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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
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einem Zeitraum von einigen Wochen, in denen du ihn mit deinem enzyklopädischen Wissen über Schweine weichgemacht hast, glaube ich, daß du eine gewisse Chance hast. Denk darüber nach.« Das tat Jerry bereits, und jetzt brachte er einen Einwand hervor.
      »Ich besitze aber kein enzyklopädisches Wissen über Schweine.«
      »Es gibt eine Million Bücher, aus denen du es dir erwerben kannst. Paß auf, du gehst ins Britische Museum und läßt dir alles geben, was sie zu diesem Thema haben. Wäre ich an deiner Stelle, könnte ich dir garantieren, in ein paar Tagen eine Kapazität zu sein. Du glaubst doch nicht, daß Hugo Carmody irgendetwas über Schweine gewußt hat, oder? Er hatte noch niemals in seinem Leben ein Schwein getroffen, wenn man von seinem Frühstücksspeck absieht. Immer, wenn die Kündigung über ihm zu schweben drohte, wenn er sie sozusagen mit den Flügeln schlagen hörte, schlich er sich nachts in Lord Emsworths Bibliothek und büffelte bis zum Frühstück Schweinewissen. Dann konnte es ihm zwar passieren, im Sitzen einzuschlafen, aber er wußte etwas über Schweine. Was Hugo konnte, kannst du auch. Oder bis du etwa ein rückgratloser Wurm, der zu ehrlicher Anstrengung unfähig ist?«
      So hätte die Cleopatra, der sie im Aussehen so ähnlich war, einen ihrer Soldaten ansprechen können, der vor der Schlacht von Aktium einige anfeuernde Worte benötigte. Und genauso wie dieser Soldat mit blitzenden Augen auf die Füße gesprungen wäre, so sprang Jerry Vail mit blitzenden Augen vom Stuhl auf.
      »Willst du tanzen?« fragte Gloria.
      Jerry zitterte.
      »In Wirklichkeit will ich dich in meine Arme nehmen und dein Gesicht mit brennenden Küssen überschütten.«
      »Das kannst du hier nicht tun. Und du scheinst zu vergessen, daß wir beide mit jemand anderem verlobt sind.«
      »Du verstehst mich nicht. Es wären Küsse der Dankbarkeit, die Art Küsse, die ein Bruder einer Schwester geben würde, die sich um ihn verdient gemacht hat. Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll, Gloria, altes Haus. Du hast davon gesprochen, daß du deine gute Tat des Tages vollbringen wolltest. Was du heute abend getan hast, reicht, dich von jetzt an gerechnet über einige Jahre zu bringen, auch wenn du in der Zwischenzeit keine guten Taten tust. Ach, ich glaube, alles, was ich sagen sollte, ist ›Danke‹.«
      Sie tätschelte seine Wange.
      »Nicht der Rede wert«, sagte sie. »Komm, laß uns tanzen.«

    In ihrem hübschen, kleinen Haus in dem Vorort Valley Fields genoß Maudie Stubbs, née Beach, im Schlafzimmer die letzte Zigarette vor dem Zubettgehen.
      Alle Vorbereitungen für den morgigen Exodus waren getroffen worden – die Koffer gepackt, das Haar frisch onduliert, die Katze Freddie bei einer Freundin weiter unten in der Straße untergebracht –, und jetzt dachte sie verträumt über etwas nach, was ihr Onkel Sebastian gestern am Telefon gesagt hatte.
      Die Geschichte, die er ihr erzählt hatte, war notwendigerweise kurz und skizzenhaft gewesen, und sie wußte immer noch nicht genau, was man von ihr erwartete, wenn sie auf diesem Blandings Castle ankam, von dem sie schon so viel gehört hatte. Im Verlaufe seiner Erzählung hatte Onkel Sebastian jedoch einen Sir Gregory Parsloe als Bedrohung für das Wohlbefnden seiner Person und das seiner Verbündeten erwähnt.
      Sie fragte sich, ob es sich möglicherweise um jenen Tubby Parsloe handeln konnte, den sie in den Tagen so gut gekannt hatte, als sie noch Maudie Montrose gewesen war.

    4

    Mit der möglichen Ausnahme von Mrs. Emily Post, der gestrengen Ratgeberin des guten Tons, einigen der hochmütigeren Gräfnnen und der verstorbenen Cornelia, Mutter der Gracchen, steht die britische Barfrau in der Frage würdevoller Haltung allein da, denn sie ist von jüngsten Jahren an darauf trainiert, sich unter den ungünstigsten Bedingungen mit königlicher Sicherheit zu benehmen.
      Es war dementsprechend keine schüchterne oder gar zitternde Maudie Stubbs, die am nächsten Tag an der Station Market Blandings dem Zug entstieg. Wo ein anderer Vertreter des Standes, der manchmal Kleinbürgertum genannt wird, bei dem Gedanken, in ein so feudales – oder plüschiges – Nest der britischen Aristokratie wie Blandings Castle einzutauchen, den Mut hätte sinken lassen, sah sie den kommenden Ereignissen mit Gleichmut entgegen und blieb ebenso gefaßt wie Sadrach, Mesach und Abednego, die drei Männer im Feuerofen, oder wie der Prophet

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