »Wie lang war der Zopf?«
    Gottfried antwortete zaghaft. »Ungefähr bis zur Mitte des Rückens.«
    »Gut. Wie alt war sie?«
    »Wegen des Tuchs konnte man das schlecht sagen.«
    »Aber Ihr könnt doch wenigstens schätzen. War sie um die zwanzig, um die dreißig, vierzig oder noch älter.«
    Wie aus einem Mund erklang: »Zwanzig, bestimmt noch keine dreißig.«
    »War sie besonders groß oder klein, dick oder dünn?«
    Gottfried kratzte sich am Kinn und zeigte dann mit der Hand eine Höhe an, wie sie bei der Hälfte aller Frauen zu finden war. »So groß etwa. Und wie Frauen halt gebaut sind. Dick war sie nicht. Aber dürr auch nicht.«
    Nikolaus fragte weiter: »Was hatte sie an?«
    »Ein helles Leinenkleid, nichts Besonderes. Wie man es überall sieht.«
    »War etwas Auffälliges an ihr? Besonderer Schmuck, eine Narbe, wertvolle Knöpfe am Kleid, ein Sprachfehler, irgendetwas, was unverwechselbar ist.«
    Die Wachen sahen sich einen Moment an und zuckten dann mit den Schultern. »Nichts. Nur dass sie recht jung und hübsch schien – soweit man das erkennen konnte.«
    Nikolaus war frustriert. Nach der Beschreibung hätte es jede Frau sein können. »Würdet Ihr sie denn wiedererkennen?«
    »Weiß nicht. Vielleicht.«
    Es war zum Haareraufen. Diese Hanswurste waren ein grandioser Fehlgriff. Wer hatte die bloß zu Wachen ernannt? Die hatten doch vor lauter Trägheit vergessen, hier zu schreien, als der Verstand verteilt wurde. Die waren zu dämlich, drei Gefangene vor einer einfachen Frau zu beschützen. Am besten sollte man sie gleich davonjagen.
    »Was hat sie mit den Gefangenen gesprochen? Bitte erinnert Euch, so gut es geht!«
    Gottfried überlegte. »Ich schloss auf, ließ sie rein, und sie sagte: ›Hallo Freunde, ich habe euch etwas mitgebracht.‹ Die Kerle freuten sich und haben sich gleich auf den Wein gestürzt. Dann hat sie die anderen Sachen hingestellt und ist wieder raus.«
    Nikolaus schüttelte entnervt den Kopf. »Wie haben die Gefangenen sie denn angesprochen?«
    » ›Dich hat der Himmel geschickt.‹ Mehr nicht. Und dann hat sie was Komisches gesagt.«
    »Und was?«
    » ›Mit bestem Gruß von Caesar‹ oder so ähnlich.«
    Der junge Doktor atmete tief durch. Thomas von Buschfeld war der Caesar. Genau das hatte sein Bruder Heinrich auch gesagt. »Haben sie die Frau nicht mit Namen angesprochen?«
    »Ich kann mir doch nicht

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