Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
Unternehmen ferngehalten hätte, das das Stehlen von Schweinen beinhaltete. Von den gefügelten Kreaturen der Nacht abgesehen, die die Terrassen englischer Landhäuser heimsuchen, wenn die Schatten gefallen sind, war nichts zu sehen als ein kleines, längliches Objekt, das mitten im Weg lag. Es sah wie eine Fotografe aus, und als er es aufhob, fand Lord Emsworth heraus, daß es auch eine Fotografe war.
      »Gott schütze mich!« rief er aus. »Wie überaus merkwürdig.«
      »Was ist das?« fragte Maudie.
      »Es ist das Foto eines meiner Nachbarn, Sir Gregory Parsloe. Lebt in Richtung Matchingham. Jemand muß es aus dem Fenster geworfen haben. Obwohl ich nicht verstehen kann, wozu irgend jemand ein Foto von Sir Gregory Parsloe haben will«, sagte Lord Emsworth und wunderte sich über die exzentrischen Vorlieben seiner Mitmenschen.
      Maudie nahm es ihm aus der Hand und betrachtete es still. Als ihre Augen zum ersten Mal seit zehn Jahren auf die einmal vertrauten Züge felen, hob sich ihr Busen mit Gefühlen, die zu tief waren, als daß man sie hätte aussprechen können. Wie Gloria Salt war sie zum Vulkan geworden.
      Abgesehen von der Erkenntnis, daß das Objekt ihrer Jugendliebe ein wenig zugenommen hatte, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, war ihr einziger zusammenhängender Gedanke, daß sie bei der ersten möglichen Gelegenheit nach Matchingham Hall gehen würde, um Tubby Parsloe zu sagen, was sie von ihm hielt, auch wenn das einen Marsch von drei Meilen hin und einen Marsch von drei Meilen zurück bedeutete.

    Was die Fähigkeiten seines Gastes betraf, die drei Meilen, die ihn von zu Hause trennten, ohne Katastrophe zu bewältigen, hätte Beach sich keine Sorgen zu machen brauchen. George Cyril Wellbeloved fel auch in einem so strahlend illuminierten Zustand wie dem, in dem er seine Reise antrat, nicht von Fahrrädern. Er mochte von einer Straßenseite zur anderen schlenkern wie eine Schwalbe bei der Verfolgung von Eintagsfiegen, aber sein altes Können hielt stand, und er blieb im Sattel. Nach angemessener Zeit erreichte er die Hintertür von Matchingham Hall, wobei er mit einem angenehm leichten Bariton ›When Irish Eyes are Smiling‹ sang, und setzte seinen Weg zu Sir Gregorys Arbeitszimmer fort, um ihm die Nachricht von Gloria Salt persönlich zu übergeben. Es wäre natürlich weitaus angemessener gewesen, hätte er sie Binstead ausgehändigt, der sie dann auf einem silbernen Tablett hereingebracht hätte, aber er war gehobener Stimmung und begrüßte die Gelegenheit, ein wenig mit seinem Arbeitgeber zu plaudern.
      Letzterer las in einem Kochbuch, als Wellbeloved eintrat. Manche Leute vertreten die Auffassung, daß es die Krone des Unglücks sei, sich an glücklichere Tage zu erinnern, Sir Gregory aber hatte herausgefunden, daß es ihm ein melancholisches Vergnügen bereitete, in die goldene Vergangenheit zu entschweben, indem er die Einzelheiten jener Art Gerichte studierte, bei denen man mit einem Dutzend Eier anfängt und jede Menge Fett benötigt, bis die Pastete fertig ist. Im Moment war er inständig in das Kapitel über Schokoladensouffé vertieft. Er war gerade an dem Punkt angekommen, an dem die Heldin zwei Löffel Butter nimmt und zehn Gramm Sonnenscheinsoße und fragte sich, wie das wohl alles enden würde, als er das Gefühl hatte, die Luft im Zimmer wäre etwas stickig geworden, aufschaute und feststellte, daß er einen Besucher hatte.
      »Was zum Teufel tun Sie hier?« lautete seine freundliche Begrüßung, und George Cyril Wellbeloved, der ein sonnenseliges Lächeln von unbeschreiblicher Verbindlichkeit lächelte, erwiderte, daß er gekommen sei, um einen Brief zu übergeben. Um ein Haar hätte er Sir Gregory »Kumpel« genannt, aber eben nur um ein Haar, und der andere gab ihm einen jener scharfen Blicke, die charakteristisch für ihn waren.
      »Sie haben getrunken!« sagte Sir Gregory, ein scharfsinniger Diagnostiker.
      George Cyril Wellbeloved war erstaunt.
      »Getrunken, Sir? Ich, Sir? Nein, Sir. Wo sollte ich einen Drink herbekommen, Sir?«
      »Sie sind ja total voll, Sie Schnapsdrossel!«
      Das war eine ganz und gar ungerechtfertigte Verleumdung einer höchst respektablen Vogelart, denn Drosseln sind so abstinent, wie es der fanatischste Anwalt des Temperenzlertums nur wünschen kann, und zu anderer Zeit wäre George Cyril Wellbeloved vielleicht versucht gewesen, eine Lanze für sie zu brechen. Doch der Kern der Anschuldigung seines

Weitere Kostenlose Bücher