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Schweigfeinstill

Schweigfeinstill

Titel: Schweigfeinstill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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draußen?«
    Hättest du mir wohl nicht zugetraut, was? Ich zuckte die Achseln und nahm ein Glas aus dem Schrank. »Schluck Wein?«
    »Ich komme gerade aus dem Piranha und wollte nur sehen, ob bei Ihnen alles o. k. ist.« Er nahm das Glas entgegen und setzte sich wie selbstverständlich auf das Sofa.
    Mir fiel ein, dass ich außer Juliane hier kaum regelmäßigen Besuch hatte. Keine Leute, die sich in aller Unschuld auf dem Sofa niederließen und gestatteten, dass ihre Weingläser gefüllt wurden. Es war einmal anders gewesen. Bis jetzt hatte ich nicht gemerkt, dass die Geselligkeit mir fehlte.
    »Wie geht’s im Piranha?«
    »Bestens. Aber das ist ja jetzt nicht der Punkt.« Er hielt immer noch mein Handy fest. »Ich lasse den Anruf zurückverfolgen.«
    »Ich denke, Sie hängen zwischen zwei Jobs?«
    »Das hier ist nicht komisch, oder?« Er tippte auf das Handy.
    »Nein.« Ich setzte mich auf einen Barhocker, obwohl ich einiges drum gegeben hätte, in den weichen Kissen auf dem Sofa zu fläzen. »Was für ein Aufwand, sich irgendwo eine Gans zu besorgen und ihr den Hals umzudrehen, bloß um mir einen Schrecken einzujagen.«
    Keller spielte an meinem Telefon herum.
    »Da kam ja noch ein Anruf. Um 22.30 Uhr. Den haben Sie nicht beantwortet.«
    Kontrolle pur. Juliane wusste wirklich, warum sie kein Handy besaß.
    »Es klingelte nur ein einziges Mal.«
    »Haben Sie nicht nachgesehen, wer Sie erreichen wollte? Ein gewisser Andy Steinfelder.«
    »Was?« Das haute mich nun doch fast um.
    »Steht hier.«
    Nero hielt mir das Handy hin, aber ich winkte ab.
    »Ein ehemaliger Kollege«, log ich. »Er wird es sich anders überlegt haben.«
    Keller sah mich so seltsam an. Er schien mir nicht zu glauben, aber da war noch etwas anderes, Nervöses in seinem Blick.
    »Kriegen Sie denn raus, woher das Snuffvideo kam?«, wollte ich wissen.
    »In den allermeisten Fällen. Es gibt keine anonymen Gespräche im Netz. Ein paar Tricks können die Spuren verwischen, aber üblicherweise sind Menschen unvorsichtig.«
    »Was für Tricks?«
    »Das interessiert Sie nicht.«
    »Das interessiert mich nicht?«
    Keller lachte und stellte sein Glas ab. »Tja, dann … ich will nicht weiter stören.«
    »Ich habe noch nicht gegessen«, sagte ich. »Möchten Sie …?«
    »Pizza?«, fragte er süffisant.
    Spotte du nur.
    »Sie scheinen ja ein Meisterkoch zu sein«, gab ich ihm spöttisch zurück.
    »Nein, gar nicht.«
    »Ich dachte an Spaghetti Bolognese.«
    »O. k.« Er nahm sein Glas auf und betrachtete es stirnrunzelnd. Ich schenkte ihm nach. »Wie gut kennen Sie eigentlich Herrn Schöll?«
    »Wer ist denn Herr Schöll?« Ich räumte meinen Nudeltopf aus dem Küchenschrank und drehte das Wasser auf. Mein Magen knurrte wie ein Wolf. Autoren vergessen manchmal zu essen. Mir passierte das häufig, obwohl man es mir nicht ansah.
    »Karl Schöll.«
    »Ach so, Carlo!« Ich musste lachen. »Seit ich hier eingezogen bin, im vergangenen Sommer. Mein Bruder Janne und ich schleppten uns gerade mit meinem Schlafzimmerschrank ab, als Carlo auf seinem Mountain Bike vorbeiradelte und spontan fragte, ob wir einen dritten Möbelpacker brauchten.« Ich sagte Keller lieber nicht, dass ich mit dem Schleppen schwerer Gegenstände vorsichtig sein musste.
    »Ihr Bruder? Lebt er hier in der Nähe?«
    Was dieser brave Staatsdiener alles wissen wollte … Ich suchte eine Büchse Bolognesesoße heraus und freute mich, wenigstens frischen Parmesankäse anbieten zu können.
    »In Ingolstadt.«
    »Ich habe zwei Schwestern!« Keller seufzte. »Beide sind älter als ich. Ein hartes Los für einen Jungen.«
    »Leben die beiden noch auf dem Dorf?« Ich erinnerte mich genau an das, was er während unserer ersten und letzten gemeinsamen Nacht rausgelassen hatte. Ein Berufssyndrom. Andere Menschen machten mich nun einmal neugierig.
    »Aber sicher. Brav verheiratet.«
    »Mein Bruder ist auch in den Hafen der Ehe eingelaufen.« Ich überlegte, wie viel ich weitertratschen durfte, ohne Janne in Misskredit zu bringen. »Ich habe zwei Neffen. Theo und Viktor. Jannes Frau ist … stressig.« Jetzt ist es genug, Kea, warf ich mir vor, während ich die Spaghettipackung aufriss.
    »Die Dame heißt Elisabeth, Gertrud oder Marlies, was?«
    Jetzt blieb mir wirklich die Spucke weg. Hatte er sich kundig gemacht? Den Namen Laverde, für den er sich so interessiert hatte, in eine Datenbank eingegeben und sämtliche Infos zu meiner Familie über die letzten drei Generationen hinweg abgerufen? Jannes

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