Schwein Oder Nichtschwein
dieser Ausdruck des Entsetzens, mit dem Gloria Salt die Fotografe Sir Gregory Parsloes betrachtete. Unvorsichtigerweise hatte er sich im Profl aufnehmen lassen. Die üppigen Kinnfalten schlugen ihr ins Gesicht, sie zuckte zurück und hielt scharf den Atem an. Sie schaute ein weiteres Mal hin und traf eine Entscheidung. Sie hatte geglaubt, sie könnte es machen, aber sie sah jetzt, daß sie es nicht machen konnte. Es gab Schüsse, die trafen ins Schwarze, und es gab welche, die das nicht taten. Es mochte wohl sein, daß eines Tages ein Mädchen im weißen Schleier neben diesem üppigen Ausmaß von Baronet vor dem Altar stehen würde, während die Orgel ›Here comes the bride‹ spielte, aber dieses Mädchen würde nicht G. Salt sein.
Mit einer raschen Bewegung zog sie die Fotografe aus dem Rahmen und schickte sie mit einer schnellen Wendung ihres Handgelenks durch das offene Fenster auf die Reise. Dann rannte sie zum Schreibtisch, nahm Papier und Stift und begann zu schreiben.
Eine halbe Stunde später hörte Sebastian Beach, der die Halle durchquerte, seinen Namen, und als er sich umdrehte, sah er, daß eine schlanke Gestalt in seinen Gesichtskreis getreten war, bekleidet mit irgendeinem haftenden Material, das die anmutigen Linien des Körpers mehr betonte als verdeckte.
»Miss?« sagte er.
Dies, das wußte er, war die Verlobte des Professor Moriarty von Matchingham Hall und als solche mußte sie mit Vorsicht und Besorgnis betrachtet werden; zwanzig Jahre Butlern jedoch hatten ihn gelehrt, eine Maske zu tragen, und in seinem Benehmen deutete nichts an, daß er sich wie ein nervöser Charakter in einer Geschichte von Gerald Vail fühlte, der in einer alten Mühlenruine von einem einäugigen Chinesen in die Enge getrieben wird.
»Ich möchte, daß Sir Gregory Parsloe dieser Brief gebracht wird«, sagte Gloria. »Kann morgen früh jemand hinübergehen?«
Finster, dachte Beach, sehr fnster. Geheime Botschaften, vermutlich kodiert. Aber er antwortete mit gewohnter Höfichkeit.
»Die Botschaft kann noch heute abend überbracht werden, Miss. Sir Gregorys Schweinehüter befndet sich in eben diesem Moment in meiner Pantry. Ich werde sie seiner Obhut anvertrauen.«
»Danke, Beach.«
»Keine Ursache, Miss. Das Individuum wird in Kürze mit seinem Fahrrad losfahren.«
Wenn er in der Lage ist, dachte Beach, ein Fahrrad zu fahren mit all dem Zeugs, das er intus hat. Er bewegte sich nachdenklich fort. Er war auf dem Weg in den Keller, um eine Flasche Bollinger zu holen. Mr. Galahads Anweisungen bezüglich der Bewirtung des Gastes hatten gelautet, daß der Himmel als Grenze zu betrachten sei, und George Cyril Wellbeloved hatte den Wunsch nach diesem Getränk geäußert. Sein Freund Herbert Binstead, Sir Gregorys Butler, hatte es erwähnt, und er hatte sich oft gefragt, wie es wohl schmecke, und sich gewünscht, es einmal zu probieren.
Der Vorgang, einen Blick auf die Kaiserin zu werfen, zog sich in Gesellschaft Lord Emsworths immer in die Länge, und fast vierzig Minuten verstrichen, bevor Maudie und ihr Gastgeber auf die Terrasse zurückkehrten.
Lord Emsworth hatte diese vierzig Minuten klug und gut genutzt. Indem er auf das weibliche Mitgefühl seiner Begleiterin gesetzt und ihr von den Qualen erzählt hatte, die er durchlitt, weil er diese verfixte Rede vor diesen verfixten Schweinezüchtern aus Shropshire, Herefordshire und South Wales halten mußte, hatte er ihr das Versprechen abgewonnen, daß sie ihn am nächsten Tag begleiten und durch die Feuerprobe helfen würde. Es wäre solch ein Vorteil für jemanden, erklärte er, wenn jemand jemanden hätte, an den sich jemand in Zeiten wie diesen sozusagen anlehnen könnte, und Maudie sagte, daß sie das voll und ganz verstehe. Sie würden einigermaßen früh aufbrechen müssen, warnte er sie, denn die Schweinezüchter aus Shropshire, Herefordshire und South Wales versammelten sich ausgerechnet in Wolverhampton – von allen gottverlassenen Orten –, und Maudie sagte, sie bräche gerne früh auf, und sprach von der Besichtigung Wolverhamptons, als wäre es ein lebenslanger Traum gewesen. Kurz gesagt, als die beiden zurückkehrten, waren ihre Beziehungen praktisch die von Tristan und Isolde.
Sie fanden die Terrasse verlassen vor, denn Penny hatte Gallys Einladung angenommen und war mit ihm im Wagen weggefahren. Sie mochte ein gebrochenes Herz haben, aber ihr Herz war nicht so gebrochen, als daß sie sich von einem
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