Schwein gehabt

setzt.
    Mir gingen Rudolphs Worte durch den Kopf. Ich sollte mich mehr um mein Wohlergehen sorgen, denn anscheinend stellte für meine maskierten Freunde ein Mord keine größere Unannehmlichkeit dar als für unsereins eine Familienfeier. Ich brauchte Schutz. Mit der Polizei stand ich nicht auf bestem Fuße. Blieb nur Grabowski. Der war zwar ein Schwächling, wie er im Buche stand, aber sein Anblick konnte jemanden, der ihn nicht kannte, schon erschrecken. Ich nahm den Hörer wieder von der Gabel.
    »Grabowski, Heiratsvermittlung.«
    »Wie bitte?«
    »Du? Vom Streit mit dem Riesenbaby brummt mir immer noch der Schädel«, fauchte Peter.
    »Du verhökerst jetzt Schnepfen ?«
    »Du kennst mich doch. Ich brauche einen Job, bei dem ich so wenig wie möglich tun muss. Der Detektivjob war viel zu stressig. Ich hab die Knarre und das Auto vertickt und von dem Geld Anzeigen aufgegeben. Gut aussehende Auslandsdeutsche sucht lieben Mann zwecks Heirat. Falls sich einer meldet, muss er zwei Riesen Vermittlungsgebühr auf mein Konto einzahlen und bekommt dafür drei Treffen mit potenziellen Ehefrauen vermittelt .«
    »Und wo nimmst du die Frauen her ?«
    »Was für Frauen? Die Treffen platzen. Ich wechsle die Bank und ziehe um. Keiner wird mir auf die Schliche kommen .«
    Eine so abstruse Idee konnte nur dem Spatzenhirn eines Peter Grabowski entstammen.
    »Und, schon Millionär?«
    »Bis jetzt ist noch Flaute .«
    »Hast du Lust, ein oder zwei Tage auf dem Land zu verbringen? Für Getränke ist gesorgt .«
    »Ist dein Kumpel Stefan auch da ?«
    »Der ist heute nach Essen gefahren. Hat gemeint, er will dich besuchen. Nein, im Ernst. Wenn du Stefan nicht wieder ärgerst, könnt ihr die besten Freunde werden. Du musst aber sofort losfahren. Ich kann die Arbeit nicht länger als bis Dienstag ruhen lassen.«
    »In Ordnung. Wenn du für meine Sicherheit bürgst, will ich deinem Schwarzenegger eine Chance geben. Spätestens um sechs bin ich da«, versprach Gurkennase bereitwillig.
    »Soll ich dich vom Bahnhof abholen ?«
    »Wieso Bahnhof? Ich leih mir den Ford von Franz Gulloschek . Der ist Gebrauchtwagenhändler und will mir schon lange die alte Möhre andrehen. Ich sag einfach, ich will eine Probefahrt machen .«
    Mir sollte es recht sein. Hauptsache, ich musste die heutige Nacht nicht allein verbringen. Ich gab Gurkennase eine genaue Wegbeschreibung und legte auf.
    Grabowski hatte mich auf eine Idee gebracht. Zwei Beschützer waren mit Sicherheit besser als einer. Ich zückte mein Handy — endlich konnte ich es mal benutzen — und rief bei Stefan an. Seine Mutter nahm ab. Ich sagte ihr, dass Stefan gegen acht Uhr bei mir vorbeikommen und gute Laune mitbringen solle; ich hätte heute Geburtstag. Nachdem sie mir überschwänglich gratuliert hatte, bat sie mich eindringlich, darauf aufzupassen, dass Stefan nicht wieder so viel Alkohol trinkt. Ich versicherte ihr, dass wir nur Fruchtsaft konsumieren würden, und bestellte dem Gatten herzliche Grüße.
    Danach machte ich mich auf den Heimweg. Der gestrige Tag steckte mir doch ziemlich in den Knochen. Bevor ich mir ein Gelage mit Stefan und Grabowski und eine eventuelle Schlacht mit den Satanisten leistete, musste ich unbedingt an der Matratze horchen. Auf meinem Landsitz schluckte ich zwei Schmerztöter und warf mich in voller Montur aufs Bett.
    Stunden später weckte mich ein lautes Poltern, gefolgt von gottlosen Flüchen.
    »Verdammt. Kann der alte Hurenbock seine Möbel nicht an vernünftigen Plätzen postieren .«
    Ich setzte mich auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Peter Grabowski saß auf dem Boden neben einem umgekippten Stuhl und rieb sich das Knie.
    Ich stieg aus dem Bett und zündete eine Kerze an, während Gurkennase sich behäbig aufrichtete.
    »Fängt gut an, der Abend. Wo ist das Bier ?«
    Ich beschrieb ihm den Weg zur nächsten Trinkhalle und drückte ihm einen Zwanzigeuroschein in die Hand. Er murmelte irgendetwas von Freunden, die einen nur ausnutzten, und verzog sich. Ich steuerte das Badezimmer an, hielt den Kopf unter den Wasserhahn und fühlte mich sofort frischer.
    Im Grunde brauchte ich mir über den Verlauf des Abends keine großen Sorgen zu machen. Wenn unsere traute Dreisamkeit sich zu einer Fünf- oder Sechssamkeit erweitern sollte, war mir das recht. Ich musste nur aufpassen, dass Stefan und Grabowski einigermaßen nüchtern blieben. Andernfalls konnte die Geschichte übel ausgehen.
    Es klopfte.
    »Bleib draußen. Die Tür ist offen .«
    Ich wartete.