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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Morgengrauen konnte ich Julius etwa fünfzig Meter vor mir erkennen. Jetzt hieß es: Wer hat die bessere Kondition?
    Nach einer anstrengenden Verfolgungsjagd durch den Wald konnte ich die Frage zu meinen Gunsten beantworten. In vollem Lauf trat ich dem langsamer gewordenen Flüchtling in die Beine. Mit einem kurzen Schrei fiel Julius auf den Moosboden.
    Ich zog ihn hoch und verpasste ihm ein paar kräftige Ohrfeigen.
    »Ich habe doch nur meine Befehle ausgeführt«, jammerte er, »die beiden Verräter mussten sterben .«
    »Was sagst du da? Komm, spuck’s aus .« Als zusätzliche Motivationshilfe scheuerte ich ihm noch ein paar.
    Und Koppe spuckte tatsächlich interessante Sachen aus. Auf meinen ungläubigen Blick hin griff er in seine Hosentasche. Da fiel ein Schuss. Ich ließ mich fallen, ebenso Julius.
    Als ich aus den Augenwinkeln erkannte, dass sich zwei Polizisten näherten, stand ich wieder auf.
    »Los, Koppe, aufstehen. Unser Gespräch ist noch nicht beendet .« Doch Julius blieb bäuchlings liegen. Ich drehte ihn um. Aus seinem Mund drang Blut. Meine Hand, mit der ich an seine Brust gefasst hatte, war ebenfalls blutverschmiert. Schnell griff ich in seine Hosentasche und förderte einen rostigen Schlüssel zutage, den ich sofort einsteckte.
    Endlich hatten uns die Polizisten erreicht. Mit gezückter Waffe standen sie vor mir.
    »Alles klar mit Ihnen ?« , fragte der Jüngere der beiden, dessen Hände zitterten.
    »Was soll der Scheiß? Er war unbewaffnet«, fuhr ich ihn an, während ich mit einem Taschentuch meine Hand säuberte.
    »Aber er hat in seine Tasche gegriffen .« Dem Bullen traten die Tränen in die Augen.
    »Na und? Ihr habt ihn doch in der Scheune entwaffnet .« Das war zu viel für den Schützen. Er schlug die Hände vors Gesicht und sackte langsam zu Boden. Der andere Cop starrte nur auf Koppes Leiche, unfähig, etwas zu sagen.
    »Was ist hier los ?« , fragte Hartmann, der zusammen mit Reichert die traute Runde komplettierte. Hartmann blickte auf den toten Koppe, dann auf den höchst lebendig zitternden Polizisten und dann zu mir: »Würden Sie bitte zurück zur Scheune gehen und dort auf mich warten? Ich muss kurz mit meinen Leuten reden, allein .«
    Ich verkniff mir weitere Kommentare, marschierte von dannen und steckte mir vor der Treckergarage eine Zigarette an. Einige Minuten später kamen die vier aus dem Wald getrottet. Reichert geleitete den jungen Burschen, der Koppe auf dem Gewissen hatte, zu einem Streifenwagen und fuhr mit ihm davon. Hartmann wandte sich mir zu.
    »Wie geht es Ihnen ?«
    »Bestens. Es gibt mir einen richtigen Kick, wenn Kinder abgeknallt werden .«
    »Herr Nannen. Glauben Sie mir bitte, dass das Verhalten meines Kollegen Konsequenzen haben wird. Lassen Sie mich aber zunächst mit allen Beteiligten reden. Ich bin selbst noch viel zu schockiert, um einen klaren Gedanken fassen zu können .«
    Ich versprach, im Laufe des Tages bei ihm vorbeizuschauen und meine Aussage zu machen.
    Zehn Minuten später war ich allein. Nachdem ich eine weitere Zigarette gequalmt hatte, ging ich noch einmal in die Scheune.

32
    Z u Hause legte ich mich drei Stunden aufs Ohr. Da nach war verschärfte Hirntätigkeit angesagt. Warum hatten Heiner und Julius den Mord an Babsi geleugnet? Es sprach einiges dafür, dass die drei Morde auf die Kappe der Dämonentruppe gingen. Damit war der Fall abgeschlossen. Ich würde zu Rudolph fahren, meinen Bericht vorlegen und den Bonus einfahren. Nichts einfacher als das. Doch was hätten die beiden für einen Grund gehabt, mich anzulügen? Für sie war es egal, ob sie zwei oder drei Morde gestanden.
    Es half alles nichts; ich musste davon ausgehen, dass die Explodierenden Tränen die Wahrheit gesagt hatten.
    Ich gondelte nach Buldern und frequentierte die Pommesbude, um das Gericht des Tages auszuprobieren: Linsensuppe mit Mettwurst. Gaumen und Magen teilten mir mit, dass die Mahlzeit zum einen schmackhaft, zum anderen überfällig war. Ich ließ mir für drei Euro Kleingeld geben und machte meiner Freundin, der Bulderner Telefonzelle, die Aufwartung. Von dort aus führte ich einige Gespräche. Anschließend fuhr ich mit einem schlechten Gewissen meinem Handy gegenüber zur Dülmener Polizeistation.
    In der Wache kam mir Hartmann entgegen und geleitete mich in sein Büro. Reichert stand am Fenster und suchte wahrscheinlich einen coolen Spruch.
    »Guten Tag«, legte Theo Hartmann los. »Herr Reichert und ich sind immer noch geschockt von den

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