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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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festgestellt. Leider enthielt man sich weiterer Erklärungen. Wenig später betrat ein Mann in einem weißen Kittel das Zimmer.
    »Sie machen Geschichten .«
    »Helfen Sie mir. Ich weiß grad nicht, wer Sie sind .«
    »Das ist nur verständlich, Sie haben eine Menge Blut verloren. Zum Glück war die Verletzung an Ihrer Schulter nicht allzu schwer. In einer Woche werden Sie wieder Hanteln stemmen können .«
    Langsam kam die Erinnerung zurück. Nach dem unerwünschten Besuch in der letzten Nacht war ich zu Dr. Rudolph gefahren.
    Die labilen Satansbraten hatten schnell auf meine Anrufe reagiert, allerdings nicht auf die gewünschte Art und Weise. Stellte sich nur die Frage, woher sie wussten, dass ich der geheimnisvolle Anrufer war.
    Ich blickte auf meine Schulter. Sie war bandagiert und schmerzte nicht im Geringsten.
    Rudolph hatte meinen Blick bemerkt.
    »Ich habe Ihnen ein Schmerzmittel verabreicht. Doch ich warne Sie: In ein paar Stunden ist die Wirkung verflogen. Ich wollte Sie nicht unnötig mit Medikamenten vollpumpen. Sie sollten die nächsten Tage im Bett verbringen. Aber erzählen Sie doch erst einmal, was geschehen ist .«
    Ich berichtete von dem unerfreulichen Ereignis.
    »Meinen Sie nicht, dass es Zeit wird, zur Polizei zu gehen? Mit diesen Leuten ist anscheinend nicht zu spaßen. Dieser Mordanschlag ist misslungen, aber vielleicht sind sie beim nächsten Mal erfolgreicher .«
    Ich sah mein Geld langsam, aber sicher den Bach herunterschwimmen.
    »Ich bin der Situation vollkommen gewachsen und werde unverzüglich Präventivmaßnahmen einleiten .«
    »Nun ja, wenn Sie meinen. Schließlich geht es um Ihre Haut. Wenn Sie einverstanden sind, fahre ich Sie jetzt nach Hause. Meine Frau und ich wollen in die Kirche .«
    Kirche... Kirche... Kirche... Das weckte Assoziationen in mir.
    »Können Sie Pfarrer Wilpert ausrichten, dass ich meinen Dienst heute nicht antreten kann? Normalerweise müsste ich gleich Orgel spielen, aber Sie wissen selbst, dass ich das kaum schaffen dürfte .«
    Er versprach es. Eine Viertelstunde später fuhren wir mit zwei Autos — Gernot und ich im Golf; seine Frau in der Rudolph’schen Bonzenschaukel — zu meiner Behausung. Nach wiederholter eindringlicher Ermahnung, mich sofort hinzulegen, ließen sie mich allein. Nachdem ich das durch die Schlägerei verursachte Chaos als nicht allzu tragisch eingestuft hatte, beschloss ich, alle Sekten dieser Welt Sekten sein zu lassen, und legte mich ins Bett.

    Um drei Uhr weckten mich die Schmerzen. Ich durchwühlte das Medizinschränkchen aus ehemals weißem Plastik. Es beherbergte einen Haufen alter Pillenschachteln. Hugo musste ein Hypochonder gewesen sein, der bei jedem Husten gleich Lungenkrebs vermutet hatte, denn die Menge der vorhandenen Mittel hätte ausgereicht, den Jahresbedarf der Essener Universitätsklinik abzudecken.
    Ich schluckte zwei Kapseln Togal und wartete, dass die Wirkung einsetzte. Währenddessen plante ich die weiteren Schritte. Zunächst schien es ratsam, Stegemann anzurufen. Wahrscheinlich hatte dieser Waschlappen seinen Ausstiegswunsch geäußert und dabei meinen Namen ausgeplappert. Ein Anruf würde mir Klarheit verschaffen.
    Nach einer halben Stunde hatten die Tabletten die Schmerzen auf ein erträgliches Maß reduziert und ich konnte aufbrechen. Den Weg zur Telefonzelle konnte ich inzwischen mit verbundenen Augen fahren. Auch Stegemanns Nummer war mir in Fleisch und Blut übergegangen.
    »Stegemann.«
    »Kann ich bitte Andreas sprechen ?«
    »Sie wissen nichts davon ?«
    Die Frau konnte einem den letzten Nerv rauben. Wenn ich Lust auf gepflegte Konversation hätte, würde ich weder die lebende Sirene noch ihren langweiligen Sprössling anrufen. Bei dem Gedanken fiel mir auf, dass die Sirene heute ungewöhnlich leise tönte. Eine defekte Sirene. Das alarmierte mich.
    »Was?«
    »Man hat ihn heute gefunden. Er ist ermordet worden. Mein Andreas...« Und damit gab die Sirene endgültig ihren Geist auf. Ich hatte den Hörer schneller auf die Gabel gelegt, als Mutter Stegemann den dritten Satz zu Ende sprechen konnte, was allerdings vermutlich noch eine ganze Weile gedauert hätte.
    Meine Befürchtung hatte sich bestätigt. Andreas hatte geplaudert und sofort hatte man ihn über die Klinge springen lassen. Ich hoffte nur, dass sich niemand erinnerte, Andreas und mich zusammen gesehen zu haben. Was konnte ich dafür, dass dieser Stümper so wenig Intelligenz besaß wie ein Kaninchen, das sich freiwillig in den Kochtopf

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