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Schweigfeinstill

Schweigfeinstill

Titel: Schweigfeinstill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Frau, die ihn damals angezeigt hat. Eine gewisse Mona Beck.«
    »Gut. Die rufe ich an. Gleich heute Abend fahre ich ins Piranha.« Er überlegte kurz. »Außerdem schaue ich bei Kuglers Arbeitsplatz vorbei.«
    »Hals und Beinbruch.« Jassmund legte auf.

29.
    Meine Einsiedelei lag weiß verschneit in ihrer Talfalte. Hier draußen hielt sich der Schnee. Ich lenkte den Wagen vor den Schuppen. Waterloo und Austerlitz schnatterten emsig, als ich auf ihren Auslauf zustapfte. Ich musste mich um Wasser für die beiden kümmern, denn der Teich war nun zugefroren, und in der Natur fand sich kaum noch frisches Futter. Vielleicht sollte ich ein paar mehr Gänse anschaffen, dachte ich. Immerhin sind sie Herdentiere und fühlen sich so zweisam vielleicht nicht wohl. Ich beschäftigte mich mit dem Federvieh, um Anschluss an das Leben zu finden, das ich bis Sonntag geführt hatte. Arbeitsreich, bisweilen anstrengend, aber normal. So wie ich es wollte. Ein normales Leben ohne Fönfrisurtypen, die zerschmettert an Betonpfeilern klebten. Ohne Steine mit Zetteln dran und ohne zerkratzte Autotüren.
    Ja, vielleicht gab ich Andy den Auftrag zurück.
    So weit kommt’s noch, Laverde!
    Pochte die Hartnäckigkeit meiner Großmutter in meinen Adern? Die Sturköpfigkeit einer Frau, die ihre Heirat mit einem ostpreußischen Adeligen als Verpflichtung gesehen hatte? Ich trug den Namen, den sie voller Stolz angenommen hatte. Laverde. Meine Großmutter lebte schon lange nicht mehr. Sie war keine sehr warmherzige Person gewesen, sondern ausgesprochen energisch und schonungslos gegenüber sich selbst. Keine Frau, die sich Schwäche zugestanden hätte. Was sie anfasste, klappte. Hatte ich in ihrer Gegenwart jemals gewagt, Das kann ich nicht! zu sagen? Sie hätte mich auf der Stelle skalpiert.
    Ich schaufelte Kraftfutter aus der Kiste und beobachtete, wie die beiden Grauen sich mit Begeisterung auf die Körner stürzten.
    Es kam überhaupt nicht infrage, den Auftrag zurückzugeben. Andy brauchte mich.
    Kea Laverde, die Mutter Teresa der Ghostwriter, spottete Austerlitz mit seinem roten Schnabel und den blitzenden Augen, die er auf mich richtete, als ich den Stall verließ. Gänse sind kluge Tiere. Und Tiere spüren Schwingungen viel besser als Menschen.
    »Keine Panik, Litz«, rief ich dem Ganter zu. »Ich habe nicht vor, Andy aufzugeben. Nicht im geringsten.«

30.
    Nero parkte den Wagen vor der Filiale einer Drogeriekette und stellte den Motor ab. Dabei fiel ihm ein, dass sein Rasierwasser zur Neige ging, und in der Zahnpastatube war auch nicht mehr viel drin. Während er durch die Regalreihen irrte und seine Sachen zusammensuchte, überlegte er, worauf das Gespräch mit Bertram Kuglers Kollegen hinauslaufen sollte. Ein Beamter hatte sich in der Firma umgehört, Nero hatte die Notizen gelesen. Aber je länger er darüber brütete, desto deutlicher wurde ihm bewusst, dass wichtige Fragen ausgelassen worden waren. Nur das Standardraster war abgefragt worden: Ist Ihnen was aufgefallen an Ihrem Kollegen, war er anders als sonst, beunruhigt vielleicht, hatte er eine Beziehung, nein, ach, und wussten Sie, dass Kugler Tabletten nahm, nicht, dann danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben. So klappte das nicht. Eine Vernehmung sollte rüberkommen wie eine kleine Plauderei unter Nachbarn, die sich vor dem Zigarettenautomaten über den Weg liefen. Haben Sie schon gehört, schlimme Sache, das mit dem Kugler. Aber wer von meinen Kollegen hat schon Zeit, dachte Nero, außer mir, weil ich meinen Resturlaub abarbeite. Er griff zu einer Tüte Wick Blau. Im Winter stieg seine Stimme manchmal aus. Besser, er hatte einen Vorrat im Auto.
    Er zahlte, warf Zahncreme und Aftershave auf seinen Beifahrersitz, steckte sich eines von den blauen Bonbons in den Mund und ging die paar Schritte zum Malerbetrieb Uwe Koch zu Fuß. Die Halle lag hinter einem breiten Wohnblock aus grauem Beton, dessen Eingangsbereich mit den Schildern von Ärzten und Rechtsanwälten gepflastert war. Nebenan verschlief ein verlassen aussehendes griechisches Restaurant den Winter. Was mache ich hier, dachte Nero und vergrub die Hände tief in den Manteltaschen. Der Wind pfiff ihm um die Ohren, die Luft schmeckte feucht. Der Himmel hatte sich zugezogen. Es würde bald tauen.
    »Herr Koch?« In der Halle roch es nach Farbe. Er zeigte seinen Ausweis. Obwohl er hier strenggenommen nichts zu suchen hatte, vermittelte ihm die gewohnte Geste Sicherheit. »Hauptkommissar Keller. Ich hätte ein paar Fragen

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