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Schweigfeinstill

Schweigfeinstill

Titel: Schweigfeinstill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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zu …«
    »Bertram? Schon wieder?« Der Meister sah unwillig drein. »Hey, Mann, wir müssen hier einen Auftrag fertigkriegen. Da war schon einer von euch da und hat meine Leute von der Arbeit abgehalten!« Er hob die Schultern, als fröre er, und seufzte tief. »Na gut. Ich habe einen Tee fertig. Wollen Sie …?«
    Nero folgte dem Meister ins Büro, einen gläsernen Kasten am hinteren Ende der Halle, mit verschmierten Scheiben und Papierchaos auf sämtlichen Ablageflächen. Es juckte ihn in den Fingern, sofort mit dem Aufräumen anzufangen. Uwe Koch schraubte eine Thermoskanne auf und spritzte dabei ein paar Rechnungen voll. Gleichgültig schob er die Papiere weg und goss Nero einen Pappbecher Tee ein.
    »Der Kugler war ein anständiger Kerl. Sie wollen sicher auch wissen, warum er Tabletten nahm? Das jedenfalls hat Ihr Kollege mich gefragt. Na, wie soll ich denn das wissen, von Tabletten habe ich keinen Schimmer. Aber gearbeitet hat er gut, der Kugler. Und was am wichtigsten ist: Er hat auch gerne gearbeitet. Viele im Handwerk sind heute bestens qualifiziert, aber man riecht meilenweit gegen den Wind, dass die Arbeit ihnen keine Freude macht.« Koch hob seinen Teebecher, als wollte er Nero zuprosten.
    »Da haben Sie recht«, sagte Nero.
    »Sollen ja Tabletten gegen Angstzustände gewesen sein, aber der Kugler war ein gestandenes Mannsbild, wovor sollte der Angst gehabt haben?« Malermeister Koch hatte anscheinend noch nie von Neurosen gehört. Besser so, dachte Nero. »Ihr Kollege wollte wissen, ob sich Kugler in letzter Zeit verändert hätte, aber das hat er nicht. Er war ja immer etwas Besonderes. In seinem Spind hatte er keine Pin-ups, nichts von dem Zeug, was die Jungs sonst mögen, und in der Frühstückspause hat er die Süddeutsche gelesen, aber mit den Jungs hat er sich gut verstanden und sie haben ihn respektiert.«
    »Er hat mal eine eigene Firma gehabt, oder?« Nero blies in seinen Tee, in dem unidentifizierbare schwarze Fetzchen schwammen.
    »Bertram ist – war – gelernter Maler, hat sich mit einem Umzugsunternehmen selbständig gemacht. Na, ich sag Ihnen, ein Geschäftsmann war der nicht. Der konnte zupacken und schuften, aber für Aufträge sorgen und den Papierkram erledigen, das war nichts für ihn.« Das Telefon klingelte. Koch ignorierte es. »Eine Freundin hat er auch nicht gehabt. Im Sommer sind wir schon mal in den Biergarten. Nur ich und Zimmerle, das ist mein ältester Mitarbeiter, und Kugler. Zimmerle und ich kamen mit Familie, aber Kugler immer allein.«
    »Aber er war ein umgänglicher Typ?«
    »Genau, das war er. Man hatte gern mit ihm zu tun. Aber …« Koch hielt inne, schlürfte Tee und rang mit den Worten, »irgendwie … ich weiß nicht, wie ich das sagen soll … man merkte ihn sich nicht.«
    Nero stellte den fast vollen Becher ab und wartete.
    »Ich meine, er war keine Persönlichkeit, die einen Eindruck hinterließ. Er war nett und kameradschaftlich und lachte mit einem und trank seine Halbe und alles … aber nachher ging man auseinander und hatte ihn vergessen. Man vermisste ihn nicht und man freute sich nicht auf ihn. War er dabei, gut, war er es nicht, auch kein Schaden.«
    Ein Mensch wie ein Schattenriss, dachte Nero. Er ließ ein paar Sekunden verstreichen, bevor er fragte: »Hatte er denn überhaupt keine Freunde? So eine Art soziales Netz?«
    Uwe Koch wiegte den Kopf. »Doch, da war ein Mann, ein Kumpel von früher, Schulkamerad oder so. Der hat hier ab und zu mal angerufen. Wenn Kuglers Handy ausgeschaltet war, rief er in der Firma an, entschuldigte sich in aller Form und erklärte, er müsse ganz dringend Bertram sprechen, und es täte ihm leid, wenn er störe.« Koch lachte auf. »Der hat sich immer so ausgesucht höflich ausgedrückt.«
    »Wissen Sie noch, wie der Mann hieß?«
    »Hat sich mit Meier gemeldet. Oder Geier. Oder Schleier.«
    »Wann hat er zuletzt angerufen?«
    »Also, vielleicht Anfang Dezember? Ja, kurz vor Nikolaus. Weil ich mit meiner Frau hier im Büro saß, sie hat die Nikolausgeschenke für die Mitarbeiter fertiggemacht und ich habe versucht, Ordnung in die Buchhaltung zu kriegen.«
    Anfang Dezember, dachte Nero. Das könnte eine Spur sein. Verdammt, wenn Koch sich nicht an den Namen erinnert … Wir könnten natürlich die eingehenden Anrufe checken, aber das wird ein Problem, falls der Staatsanwalt sich nicht darauf einlässt. Wozu sollte er, es gab keinen ausreichenden Anlass. Nero spürte, dass er drauf und dran war, laut zu

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