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Schweigfeinstill

Schweigfeinstill

Titel: Schweigfeinstill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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hat das Codewort geschrieen, aber die Männer haben nur gelacht und gar nicht daran gedacht, sie loszubinden.«
    Müller, dachte Nero.
    »Sie hat sich bei Jean beschwert, aber er ist nicht darauf eingegangen. Weil es nämlich genug andere Frauen gibt, die da mitmachen wollen.« Marietta weinte.
    »Ich werde Ihnen jetzt einige Fragen stellen«, sagte Nero. »Schaffen Sie es, sie zu beantworten?«
    Die junge Frau nickte und strich sich mit beiden Händen das Haar hinter die Ohren. Die Geste schien sie zu beruhigen.
    »Gut. Hat Jean Sie bezahlt?«
    Marietta nickte.
    »Wie? Bar?«
    »Ja.«
    »Wie viel?«
    »Für eine halbe Stunde hat er 100 Euro gezahlt.«
    »Egal, was Sie gemacht haben?«
    »Er hat gesagt, im Studio gibt es 100 Euro. Für draußen gibt es 200.«
    »Also hat Ihre Freundin für die halbe Stunde Zittern 200 Euro bekommen.«
    »Das ist es ja. Er hat sie nicht bezahlt. Er hat gesagt, sie wäre schlecht gewesen. Weil sie geheult hat und damit die Aufnahme versaut hätte.«
    »Er hat ihr also kein Geld gegeben und durchblicken lassen, dass es für die Aufnahme bei der Brücke auch keines geben wird?«
    Marietta nickte.
    »Hat Valeska weitere Termine vereinbart?«
    »Jean meinte, wenn Valeska sich beim nächsten Mal steigert, könnte er sich vorstellen, das Honorar zu erhöhen.«
    Nero starrte auf die dunkle Scheibe an der Querseite des Vernehmungsraumes und stellte sich dahinter den kleinen Woncka, Freiflug mit dem ernsten Gesicht, den bleichen Roderick und Kröger vor, wie er durch sein Haar strich und Schuppen schneien ließ. Er ahnte, dass es Kunden gab, die für das Entsetzen der Frauen bezahlten. Denen es genau darum ging. Die wachsende Erkenntnis der Darstellerinnen genossen, in eine Sackgasse geraten zu sein.
    »Gab es irgendeine Art Vertrag zwischen Ihnen und Jean?«
    »Wir mussten einen Bogen ausfüllen. Namen, Anschrift, Telefonnummer. Wir haben auch einen Aidstest machen müssen.«
    »Um zu strippen?«
    Mariettas Augen wurden riesig. »Ich …«
    Nero ließ ihr eine Pause.
    »Ich weiß nicht, warum«, murmelte sie schließlich. »Valeska hat das gemacht. Im Labor.«
    »Was mussten Sie noch angeben?«
    »Adresse des Arbeitgebers.« Marietta wimmerte.
    »Hat Jean Sie bedroht?«
    »Er war immer sehr nett. Also, am Anfang. Es hat uns Spaß gemacht. Ehrlich.«
    »Haben Sie auch ein Angebot bekommen, ein bisschen mehr zu machen als das Übliche?«
    Marietta zögerte.
    »Waren Sie nicht so gut wie Valeska?«
    »Er hat … er verlangte, dass ich draußen strippe. Aber ich wollte das nicht.«
    »Und was ist passiert?«
    »Er hat gesagt, er hätte ja die Adresse meines Arbeitgebers und ich habe gesagt, Pustekuchen, nein, ich studiere. Da hat er sich halb totgelacht. Er sagte, er würde meinen Professoren die Filme zuspielen und der Uni-Verwaltung, dem Kanzler, wer weiß, wem noch.«
    »Hat er Valeska auch damit gedroht, ihren Chef zu informieren?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Haben Sie eingewilligt, draußen zu strippen?«
    »Ich habe es mir überlegt.« Marietta putzte sich die Nase. »Aber dann dachte ich, ich schaffe das nicht. Jean hat uns Filme gezeigt. Von Frauen, die nackt auf Eisflächen liegen, gefesselt, und denen er … denen er Eisdildos reinschiebt und die er besprüht, mir Wasser aus einer Sprayflasche, und manche zwingt er, sich selbst zu befriedigen, manche begraben sie im Schnee oder stecken sie für eine Stunde in Käfige. Ich habe Angst gekriegt, ich habe …«
    Sie würde nicht mehr lange durchhalten. Nero musste schneller zum Punkt kommen.
    »Wie haben Sie Kontakt zu Jean gehalten?«
    »Handy. Er hat uns jedes Mal eine neue Nummer gegeben.«
    »Sie haben diese Nummern angerufen?«
    »Ja.«
    »Ich hätte gerne Ihr Handy.«
    Marietta legte es auf den Tisch.
    »Wo haben die Innenaufnahmen stattgefunden?«
    »In einer Wohnung in Thalkirchen.«
    Nero stellten sich die Nackenhaare auf. Er verspürte das dringende Bedürfnis, aufzustehen und hin- und herzulaufen, aber er wollte Marietta nicht nervöser machen, als sie ohnehin schon war. Sie nannte Straße und Hausnummer. Nero sah zu dem Spiegelglasfenster hinüber und atmete tief durch.
    »Welcher Name stand an der Tür?«
    »Lehr.«
    »War Jean allein dort?«
    »Manchmal war eine Frau da.«
    »Können Sie die Frau beschreiben?«
    »Ich glaube schon.«
    »Gut. Das machen wir später. Sagt Ihnen der Name Steinfelder etwas?«
    Marietta schüttelte den Kopf. »Aber eine Frau war bei Valeska in der Wohnung. Ich habe sie abgepasst.«
    »Was für

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