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Schweigfeinstill

Schweigfeinstill

Titel: Schweigfeinstill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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könnte, Frau Steinfelder und eine junge Frau zusammenkommen sehen.« Aus den Augenwinkeln sah er einen vierschrötigen Mann, der ihm als Ulf Kröger vorgestellt worden war, Notizen machen. »Dann ist die Frage: Wer ist dieser Müller?«
    »Autokennzeichen, Automarke, irgendwelche Anhaltspunkte?«, erkundigte sich ein rothaariger Kollege mit Pferdeschwanz und Nickelbrille, der Markus Freiflug hieß.
    »Frau Laverde stand unter Schock«, entgegnete Nero. »Sie hat nicht darauf geachtet.«
    »Verdammt!«
    »Und wenn dieser Lehr, das Mordopfer, den Kontakt zur Szene gesucht hat?«, fragte Nero. Er durfte nicht zeigen, dass er von Mister wusste, damit Sigrun keinen Ärger bekam.
    »Es sieht eher umgekehrt aus«, bemerkte Freiflug. »Ein Kontaktmann, den wir Mister nennen, hat sich an Lehr gewandt. Die beiden stehen seit dem Sommer in Verbindung.«
    »Ein großer, international operierender Ring«, sagte Kröger und fuhr sich durch sein dichtes Haar. Schuppen rieselten auf seinen Rollkragenpulli. »Wir haben herausgefunden, dass dieser Ring mehrere Leute in Kigali sitzen hat. Ein Softwareoffice dort scheint die perfekte Tarnung für Kinderpornos zu sein. Aber mittlerweile steigen sie um auf brutale Pornos mit erwachsenen Darstellerinnen. Die Filme werden in Kerkern gedreht und sind mehr als unappetitlich; Snuffvideos sind auch dabei. Frauen werden vor laufender Kamera umgebracht. Die Pornos sind über Offshore-Server abrufbar.« Er winkte mit seinem Kollegblock und verließ den Besprechungsraum.
    »Kigali?«, fragte Nero verdutzt.
    »Hauptstadt Ruandas, 1540 Meter über dem Meeresspiegel, 608.100 Einwohner, katholischer Erzbischofsitz, vorwiegend Nahrungsmittel- und Textilindustrie«, referierte der dritte Ermittler, Bodo Roderick, ein bleicher, weißblonder Typ, mit matter Stimme. »Das BKA weiß Bescheid, für eine Interpoloperation fehlen aussagekräftige Hinweise.«
    »Wir nehmen an«, fuhr Freiflug fort, »dass Lehrs selbstgemachte Pornos dem Kigali-Ring im Weg waren und Mister sicherstellen sollte, dass Lehr den Markt räumt. Vermutlich hat er nicht eingewilligt, auch nicht für Geld, und so haben sie ihn alle gemacht.«
    Bodo Roderick meldete sich zu Wort; wie ein Schüler hob er die Hand, den Ellenbogen lässig auf die Tischplatte gestützt: »Lehr betrieb ein Portal mit dem Namen These-Girls. Um sich Filme ansehen zu können, muss der Kunde eine Zahlung per Kreditkarte leisten. Das Geld wird auf ein Konto in Rabat, Marokko, überwiesen. Lehr hatte Schulden. Er brauchte dringend eine Finanzspritze, und es sieht so aus, als hätte er die Pornos für eine gute Geldquelle gehalten.«
    »Lehr ist definitiv nicht in der Garage in Bogenhausen umgebracht worden. Die drei Messerstiche, von denen einer direkt ins Herz ging, wurden ihm woanders zugefügt. Er lag im Sterben oder war schon tot, als sie ihn in der Garage ablegten«, erläuterte Freiflug. »Herr Loring sagte, dass seine Garage zurzeit nicht richtig schließt. Der Bodenbelag der Auffahrt ist aufgefroren. Jeder konnte da rein. Wir haben den Stadtteil durch die Mangel gedreht, aber es gibt keine brauchbaren Zeugenaussagen, keine Hinweise, kein nichts.«
    »Möglicherweise wurde er in einem Auto ermordet«, sagte Roderick.
    »Aber das muss doch jemandem aufgefallen sein, meine Herren!«, rief Woncka und rieb sich die Hände. »Meine Güte, sind Sie sicher, dass niemand einen Wagen gesehen hat?«
    Stille. Die Ermittler fixierten ihre Unterlagen. Nero räusperte sich. Jetzt musste er die Kurve kriegen.
    »Frau Laverde schreibt Andys Lebensgeschichte. Ihre Unterlagen werden geraubt von einem Mann, der Minuten danach bei einem Unfall getötet wird. Dennoch bleiben die Dokumente verschwunden. Jemand wirft einen Stein mit einer Warnung durch ihr Küchenfenster. Schickt per Handy ein Video, auf dem einer Gans der Hals umgedreht wird. Frau Laverde besitzt zwei Gänse.«
    »Das sagt noch nichts«, wandte Woncka ein.
    »Für sich genommen nicht«, bestätigte Nero. »Aber während eines Besuchs bei den Steinfelders findet Frau Laverde auf dem Rechner der Steinfelder-Tochter Jenny ein Video. Es zeigt Gina Steinfelder, wie sie in einer Privatwohnung massiert wird. Jenny scheint dieses Video selber gedreht zu haben. Frau Laverde wird mitten in Schwabing in einen Wagen gezerrt und bedroht. Ihr Entführer, der sich Müller nennt, führt ihr grausame Pornos vor. Schließlich setzt er sie im Schneesturm aus, dem sie nur knapp entkommt. Heute Abend findet sie ihr Haus verwüstet

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