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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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überlegen. »Ja.«
    »Dann holt sofort den Hauptmann Seidel und ein oder zwei weitere Leute mit Waffen.«
    »Worum geht es denn?«
    »Wir holen uns jetzt die Giftmörderin.«
    »Wer ist es denn?«
    »Das werdet Ihr früh genug sehen. Ich warte hier. Aber sorgt dafür, dass der Dompropst nichts merkt.«
    »Jawohl!« Der Soldat rannte sofort los.
    Schon nach wenigen Minuten standen der Vorgesetzte und drei weitere Bewaffnete vor dem Haus. Nikolaus führte die kleine Truppe an. Es ging über den Markplatz, durch die Fleischstraße und dann weiter in die Brückenstraße. Vor einem Wirtshaus blieben sie stehen.
    »Zwei nach hinten, einer bleibt hier, die anderen kommen mit«, kommandierte der junge Doktor. »Keiner darf hinein oder hinaus.«
    Nikolaus, der Hauptmann und Gottfried stürmten in die Gaststube. Es waren nur wenige Gäste da, alle hatten ein Bier vor der Nase und schauten nun erschrocken auf. Alle Gespräche erstarben sofort. So kurz vor Mittag war auch noch keine der Frauen anwesend, die sonst üblicherweise den männlichen Gästen die Zeit vertrieben. Aus einer der hinteren Türen kam gerade der Wirt. Nikolaus erinnerte sich nur zu gut an den Raum, wo der Wein- und Biervorrat der Schänke lagerte.
    »Was wollt Ihr hier?« Der griesgrämig dreinschauende Gastwirt verschränkte die Arme und baute sich breitbeinig vor den ungebetenen Gästen auf. »Ihr schädigt mein Geschäft.«
    »Wir suchen Elise.«
    »Wen?« Der bärbeißige Kerl tat so, als hätte er nicht verstanden.
    »Ihr wisst, wen ich meine. Konstantin Junks Liebchen.«
    Der Mann nickte. »Ach, die meint Ihr! Die habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Ich weiß ehrlich nicht, wo die steckt.«
    Doch plötzlich schossen Konrad Seidel und Gottfried nach vorn, warfen den überraschten Wirt mit einem gekonnten Schwung zu Boden, banden ihm die Hände mit Lederriemen und hielten ihm ein Schwert bedrohlich nah an die Kehle. Die Erinnerungslücken füllten sich sehr rasch. »Elise ist oben in ihrer Kammer.« Die Stimme hatte nun jeden Anflug von Trotz und Selbstsicherheit verloren.
    Nikolaus hockte sich daneben. »Wo ist der Italiener?«
    Nach einem Moment des Zögerns murmelte er: »Bei ihr. Seit einigen Tagen pennt er bei ihr.«
    »Zeigen!«
    Und schon wurde der Wirt grob hochgerissen. Mit der Schwertspitze im Rücken ging er voran. Durch eine Tür neben der Vorratskammer schritten sie in den hinteren Teil des Hauses, an der Küche vorbei, wo schon der erste Braten am Spieß brutzelte, und dann eine hölzerne Treppe hinauf.
    »Wehe, du schreist, um die anderen warnen!«, zischte ihm Gottfried ins Ohr.
    Die Männer stiegen nun eine zweite Treppe hinauf. Hier oben gab es einen Gang mit mehreren Türen. Von irgendwoher erklang ein Schnarchen, in einem anderen Zimmer hörte man, wie sich ein Mann und eine Frau unterhielten. Der Wirt zeigte stumm auf eine der Türen.
    Die beiden Soldaten schlichen leise näher, verständigten sich kurz durch Handzeichen und stürzten dann in die Kammer. Man hörte den Schrei einer Frau und anschließend ein kurzes Poltern. Nikolaus schob den Wirt vor sich her, damit er nicht flüchtete.
    Die Kammer war klein und schmal, und mangels eines Fensters roch es muffig nach Schweiß und anderen Absonderungen. Überall lagen Kleidungsstücke und leere Branntweinflaschen herum. Die vier Männer standen nun vor dem Bett, in dem sich Elise ängstlich in Decken gehüllt hatte. Ihre Haare hingen ihr wirr um den Kopf.
    »Was wollt Ihr von mir?« Jetzt erkannte sie Nikolaus wieder. »Ich weiß nicht, wo Konstantin ist. Ich schwör’s.«
    Gottfried räusperte sich kurz. »Das war sie. Ich erkenne ihre Stimme wieder.« Dann bückte er sich und hob ein blaues Tuch auf, das halb unter das Bett geschoben war. »Und dies hier hatte sie umgebunden.«
    Elise schaute sich immer panischer um. »Was soll ich gewesen sein?«
    Nikolaus ergriff das Wort. »Du hast gestern deinen Freunden Rudolf, Heinrich und Peter etwas zu Essen und zu Trinken ins Gefängnis gebracht.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Das war ich nicht.«
    »Gottfried hat dich jedenfalls erkannt. Wir können nachher auch die anderen Wachen noch fragen. Was werden die wohl sagen?«
    Ihre Augen flogen aufgeregt von einem zum anderen. Langsam wurde ihr klar, dass das Spiel zu Ende war. Nervös kaute sie an ihren Lippen und zog sich die Decke bis unters Kinn hoch. »Woher wusstest du, dass ich es war?«
    »Mir fiel vorhin dein hübscher, langer, blonder Zopf wieder ein, den gestern auch

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