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Schweigfeinstill

Schweigfeinstill

Titel: Schweigfeinstill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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lang ungestört inspizieren zu können. Was er ausführlich getan hatte. Er hatte sogar die letzte Nacht dort verbracht, in Schlafsack und Isomatte. Nur um der neuen Wohnung in der Nacht nachzuspüren. Denn die Nacht veränderte alles.
    ›Keine Fußangeln. Unterschreib. Gruß, Alberto.‹
    Nero legte die Notiz weg. Er las den Vertrag trotzdem zweimal durch. Sollte er ihn Jassmund zeigen, für alle Fälle? Er spürte Leonors Hand auf der Schulter. Argwöhnischer alter Sack, hörte er sie zärtlich sagen. Also gut. Er griff nach dem Kugelschreiber in seiner Hemdtasche und unterzeichnete beide Ausfertigungen des Vertrages. Einen heftete er in einem roten Ordner ab, auf dem ›Nordendstraße‹ stand. Mit Schablone geschrieben. Den anderen tütete er in einen neuen Briefumschlag und adressierte ihn fein säuberlich an das Immobilienbüro Regina Steinfelder. Bevor er zur Post ging, konnte er anfangen, seine Siebensachen in die Kartons zu packen. Er wollte den Umzug vor Weihnachten über die Bühne bringen, damit er im Januar frisch und ausgeruht mit dem neuen Job beginnen konnte.
    »Du hast es geschafft«, sagte er zu seiner leeren Kaffeetasse. »Du hast es geschafft, Nero. Eine erfolgreiche Bewerbung auf einem Gebiet, auf dem du der totale Autodidakt bist.« Er lachte laut auf und erschrak vor seiner Stimme. Am unerträglichsten am Singledasein erschien ihm immer noch die Stille. Er trank eine zweite Tasse Kaffee und ging ins Wohnzimmer, wo er ein wenig ratlos vor seiner CD-Sammlung stehen blieb. Er besaß ähnlich viele wie Kea Laverde, nur interessierte er sich für andere Musikstile. Klassische Musik hatte ihm nie besonders viel gegeben, allenfalls noch Opern. Aber da war der Tango. Nicht umsonst hatten Leonor und er sich bei einem Tanzkurs kennengelernt. Tango für Anfänger. Mit einem Lehrer wie aus dem Bilderbuch aller Klischees. Es war Nero egal gewesen, denn vom ersten Abend an hatte er es auf Leonor abgesehen. Nero legte eine CD von Piazzolla auf. Diese Musik öffnete einen Korridor in all seiner Einsamkeit, durch den er in ein anderes Leben spazieren konnte. Er liebäugelte mit einer Reise nach Finnland. Auch ein Tango-Land, und nicht so weit wie Argentinien. Als das Telefon klingelte, stellte er die Musik leiser.
    »Keller?«
    »Nero, alte Hütte!« Nur Jassmund begrüßte ihn so. »Ich bin auf eine geniale Idee gekommen. Hättest du nicht geschafft.«
    »Ach so?«
    »Ich habe den Namen unseres Zeugen Karl Schöll in den Rechner eingegeben. Was denkst du, ist da ans Tageslicht gekommen?«
    Sofort war Nero wieder in der Welt, in der er Polizist war, und der Tango trottete davon, weil er selbst bemerkte, wie fehl am Platz er war. Nero schaltete den CD-Spieler aus und nahm sich einen Stift.
    »Sag!«
    »Vorbestraft wegen eines kleineren Betrugsdeliktes. Außerdem zeigte ihn eine Frau wegen versuchter Vergewaltigung an. Er wurde mangels Beweisen freigesprochen. Bis vor zwei Jahren lebte er in Hamburg.«
    Nero machte Notizen auf dem Umschlag an das Immobilienbüro Regina Steinfelder.
    »Außerdem warf die Frau ihm vor, er habe ihr angedroht, den Geschlechtsakt zu filmen und ins Netz zu stellen. Sie hat Schöll auf einer Party kennengelernt. Hörst du noch zu?«
    »Sicher.«
    »Ich denke, das alles interessiert dich in zweierlei Hinsicht: einmal wegen der Sache bei Frau Laverde, und zum anderen, weil du bald Fälle dieser Art bearbeitest.«
    Nero hatte Jassmund in alles eingeweiht, was seine Aufgaben beim LKA anging. Jassmund hatte ihm auch geholfen, den Vortrag für das IBZ in Gimborn vorzubereiten. Technisch und fachlich war Nero auf dem neuesten Stand, aber im Gegensatz zu ihm wusste Jassmund, wie man ein Publikum nicht nur informierte, sondern fesselte.
    »Aber …«
    »Ja, die Frage ist, was fangen wir mit dieser Information an?« Jassmund hustete. »Verdammte Erkältung. In den Vernehmungen damals hat sich Schöll dermaßen in Fantastereien und Lügen verstrickt, dass es ein Wunder ist, wie er aus diesem Netz rauskam.« Wieder Husten. »Mit Irmi Perm habe ich auch gesprochen. Der Exfrau von Kugler. Er nahm diese Angstblocker schon länger. Leidet seit seiner Jugend an diffusen Angstzuständen. Kann nicht einmal sagen, wovor er sich fürchtet.«
    »Vielleicht solltest du noch einmal bei Schöll reinplatzen und ihn etwas härter anfassen«, schlug Nero vor.
    »Ich dachte an etwas Ähnliches. Müsste ich aber in meiner Freizeit machen, und da du zwischen zwei Jobs stehst … Ich gebe dir Namen und Adresse der

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