Schwein Oder Nichtschwein
heraus, aber irgend etwas würde schon dabei herausspringen. Und jedes bißchen, das zu dem, was man hat, dazukommt, ist ein kleines bißchen mehr.
Jetzt nahte die Stunde, zu der es Sir Gregorys Gewohnheit war, der Königin von Matchingham seinen Respekt zu erweisen, und da er sein Bier ausgetrunken hatte und keinerlei Aussicht sah, das Geheimnis des großen australischen Vogels zu lösen, stand er auf, zündete mit lässigem Schwung eine neue Zigarre an und machte sich auf den Weg in den Stall.
Das erste, was ihm dort ins Auge fel, war George Cyril Wellbeloved, der sich an einen Baum lehnte, ganz offensichtlich in den Klauen eines Katzenjammers von der Art, die Epoche machen, die Art, von denen man seinen Enkelkindern erzählt, wenn sie sich um den Großvater scharen. Er sah aus wie die Dinge, die man in Abfalleimern zu fnden pfegt und die mit einem angeekelten Kopfschütteln von der wählerischen Straßenkatze übergangen werden. So abstoßend war sein Anblick, daß Sir Gregory nach einem kurzen »Guten Morgen« – und selbst das ließ den Schweinehüter erzittern wie eine Götterspeise – den Blick abwand und ihn auf die Bewohnerin des Stalles lenkte.
Als er das tat, wurde er plötzlich steif, blinzelte, keuchte, ließ die Zigarre fallen und stand und starrte.
»Was?« stammelte er. »Was? Was? Was?«
Im nächsten Moment schien es George Cyril Wellbeloved, daß das Ende der Welt gekommen wäre und das Jüngste Gericht mit außerordentlicher Strenge eingesetzt hätte. In Wirklichkeit handelte es sich nur um seinen Arbeitgeber, der seinen Namen brüllte, das aber vermochte die oben beschriebene Illusion hervorzurufen.
»Sir?« füsterte er schwach und drückte die Fäuste gegen die Schläfen, durch die irgendein Scherzbold weißglühende Nägel trieb.
»Kommen Sie her!« bellte Sir Gregory.
George Cyril gehorchte der Stimme seines Herrn, aber nur zögernd. Sir Gregory, das war ihm nicht entgangen, sah über die Tatsache hinweg, daß er von gelber Farbe war und wie Espenlaub zitterte. Sein Arbeitgeber wirkte wie ein leicht zu beleidigender Stammesgott, der mit dem Menschenopfer des heutigen Tages unzufrieden und im Begriff ist, das mit Blitz und Donner auszudrücken. George Cyril Wellbeloved fürchtete die Dinge, die da kommen sollten.
»Was soll das bedeuten?« brüllte Sir Gregory.
»Sir?«
»Was ist hier vorgegangen?«
»Sir?«
»Stehen Sie nicht da und blöken wie ein Schaf, Sie abscheulicher Auswuchs. Sie wissen ganz genau, was ich meine, und Ihre Eingeweide sollen Blasen werfen. Wo ist mein Schwein? Dies ist nicht mein Schwein. Was ist aus der Königin von Matchingham geworden, und was tut dieses verdammte Tier hier? Sie haben mein Schwein entfernt und dafür einen verfuchten Wechselbalg eingeschmuggelt.«
Lord Emsworth ausgenommen, dessen Fähigkeiten in dieser Richtung wir bereits berührt haben, gab es in ganz Shropshire – und vermutlich auch nicht in Herefordshire und South Wales – keinen begabteren Exponenten des sturen Leugnens als George Cyril Wellbeloved, und in diesem gefährlichen Moment hätte man eine spezielle Bemühung von ihm erwarten können. Um aber mit dem angemessenen Maß von Festigkeit leugnen zu können, muß sich ein Mann in Hochform fühlen, und wir hätten das Thema verfehlt, wäre in unseren Lesern der Eindruck entstanden, daß sich George Cyril auf dem Gipfel seiner Form befände. Er war lediglich ein Schatten seines früheren Selbst, sein einstmals wacher Geist eine bloße Masse unbeweglichen Haferbreis.
»Nun?«
George Cyril Wellbeloved brach unter der Belastung zusammen. Er hatte verzweifelt nachgedacht, aber vergeblich versucht, eine Erklärung zu fnden, die die Fakten abdeckte und ihm gleichzeitig seine unbefeckte Reputation bewahrte. Also erzählte er jetzt alles, wobei er kein noch so winziges Detail ausließ.
Es lief erheblich besser, als er vorausgesehen hatte. Es ist wahr, sein Zuhörer setzte Akzente, indem er ihm eine Reihe von herabsetzenden Namen gab, aber er wurde nicht Glied für Glied auseinandergerissen, wie er es an einem bestimmten Punkt für wahrscheinlich gehalten hatte. Solchermaßen ermutigt, wurde seine Erzählung füssiger, und die Geschichte ging immer besser voran. Als er von der Fahrt nach Blandings Castle und dem Diebstahl der Kaiserin berichtete, schien so etwas wie ein schwaches Lächeln der Zustimmung über das Gesicht seines Arbeitgebers zu huschen.
Und Sir
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