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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
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ungeladene Fremde in dem Haus vorfndet, das er bewohnt.
      »Was in aller Welt tun Sie hier?« fragte er mit einer ganzen Menge Hitze in der Stimme.
      Der Eindringling grinste respektvoll.
      »Wellbeloved ist mein Name, Sir. Ich bin Sir Gregory Parsloes Schweinehüter. Sir?«
      Jerry hatte nichts gesagt. Der Laut, der ihm entwichen war, war lediglich eine Art gurgelnder Schrei gewesen, wie der eines guten Schwimmers im Todeskampf. Mit einem intensiven, ent-

    setzten Blick wankte er zu einem Sessel und ließ sich hineinfallen, von den Fußsohlen aufwärts vollkommen erstarrt.

    10

    Das Licht, das durchs Fenster leuchtete, war es gewesen, das den Schweinehüter nach Sunnybrae gelockt hatte, genauso wie es vor kurzem dem Polizeibeamten aufgefallen war. George Cyril Wellbeloved hatte es zufällig bemerkt, als er die Straße entlanggegangen war, und er war gebannt stehengeblieben. während sein Herz sprang wie das des Dichters Wordsworth, wenn dieser einen Regenbogen erblickte. George Cyril Wellbeloved hatte sich wie ein Kamel gefühlt, das durch die Wüste wandert und plötzlich auf eine vollkommen unerwartete Oase stößt.
      Die Tatsache ist bisher unerwähnt geblieben, denn, wie wir erklärt haben, kann der Historiker nicht alles erwähnen, aber während der Zeit, in der Admiral G. J. Biffen Sunnybrae bewohnt hatte, hatten zwischen Sir Gregory Parsloes Schweinehüter und dem Erstgenannten Beziehungen von erheblicher Herzlichkeit bestanden. Sie hatten sich eines Abends im Emsworth Arms kennengelernt, und die Bekanntschaft war bald zur Freundschaft gereift. Admiral Biffen liebte es, lange Geschichten vom Leben auf einem chinesischen Stützpunkt während längst vergangener Zeiten zu erzählen, und keine Geschichte konnte für George Cyril Wellbeloved zu lang zum Zuhören sein, vorausgesetzt, daß ausreichend Bier bereitgestellt wurde, was bei diesen Gelegenheiten stets der Fall war. Das Ergebnis war gewesen, daß manch angenehmer Abend in diesem Wohnzimmer verbracht worden war. Der tapfere Admiral spann seine Geschichten mit einer Stimme wie ein Nebelhorn, während George Cyril Bier trank und in regelmäßigen Abständen »Tatsache?« und »Ach du meine Güte!« und »Ist denn das die Möglichkeit?« einwarf. Der Leser wird in der Lage sein, sich die Szene zu vergegenwärtigen, indem er seine Erinnerung an die Beschreibungen wachruft, die er über die Art von Konversation gelesen hat, wie sie in den Salons des achtzehnten Jahrhunderts gang und gäbe war.
      Die plötzliche Abreise seines Gastgebers war George Cyril Wellbeloved wie ein lähmender Schicksalsschlag erschienen. Er würde die tiefe Verzweifung nicht so schnell vergessen, die ihn an jenem denkwürdigen Abend ergriffen hatte, als er in vertrauensvoller Erwartung des Üblichen in Sunnybrae eintraf und das Haus dunkel vorfand, mit hermetisch geschlossenen Fensterläden.
      Es war, als wäre ein von der Jagd erhitzter und nach einem kühlen Fluß lechzender Hirsch endlich bei dem kühlen Fluß angekommen und hätte ihn ausgetrocknet vorgefunden.
      Jetzt hatte George Cyril Wellbeloved das Licht im Fenster leuchten sehen und daraus geschlossen, daß sein Wohltäter zurückgekehrt sei und daß das Goldene Zeitalter nun aufs neue beginnen würde.
      All dies erklärte er Jerry, während der letztere erstarrt in seinem Sessel saß.
      »Es liegt mir wirklich fern, in die Privatsphäre eines Gentleman einzudringen«, sagte George Cyril Wellbeloved auf seine geschliffene Weise. »Es ist das letzte, was ich wünschen würde. Aber als ich Licht im Fenster sah, habe ich mir gesagt: ›Ist denn das die Möglichkeit! Der Admiral ist wieder da!‹, und geläutet, dann habe ich ein weiteres Mal geläutet, und als keine Antwort ruchbar wurde, erinnerte ich mich daran, daß der Admiral ein wenig schwer hört, was nur natürlich ist für einen Herrn seiner fortgeschrittenen Jahre. Ich sehe die Tür einen Spalt offenstehen, als ob jemand vergessen hätte, sie zu schließen, und nehme mir die Freiheit der Übertretung. Es tut mir leid, konfszieren zu müssen, daß der Admiral doch nicht zurückgekehrt ist, obwohl ich mich glücklich schätze, Ihre Bekanntschaft zu machen, Sir«, sagte George Cyril Wellbeloved höfich. »Und ich sage auch, warum es mir leid tut. An einem heißen Abend wie diesem wäre das gute Herz des Admirals bei dem Gedanken geschmolzen, daß ich mich den ganzen Tag bei meinen vielfältigen Pfichten abgeplagt habe, und Admiral Biffen

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