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Schweigenetz

Titel: Schweigenetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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niederzulegen.«
    »Sie haben gehört, was ich gesagt habe.« Fenns Augen blitzten auf. »Sie beide werden uns begleiten.«
    »Wir würden nicht einmal bis zur Tür kommen. Meine Männer dort draußen knallen Sie ab wie Tontauben.«
    Carsten konnte sich nicht vorstellen, zu was diese Posse führte – außer zu ihrer aller Tod. Er sah Nina an. Sie erwiderte seinen Blick mit einem verständnislosen Funkeln.
    Fenn sprach immer noch, ohne sich zu rühren. »Wenn Sie uns töten, werden Sie die Dokumente niemals bekommen.«
    Nawatzkis überhebliches Lächeln schien wie festgefroren. Er sah sich um. »Zwei Ihrer Leute fehlen, nicht wahr? Wir könnten diese beiden finden und das Versteck der Unterlagen aus ihnen herauspressen.«
    »Versuchen Sie es«, forderte Fenn ihn auf. »Und nun stehen Sie bitte auf. Folgen Sie mir zum Eingang.« Ganz, ganz langsam begann er, sich von seinem Stuhl zu erheben. Die Mündung von Michaelis' Waffe schwenkte unmerklich nach oben und blieb auf seinen Kopf gerichtet.
    Nawatzki rührte sich nicht. Carsten konnte nicht anders, als ihn für seine Kaltblütigkeit zu bewundern. »Was tun Sie, wenn ich sitzen bleibe?«
    »Lassen Sie es nicht darauf ankommen.«
    Der Lauf von Michaelis' Schrotflinte schob sich bedrohlich nach vorne. »Sie setzen sich wieder hin, Fenn!«
    Carsten fasste einen Entschluss. Er tat das Einzige, was ihm sinnvoll erschien.
    Er stand auf.
    Nina starrte ihn aus großen Augen an.
    »Gehen Sie wieder auf die Knie!«, befahl die Rothaarige. Ihre Waffe blieb dabei auf einen der Mönche oben auf dem Dach gerichtet. In der gespannten Stille waren ihre Worte bis in jeden Winkel des Gartens zu hören. Einige Männer sahen überrascht herüber, ohne ihre Köpfe zu bewegen. Jeder Einzelne hatte einen Gegner im Visier.
    Carsten kümmerte sich nicht um den Befehl. »Steh auf«, sagte er zu Nina. Sie befanden sich am Rand des Hofes, kaum mehr als einen Schritt von der Brüstung des Kreuzgangs entfernt.
    »Ich sagte hinknien!«, befahl die Frau, diesmal schärfer. Sie befand sich in einem Dilemma. Sie konnte ihre Pistole auf Carsten richten und dabei ihr Ziel aus den Augen lassen oder aber weiterhin ihren bewaffneten und augenscheinlich gefährlicheren Gegner oben auf dem Dach anvisieren. Ihr Partner warf ihr einen nervösen Blick zu. Sein Gesicht glänzte.
    Carsten handelte. Er packte Nina am Arm, riss sie mit sich nach hinten und zog sie über die hüfthohe Ummauerung des Kreuzgangs. Sie landeten direkt vor den Füßen eines der bewaffneten Mönche.
    Der Mann, der Nina bewacht hatte, riss seine Pistole herum und feuerte einen Schuss hinter ihnen her. Die Kugel zischte über die Mauer hinweg, verfehlte sie und schlug stattdessen in den Oberschenkel des Mönchs. Der schrie auf und ließ sein Gewehr fallen.
    Im gleichen Augenblick brach die Hölle los.
    Als sei der Schuss ein Signal gewesen, entlud sich die zähe Spannung in einem Gewitter aus Gewehr- und Pistolenfeuer. Innerhalb von Sekunden geriet die Situation außer Kontrolle. Als sie sahen, dass einer ihrer Brüder zu Boden ging, eröffneten die Mönche auf dem Dach das Feuer. Zwei von Nawatzkis Männern brachen zusammen, die anderen schossen wild in alle Richtungen. Ihre Kugeln trafen sicherer als die der Mönche. Gleich ein halbes Dutzend der bewaffneten Kuttenträger stürzte vom Rand des Daches hinunter in den Garten. Zwei Leibwächter rissen Nawatzki und von Heiden nach hinten und warfen sich schützend über sie. Um sie herum spritzten Erde und Gras in die Höhe, als gleich mehrere Kugeln neben ihnen einschlugen.
    Fenn hatte sich bereits beim ersten Schuss blitzschnell samt Stuhl nach hinten fallen lassen. Er feuerte im Sturz, aber seine Kugel verfehlte Michaelis um mehrere Zentimeter. Stattdessen krachte jetzt die Schrotflinte. Ihre Ladung ging knapp über Fenns Gesicht hinweg und fraß sich in den Unterleib der jungen, kurzhaarigen Frau, die hinter ihm stand.
    »Maria!«, schrie Fenn. Er rollte sich auf dem Boden herum, riss die Waffe ein zweites Mal hoch. Zu spät.
    Michaelis war mit wehendem Mantel nach hinten gesprungen, feuerte seine zweite Ladung in die Richtung des Kreuzganges und schleuderte die leere Waffe den wartenden Mönchen entgegen. Die, die nicht von seinem Schuss getroffen worden waren, gingen instinktiv in Deckung. Mit einem Hechtsprung federte er auf sie zu, riss noch in der Luft eine Automatik aus seinem Schulterhalfter und begann wild zu feuern. Dann tauchte er hinter der Brüstung unter, wandte sich

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