Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
Gally hatte ihn bereits verlassen. Seine dandyhafte Gestalt raste über die Terrasse und verschwand aus dem Blickwinkel, wobei sie sich schnell bewegte.
      »Merkwürdig«, dachte Lord Vosper. »Außerordentlich merkwürdig.« Er machte sich auf, um herauszufnden, ob Lady Constance Riechsalz hatte. Er war davon überzeugt, daß auf die

    eine oder andere Weise Riechsalz ins Spiel gebracht werden mußte.

    Drüben in Matchingham Hall befand sich Sir Gregory in seinem Arbeitszimmer und machte das Kreuzworträtsel der ›Times‹. Seine Stirn war gerunzelt, denn er suchte ein Wort mit E am Anfang, das drei Buchstaben hatte und einen großen australischen Vogel bezeichnete. Er mochte Kreuzworträtsel, aber er war nicht sehr geübt. Alles, was über den Sonnengott Ra hinausging, machte ihn ratlos.
      Jenen, die sich an seinen Kummer vom Vorabend erinnern, mag es merkwürdig erscheinen, daß sich dieser zurückgewiesene Liebhaber am Morgen nach dem Zusammenbrechen seiner Romanze mit großen australischen Vögeln beschäftigte. Britische Barone sind jedoch genau wie britische Schweinehüter unverwüstlich. Sie erkennen schnell den Silberstreif am Horizont, und ihre zerstörten Hoffnungen werden zu Treppenstufen, auf denen sie zu Höherem aufsteigen. Der Nachtschlaf hatte viel für den Junker von Matchingham Hall getan. Wir haben ihn als gebrochenen Mann verlassen. Wir fnden ihn jetzt wiederhergestellt vor, tatsächlich praktisch neuwertig.
      Wenn ein Mann in Sir Gregorys Alter und von seinem Temperament von seiner Zukünftigen kurz vor dem Termin, der für ihre Vereinigung festgesetzt ist, davon in Kenntnis gesetzt wird, daß sie andere Pläne hat und daß die Hochzeitsglocken nicht für ihn läuten werden, ist er natürlicherweise verärgert, aber sein Ärger ist niemals so tief und so anhaltend, wie es der von jemandem wie Romeo unter vergleichbaren Umständen wäre. Die Leidenschaft, so wie sie von den Romeos verstanden wird, berührt die Sir Gregory Parsloes dieser Welt nur selten. Was bei ihnen als Liebe durchgeht, ist in Wirklichkeit nicht viel mehr als lauwarme Zuneigung. Der Dichter Berlin auf der Suche nach Material für ein weiteres ›What'll I do?‹ hätte sich anderswo nach Inspiration umsehen müssen, zu Sir Gregory Parsloe wäre er vergeblich gekommen.
      Sir Gregory hatte Gloria Salt auf gemäßigte Weise gern gehabt und war im ganzen von der Idee, sie zu heiraten, recht angetan gewesen, aber er hatte nicht lange gebraucht, um festzustellen, daß zugunsten des Junggesellenlebens auch eine ganze Menge sprach. Was ihn dazu befähigte, den Verlust so gefaßt zu tragen, war die Erkenntnis, daß, nun da sie ihn verlassen hatte und die verfixte Verlobung gelöst war, keinerlei Veranlassung mehr für diese ganze verrückte Diät und diese unsinnigen sportlichen Betätigungen bestand. Er war wieder Herr seines Schicksals, Kapitän seiner Seele, und wenn ihm danach war, seinen Taillenumfang zu erweitern, konnte er ihn in aller Ruhe erweitern, und von nirgendwo würde er dafür einen Tritt bekommen. Tagelang hatte er sich mit einer fast Wellbelovedschen Intensität nach einem Bier gesehnt, und jetzt war er in der Lage, dieser Sehnsucht nachzugeben. In eben diesem Moment stand ein Krug an seiner Seite, und in der Art und Weise, wie er ihn an die Lippen hob, war etwas Fröhliches und geradezu Säbelrasselndes. Eine Frau ist nur eine Frau, schien er zu sagen, aber eine überschäumende Maß ist etwas zu trinken.
      Und das gilt in erhöhtem Maße auch für zwei überschäumende Maßkrüge. Er läutete, und Binstead erschien.
      »He!« sagte Sir Gregory. »Noch eins!«
      »Sehr wohl, Sir.«
      »He!« sagte Sir Gregory, als der Butler ein paar Minuten später mit der lebensspendenden Flüssigkeit wiederkam. Er hatte sich gerade an etwas erinnert. »Wo haben Sie dieses Slimmo-Zeugs hingetan?« fragte er.
      »Ich habe es in den Schrank im Vorratsraum gestellt, Sir. Soll ich eine Flasche holen, Sir?«
      »Nein. Ich will nicht mehr . . . Ich habe von meinem entfernten Cousin gehört, daß er das Zeugs nicht mehr haben will. Schütten Sie es in den Ausguß.«
      »Oder soll ich es vielleicht zurückbringen, Sir? Eventuell wäre der Apotheker bereit, uns das Geld zurückzuerstatten.«
      »In Ordnung. Tun Sie das, wenn Sie wollen. Wenn Sie irgend etwas dafür bekommen, können Sie es behalten.«
      »Herzlichen Dank, Sir«, sagte Binstead. Möglicherweise sprang bei der Transaktion nicht viel

Weitere Kostenlose Bücher