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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
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setzte dafür das vorsichtigere »In Ordnung, in Ordnung« ein. »Die Landwirtschaftsschau steht vor der Tür, und wenn Sie damit zufrieden sind, daß Ihr verfuchtes Schwein nicht Champignon wird, in Ordnung! Wenn Sie den Kapitän jetzt fallenlassen, Sir Gregory Parsloe, hat ihr Schwein keine Schanze. Keine Schwänze«, sagte George Cyril Wellbeloved und schloß damit seinen Fall.
      Heutzutage, da Veränderungen des Publikumsgeschmacks dazu geführt haben, daß man im Theater vom guten, altmodischen Melodram abgekommen ist, geschieht es nicht allzu oft, daß man einen erledigten Edelmann sieht. Jeder aber, der zufällig jetzt in das Fenster von Sir Gregory Parsloes Arbeitszimmer geschaut hätte, wäre dieses seltenen Anblicks teilhaftig geworden. Im alten Melodram pfegte der erledigte Edelmann an seinen Schnurrbart zu fassen und ihn zu zwirbeln. Sir Gregory war dazu nicht in der Lage, da er keinen Schnurrbart trug, folgte der Tradition aber in jedem anderen Punkt.
      Er erkannte die Wahrheit der Worte dieses Mannes. Schweine sind abhängig von Stimmungen. Bei ihnen müssen die Dinge so bleiben, wie sie sind. Entfernt man den Wärter, an dessen Gesellschaft sie sich gewöhnt haben, und ersetzt ihn durch einen Fremden, verweigern sie die Nahrung und verkümmern. So unglaublich es Sir Gregory erschien, daß ein vernünftiges Schwein irgendwelchen Charme an George Cyril Wellbeloved entdecken konnte, wußte er doch, daß es so war, und als er sein Taschentuch hervorzog, um sich die Nase zu putzen, bedeutete das fatternde Tuch nichts anderes als die weiße Fahne.
      »Wir werden morgen darüber sprechen«, sagte er. »Gehen Sie jetzt und schlafen Sie Ihren Rausch aus«, fügte er ein wenig beleidigend hinzu, und George Cyril Wellbeloved vollführte einen Zickzackkurs zur Tür und überließ Sir Gregory seinen Gedanken.
      Ob es der Zigeuner in ihm war, der ihn in die weiten offenen Geflde hinauslockte, oder einfach der Wunsch, seinen Kopf zu kühlen, der durch die kürzlichen Exzesse fast bis zum Bersten erhitzt worden war, kann man nicht sagen. Nachdem er im Zickzack aus dem Arbeitszimmer gekommen war, im Zickzack zur Vordertür, zickzackte George Cyril Wellbeloved jetzt hinaus auf das Gelände von Matchingham Hall und fand sich binnen kurzem vor dem Stall der Königin von Matchingham.
      Er lehnte sich gegen das Geländer und schnalzte. Nach der unangenehmen Szene mit seinem Arbeitgeber war ein Austausch mit einer persönlichen Freundin wie der Königin von Matchingham genau das, was er benötigte, um sich wieder ins seelische Gleichgewicht zu bringen.
      Normalerweise brauchte er lediglich dort zu stehen und mit dem Schnalzen zu beginnen, und schon der erste Schnalzer ließ das edle Tier im Galopp herauskommen, begierig auf das Fest der Freundschaft und den Flug der Seelen. Jetzt aber war alles Stille. Keine Bewegung war aus der Hütte zu hören, in die sich die Königin zur Nacht zurückzog. Er schnalzte erneut. Keine Antwort. Ein wenig verärgert über diesen Mangel an Kontaktfreudigkeit kletterte er – nicht ohne Schwierigkeiten – über das Geländer und spähte durch den Eingang in die Hütte hinein. Im nächsten Moment hatte er einen wortlosen Aufschrei ausgestoßen. Wenn der Aufschrei Worte gehabt hätte, wären diese Worte gewesen: »Fort! Fort ohne Wort!« Denn die hervorstechendste Eigenschaft des Interieurs dieser Hütte war die totale Abwesenheit von Schweinen jeglicher Beschreibung.
      Nichts ist ernüchternder als ein plötzlicher, schwerer Schock. Eine Sekunde zuvor war George Cyril Wellbeloved ein jovialer Krakeeler gewesen, Bollinger hatte ihn durchströmt und Weinlaub sein Haar gekrönt. Einen Moment später war es, als hätte er den Abend damit verbracht, den Zitronensaft zu trinken, den man ihm im Beetle and Wedge anzudrehen versucht hatte, oder die Milch, mit der man ihn im Jolly Cricketers beleidigt hatte.
      Wie mutig und entschlossen George Cyril auch immer bei der gerade beendeten Unterredung mit Sir Gregory gesprochen hatte, als das Thema Kündigung aufgekommen war, seine Worte waren vom Bier, vom Whisky, vom Gin und vom Champagner diktiert gewesen, die sein Inneres durchströmten. Jetzt, da diese ihm die Unterstützung entzogen hatten, verzagte er vor dem, was eintreten mußte, wenn Sir Gregory herausfand, daß er ein Schwein zu wenig hatte. Zuallerletzt wollte George Cyril Wellbeloved seine ausgezeichnete Stellung verlieren.
      Wie lange er dastand und sich gegen die Wand

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