Schwein gehabt
höchstpersönlich die Lösung meines ersten Falles.
»Ist Ihnen nicht gut? Sie sind ja richtig blass geworden .«
Schnell hatte ich mich wieder gefangen: »Geht schon wieder. Vielen Dank die Damen und ein angenehmes Leben noch.«
Draußen ballte ich die Faust. Wenn mich nicht alles täuschte, hatte ich soeben meinen ersten Fall als Privatschnüffler gelöst, und das in Rekordzeit.
Um alles wasserdicht zu machen, benötigte ich ein Internetcafe. Eine Digitalkamera war zwar gut und schön, aber für vernünftige Abzüge benötigte ich einen PC und einen Drucker.
Ich gondelte ein wenig durch die Stadt, bis ich eine Telefonzelle fand. Zu meiner Überraschung wollten mir die Gelben Seiten weismachen, dass es sogar in Dülmen ein Surfparadies gab. Das musste zwingend überprüft werden.
Die Gelben Seiten hatten nicht gelogen. Das verkabelte Café lag versteckt in einem Hinterhof. Neben diversen Mülltonnen türmten sich blaue Abfallsäcke und Sperrmüll. Ein junges Pärchen schien gerade den Abtransport eines versifften Kühlschranks zu organisieren.
In der Computerbude säuselte Inga Humpe mit lasziver Schlafzimmerstimme, dass ein sexy girl um die Ecke geht. Ich entdeckte allerdings nur pubertierende Schülerinnen, die sich im Chat als Pendants zu Christina Aguilera oder Britney Spears ausgaben. Ich konnte mir die überraschten Gesichter vorstellen, wenn sie sich mit Brad Pitt oder Keanu Reeves trafen.
An der Theke ließ ich mir einen Account und eine Cola geben und machte mich an die Arbeit. Nachdem ich die besten Schnappschüsse ausgedruckt hatte, nutzte ich die Gelegenheit, meine Mails abzurufen. Für den Mai hatte ich zwei Geburtstagseinladungen erhalten. Da musste ich auf jeden Fall hin, schließlich hatte ich einiges zu erzählen. Die restlichen Mails waren Spams oder belangloses Zeug von Leuten, die ich seit Jahren nicht gesehen hatte, die aber irgendwie an meine Mail-Adresse gekommen waren und mir nun zeigen wollten, wie fortschrittlich sie waren, indem sie unfallfrei ein paar Sätze in die Tastatur hacken und die Enter-Taste drücken konnten.
Danach surfte ich noch im WorldWideWeb : www. kicker.de, www.rockhard.de, www.blackpublications.de
, www.slayerized.com und einige andere Seiten ließen mich das Landleben für einen Moment vergessen.
Gegen sieben verließ ich den PC-Tempel. Die Leuchtreklame der Pommesbude schräg gegenüber sah so mitleiderregend aus, dass ich beschloss, den Laden finanziell zu unterstützen. Ich orderte Zigeunerschnitzel mit Pommes, dazu einen gemischten Salat, denn schließlich ernährte man sich hier gesund.
Eine Dreiviertelstunde später saß ich wieder in der Blechkiste und ließ mich in die Buldaustraße kutschieren. Die Gegend kannte ich ja bereits.
Ich klingelte und wenig später öffnete sich die Haustür.
»Herr Zollner?«
»Mit wem habe ich das Vergnügen ?« , stellte mir der in einen Jogginganzug gewandete Seitenspringer eine durchaus legitime Frage.
»Mein Name ist Nannen. Ich bin Privatdetektiv und möchte Ihnen mein Fotoalbum zeigen .«
»Was soll das? Sehen Sie zu, dass Sie Land gewinnen, Sie Penner .«
Angesichts der brisanten Abzüge in meiner Jacke blieb ich unbeeindruckt.
»Ist Ihre Frau zu Hause ?«
»Nein, aber ich sagte bereits, dass Sie verschwinden sollen. Ich wüsste nicht, was ich oder meine Frau mit einem Schnüffler zu bequatschen hätten .«
»Wenn Sie mich nicht hereinbitten wollen, machen wir es eben hier !« Mit diesen Worten drückte ich Zollner die Fotos in die Hand.
Sofort war Ruhe im Stall, wie man so schön sagt. Der treulose Ehemann wich einige Schritte zurück und hielt sich an der Kommode fest. Ich betrat ebenfalls den Flur und schloss die Tür.
»Wo haben Sie die her ?« , fragte er deutlich kleinlauter als zu Beginn unserer wundervollen Konversation.
»Völlig egal. Fakt ist, dass ich sie habe, und ich wollte nur sichergehen, dass es sich bei dem Mann auf den Bildern wirklich um Sie handelt. Jetzt kann ich Dr. Rudolph mitteilen, warum die schulischen Leistungen seiner Tochter immer mehr den Bach runtergehen .«
Zollner war kreidebleich.
»Hören Sie. Mich trifft keine Schuld. Jeden Tag hat mir dieses Früchtchen Liebesbriefe geschrieben. Darüber habe ich natürlich nur gelacht. Später fuhr sie schwerere Geschütze auf. Setzte sich mit halb offener Bluse in die erste Reihe .« Zollner fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Irgendwann bin ich schwach geworden. Mein Gott, ich konnte ihr in dieser Beziehung nichts
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