Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schweigfeinstill

Schweigfeinstill

Titel: Schweigfeinstill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
Vom Netzwerk:
25 Jahre verheiratet. Ich wollte nicht fragen, ob der Topf für sie bestimmt war.

13.
    Die Welt sah ohne Ansammlungen von Stein und Beton angenehmer aus. In der Dunkelheit erkannte ich ohnehin nur, was in den Kegel der Scheinwerfer geriet. Ich musste mich konzentrieren, es schneite leicht. Zeitweilig hatte ich den Eindruck, ich selbst und mein Auto stünden bewegungslos in der Schwärze, während die Straße unter mir dahinraste. Immer wieder querte ich kleine Ortschaften. Die Wohnungen sahen anheimelnd und fremd zugleich aus. Ich war kein Lichterkettenfan, und bei mir krabbelte auch kein Nikolaus übers Dach. Lieber hielt ich es mit der guten alten Kerze.
    Ich steuerte durch Ohlkirchen. Im Piranha brannte Licht, sie machten den Club für den Abend klar. Ich sollte Carlo bald anrufen, ich hatte ihm noch gar nicht vom neuesten Stand der Dinge erzählt.
    Vorsichtig bog ich wenig später von der schmalen Straße in meine Zufahrt. Kurz huschte der vermaledeite Betonpfeiler ins Licht. Auf meiner Auffahrt sah ich Reifenspuren, halb vom Schnee zugeweht. Vielleicht der Paketbote. Er war ein netter Kerl und legte Post für mich in den Schuppen, wenn ich nicht zu Hause war.
    Als ich den Motor abstellte und die Scheinwerfer ausschaltete, umfing mich totale Dunkelheit. In der Großstadt glitzerten Tag und Nacht Lichter. Aber hier blieb nur Finsternis in Nächten wie dieser. Dabei war es erst kurz nach sechs. Das war strenggenommen noch nicht Nacht. Allenfalls Abend, für meine innere Uhr aber später Nachmittag. Ich öffnete die Fahrertür, und das Klacken tönte laut über den dunklen Hof. Vom Auslauf her hörte ich das Geschnatter meiner beiden Grauen. Rasch angelte ich die Taschenlampe aus der Ablage, leuchtete mir meinen Weg zur Haustür aus und aktivierte die Außenbeleuchtung. Schon besser. Wenn ich den Lichtkegel direkt vor mir in die Dunkelheit schickte, sah ich die Schneeflocken treiben. Nach zwei Metern begann das Unbekannte.
    Waterloo und Austerlitz warteten aufgeregt am Zaun. Ich streichelte ihnen über die Köpfe. Sie waren anhänglich wie Welpen, treue und wunderbar unkomplizierte Zeitgenossen. Ich inspizierte den Stall. Morgen musste ich dringend ausmisten und neu einstreuen, aber das schaffte ich heute Abend nicht mehr. Kraftfutter lag noch genug da. Ansonsten ernährten sich die beiden auf ihrer Weide. Sie sahen prächtig aus, wohlgenährt, zeigten stolz ihr glänzendes Gefieder. Wahrscheinlich waren sie die Einzigen ihrer Art im Umkreis, die in Sachen Weihnachtsbraten nichts zu befürchten hatten. Ich machte einen kurzen Spaziergang zum Teich. Der Strahl der Taschenlampe glitt über die hauchdünne Eisschicht. Auf der Straße fuhr ein Wagen vorbei. Ungewöhnlich um diese Zeit, zu der sich keiner mehr aus dem Haus wagte. Die Ohlkirchener fuhren in die andere Richtung, wenn sie ausgehen wollten. Ich hob den Kopf und lauschte. Langsam entfernte sich das Motorengeräusch. Ich ging zum Auto zurück, lud den Karton mit der Aufschrift ›Johnson Klein Digitaltechnik‹ aus und trug ihn ins Warme.
    Als ich zugesperrt und meine Jacke abgestreift hatte, schaltete ich die Außenbeleuchtung aus und ging ins Arbeitszimmer. Der Anrufbeantworter blinkte. Zuerst sprach Juliane. »Herzchen, ich habe deine Mitbewohner betreut. Melde dich.« Klar, Juliane sah ab und zu nach Loo und Litz und wollte anschließend Lob und Dank einheimsen. Immerhin konnte ich jetzt die Herkunft der Reifenspuren orten.
    »Grüß Gott, Frau Laverde, hier spricht Nero Keller. Wenn Sie so freundlich wären, mich zurückzurufen.« Es folgte seine Handynummer und ein »auf Wiederhören.« Warum konnten nicht alle Menschen so ausgesucht höflich sein wie dieser Nero Keller? Ich packte den Karton aus. Das superflache Fujitsu Siemens Notebook machte sich richtig gut auf meinem Schreibtisch. Johnson Klein hatte sich als super Tipp von Myrthis erwiesen. Er hatte mir nicht nur einen akzeptablen Preis gemacht, sondern sämtliche Programme installiert, die ich brauchte, und die Maschine internetfertig gemacht. Ich musste nur noch die Verbindung zum Router herstellen. Noch in Stiefeln und Jacke fuhr ich den Rechner hoch. Was tat das gut, wieder einen Computer im Haus zu haben. Mein Herz schlug schneller, als sich die Windowsoberfläche aufbaute. Probeweise klickte ich ein bisschen herum, bis ich das DSL-Kabel anschloss und das rosafarbene Heftchen mit der Anleitung für die Installation heraussuchte. Eine knappe halbe Stunde und ein paar unflätige Ausdrücke

Weitere Kostenlose Bücher