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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
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jedesmal am Ende die wahre Liebe triumphiert, auch wenn Supergangster, pockennarbige Mexikaner, Schüsse in der Nacht und Brillenschlangen im Schornstein ihr Unwesen treiben. Erinnern Sie sich an eine Erzählung, die ›Eine Bahre für Barney‹ heißt? Der Held dieser Geschichte jedenfalls bekommt sein Mädchen, obwohl er es mit einer Bande von Kerlen zu tun hat, gegen die meine Schwester Constance eine unbedeutende Amateurin ist. Und jetzt werde ich gute Nacht sagen, weil ein altes Scheusal wie ich, das im Wege steht, das letzte ist, was ihr in einem Moment wie diesem gebrauchen könnt.«
      Er trabte davon. Er fühlte sich wieder in Höchstform und beschloß, Connie aufzusuchen und es ihr ordentlich zu geben. Die Gelegenheit war hervorragend. Seine Vorurteile gegen vulgäre Streitereien hatten sich gelegt. Er fühlte sich in Stimmung für eine Streiterei, und je vulgärer sie war, desto heftiger würde er sie genießen.

    Um neun Uhr am folgenden Abend saß Beach in seiner Pantry und versuchte mit Hilfe eines Glases Portwein, den Aufruhr in seiner Seele zu beschwichtigen, den die jüngsten Ereignisse in Blandings Castle verursacht hatten, aber es wollte ihm nicht so recht gelingen. Der Portwein, sonst ein unfehlbares Mittel, schien heute seine Zauberkraft verloren zu haben. Beach war kein Schwächling, aber er hatte allmählich das Gefühl, daß man von einem, der zwar gerne zu Diensten stand, aber doch irgendwo eine Grenze zog, zuviel verlangte. Ein Butler, der gezwungen wurde, seine eigene Nichte unter falschem Namen in das Haus seines Arbeitgebers einzuführen, und der darüber hinaus noch ein gestohlenes Schwein in einer Jagdhütte in einem westlichen Wald abholen und es über Land in die abgelegene Villa Sunnybrae an der Straße nach Shrewsbury bringen mußte, ist ein Butler, der fndet, daß genug ausreichend ist.
      Unter Beachs Augen befanden sich dunkle Ringe, und er stellte fest, daß er bei plötzlichen Geräuschen auffuhr. Es verbesserte seinen Seelenzustand auch keineswegs, daß er ein mitfühlendes Herz besaß und beim Anblick all der Traurigkeit erschreckte, die er um sich herum erblickte.
      Eine Unterhaltung, die er heute abend mit Penny geführt hatte, hatte ihn zutiefst bewegt, und der Anblick Lord Emsworths beim Dinner hatte ihn noch weiter in Trübsinn verfallen lassen. Es war nicht mehr möglich gewesen, die Tatsachen, die die Kaiserin von Blandings betrafen, vor Lord Emsworth geheimzuhalten, und Beach, der ihn während der Mahlzeit beobachtet hatte, hatte gemerkt, daß die verschiedenen Gänge in seinem Mund zu Asche geworden waren. Selbst Mr. Galahad schien bedrückt zu sein, und Maudie, die die Grabesstimmung vielleicht ein wenig hätte aufheitern können, war drüben in Matchingham Hall. Der einzige Lichtblick war das Nichterscheinen von Lady Constance gewesen, die sich die Erkältung von Lord Emsworth geholt hatte und im Bett zu Abend aß.
      Beach schenkte sich ein weiteres Glas Portwein ein, es war sein drittes. Es war ein guter alter Jahrgang aus der Zeit, als der Geschmack noch nicht durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Reblaus beeinträchtigt worden war, und er hätte ihn im Zimmer umhertanzen lassen sollen, Rosen aus dem Hut streuend, und doch brachte er nicht einmal ein Leuchten in seine Augen. Was seine wohltuende Wirkung betraf, hätte es ebensogut Sarsaparillextrakt sein können. Und eben fragte sich Beach, wohin er sich noch um Trost wenden könnte, jetzt, da selbst der Portwein ihn im Stich gelassen hatte, als er bemerkte, daß jemand seine Einsamkeit gestört hatte. Gally war eingetreten, und es schien Beach, als dämmere auf seinem ausdrucksstarken Gesicht ein neues Licht der Hoffnung.
      Und er irrte sich nicht. Den ganzen Tag über und während der gesamten Mahlzeit hatte Gally sein Hirn, das durch die Jahre des Umgangs mit den Mitgliedern des Pelikan-Clubs geschult worden war, für die Probleme strapaziert, mit denen sich eine kleine Gruppe von ernsthaften Denkern hier in Blandings Castle konfrontiert sah. Was Beach, der ihn bei Tisch beobachtet hatte, irrtümlicherweise für Trübsinn gehalten hatte, war in Wahrheit ein tiefes Nachdenken gewesen. Und jetzt hatte dieses tiefe Nachdenken Früchte getragen.
      »Portwein?« fragte Gally, als er die Karaffe erblickte. »Sie können mir ein wenig davon einschenken, und zwar schnell. Mein Gott!« sagte er, indem er daran nippte. »Es ist der alte Achtundsiebziger. Sie meinen es wirklich gut mit sich, Beach, und

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