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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
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Riggs, der Butler, den Tee für sie und Lord Vosper serviert hatte. Letzterer war in der Hoffnung auf Buttertoast und einen Schwatz mit Penny hereingeschneit, und der Anruf hatte ihre Aufmerksamkeit abrupt von den Freuden der Tafel abgelenkt.
      »Unheilverkündend«, war das Wort, das Lady Constance in den Sinn schoß. »Sir« hatte Riggs gesagt und damit angedeutet, daß der geheimnisvolle Anrufer männlichen Geschlechts war, und Lady Constance war es vollkommen unklar, wie irgendein geheimnisvoller Mann wissen konnte, daß Penny in London war, wenn sie es ihm nicht selbst mitgeteilt hatte. Und wenn sie es ihm selber mitgeteilt hatte, bedeutete das einen Grad von Intimität, der Lady Constances Blut gefrieren ließ.
      »Wer war das, Riggs?«
      »Ein Mr. Gerald Vail, Milady, der bedauert, Miss Donaldson heute abend nicht zum Essen ausführen zu können.«
      Gute Erziehung macht sich bezahlt. »Ladies zeigen keine Gefühle, Connie, meine Liebe«, hatte eine frühe Gouvernante Lady Constances ihr eingeprägt, und diese Maxime hatte sie ihr Leben lang begleitet. Wo eine weniger sorgfältig erzogene Frau möglicherweise von ihrem Stuhl gekippt wäre, eventuell noch mit einem erstaunten »Donnerwetter« auf den Lippen, zitterte sie lediglich ein wenig.
      »Aha. Danke, Riggs.«
      Sie hob einen Kuchen mit Marmelade in der Mitte wieder auf, der ihren nervösen Fingern entglitten war, und aß ihn in einer Art Trance. Die Entdeckung erschreckte sie, daß Penelope Donaldson unter dem Vorwand, mit einer alten Freundin ihres Vaters, Mrs. Bunbury, essen zu wollen, geplant hatte, sich fortzuschleichen und mit einem jungen Mann ein Gelage abzuhalten, einem jungen Mann darüber hinaus, der aufgrund der Tatsache, daß sie seinen Namen niemals erwähnt hatte, jemand ganz und gar Unerwünschtes sein mußte. Es entlarvte das Mädchen als etwas, was ihr Bruder Galahad eine Scheinheilige genannt hätte, und jedermann, der je mit Scheinheiligen zu tun gehabt hat, weiß, daß dies bei weitem die schlimmste Sorte ist.
      Mit Erleichterung stellte sie fest, daß Penelope Donaldson bis morgen abend wieder zurück auf Blandings Castle und in Sicherheit sein würde, in guter Entfernung von dem Wirkungsbereich des Vailschen Einfusses.
      Was für ein Hafen und Refugium Blandings Castle doch war, dachte Lady Constance. Es schien ihr einfach alles zu besitzen. Kräftigende Luft, eine malerische Landschaft, den Frieden der alten Welt und – was das beste war – keinen Vail meilenweit.

    Wenn Frauen wie Gloria Salt ein Abendessen mit einem alten Freund planen und sagen, daß sie sich herausputzen wollen, benutzen sie das Wort in seinem tiefsten und weitesten Sinne und meinen, daß sie über sich hinauswachsen wollen und daß derjenige Teil der Bevölkerung, der den salle-à-manger mit ihnen teilen wird, gut daran tut, getönte Brillen zu tragen. Jerry, der etwa drei Stunden später in der Halle von Marios Restaurant auf sie wartete, war momentan betäubt durch das, was etwa zwanzig Minuten nach der verabredeten Zeit durch die Drehtür hereingeschwebt kam. Weil ihre Rendezvous sich einige Jahre lang auf den Golfplatz und auf den Mittagstisch beschränkt hatten, hatte er vollkommen vergessen, wie aufsehenerregend dieses Mädchen sein konnte, wenn sie sich zum Abendessen umzog.
      Gloria Salt war groß und schlank und hatte in Sachen lässiger Eleganz stets die Nase vorn. Obwohl sie in der Lage war, einen Golfball zweihundert Meter weit durch die Luft zu jagen, und beim Aufschlagen im Tennis die Illusion erzeugen konnte, daß es Blitz und Donner regnete, ließ ihre dunkle Schönheit sie wie eine schlangenähnliche Königin des alten Ägypten aussehen. Ein nervöser junger Mann, der sie zum Essen traf, mochte sich fragen, ob er ihr einen Martini oder eine Natter anbieten sollte.
      Beides wäre ein Irrtum gewesen. Sie hätte die Natter abgelehnt, so wie sie jetzt Jerrys Vorschlag zurückwies, einen Cocktail zu trinken.
      »Ich rühre das widerliche Zeug niemals an. Man bleibt nicht in Form, wenn man Martinis trinkt. Das habe ich auch meinem zukünftigen Herrn und Meister gesagt«, sagte Gloria, als sie an ihrem Tisch Platz nahmen. »Laß die Finger von den Pink Gins, Greg, sagte ich, und mach einen großen Bogen um die Whisky Sours, und wenn du schon dabei bist, laß die kohlehydratreichen Speisen weg und mache täglich Gymnastik. Denn ein Mädchen, das einen Mann heiratet, der aussieht wie du in diesem Augenblick, wird das

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