Schweineblut
Quadratmeter großen Raum zahlreiche
Wärmelampen auf dem Boden sowie mehrere Kabeltrommeln, daneben lagen Schläuche
unterschiedlicher Größen, Beutel mit Kabelbindern, kleine Säcke mit
Verteilerdosen und Steckerleisten, Eimer und ineinander gestapelte
Pflanzcontainer. Von Pflanzen fehlte allerdings jede Spur.
Kuhnert seufzte. »Diesmal kommen wir offenbar zu spät.«
»Die Typen haben sicher kalte Füße bekommen, als die Kollegen vom
Betrug den Laden überprüft haben.« Ecki stieß mit der Schuhspitze gegen einige
kurze Schlauchstücke.
Frank sah sich um. »Eine bessere Tarnung als einen Landhandel gibt
es für eine Hanfplantage kaum.«
Kuhnert grinste. »Ich vermute eher, dass die Täter den Unfall auf
der A 61 nicht auf der
Rechnung hatten und deshalb in aller Eile eingepackt haben.«
»Ihr solltet Fotos von dem verunglückten Hanftransporter in der
Nachbarschaft herumzeigen. Vielleicht ist er ja gesehen worden. Und irgendeiner
kann sich an den dazugehörigen Fahrer erinnern.«
Ecki räusperte sich, aber Frank reagierte nicht.
»Kann gut sein, dass euch der Transporter auf direktem Weg zu den
Hintermännern der Hanfbauern führt.«
Ecki räusperte sich erneut.
»Danke für den Tipp.« Mehr musste Kuhnert nicht sagen.
Kurze Zeit später saß ein unruhiger Peter Fischermanns im
kärglich möblierten Vernehmungszimmer des Präsidiums.
»Ich habe mit der Sache nichts zu tun«, beteuerte er zum
wiederholten Male.
»Seit wann hat Raimund Kamphausen in dem Keller gearbeitet? Hat er
dabei Hilfe gehabt, oder hast du ihm sogar dabei geholfen?«
»Das habe ich doch schon gesagt, ich habe nicht gewusst, dass
Raimund in dem Keller war. Der Keller ist nie benutzt worden, solange ich bei
der Arbeit bin.«
»Und dir ist nichts aufgefallen? Dass die Maschinen weg mussten, um
an die Tür zu kommen?«
Peter Fischermanns Gesicht hellte sich auf. »Die Maschinen stehen
sonst nicht vor der Tür. Die hab ich vor ein paar Tagen da hingestellt. Dort
ist es zum Arbeiten angenehmer, da pfeift der Wind nicht so. Wir haben ja keine
richtige Werkstatt.«
»Hm.« Jan Kuhnert überlegte.»Du kennst Michael Voogt?«
»Der ist doch ein Freund von Raimund. Und tot.«
»Woher kennst du ihn? Von den Schützenfesten?«
»Nein. Er ist oft bei Raimund im Büro gewesen.«
»Oft?« Jan Kuhnert horchte auf.
»Er kam meist kurz vor Feierabend.«
»Weißt du, was er wollte?«
»Nee. Ich war da im Lager oder draußen auf dem Hof.«
»Ist er in der letzten Zeit öfter da gewesen?«
Der Mechaniker wischte sich mit einem schmutzigen Taschentuch über
die Stirn. »Der ist in der letzten Zeit besonders oft bei uns gewesen. Ich
denke, es ging um Getreidelieferungen. Er hat überall versucht, möglichst
billig einzukaufen und Prozente zu bekommen.«
»Hat Voogt viel bei euch gekauft?«
»Regelmäßig.«
»Und du hast ausgeliefert?«
»Nein. Die Bauern fahren direkt zur Brauerei.«
»Und du hast nie gesehen, dass die beiden zu dem Keller gegangen
sind?«
Peter Fischermanns schüttelte den Kopf. Er war müde. Er hatte doch
dem Polizeibeamten schon alles dreimal erzählt.
»Ich glaube dir kein Wort. Ich bin sicher, dass du mit Kamphausen
gemeinsame Sache gemacht hast. Ihr habt das Cannabis angebaut und geerntet.
Dann hast du die Pflanzen weggebracht. Wir werden den verunglückten Transporter
auf deine Fingerabdrücke untersuchen lassen. Ich bin sicher, dass wir sie finden
werden.«
Tränen stiegen Fischermanns in die Augen. »Sie müssen mir glauben,
ich habe mit der Sache nichts zu tun.«
»Dann beweis mir, dass du die Wahrheit sagst.«
»Sie werden in dem Keller nichts finden. Ich bin da nicht drin
gewesen.«
»Aber Kamphausen war dort?«
»Weiß ich nicht. Kann sein.«
»Was heißt das?«
»Er kann dort nach Feierabend was gemacht haben. Wenn ich spätabends
noch mal vorbeigefahren bin, hat schon mal das Auto von Raimund dort
gestanden.«
»So so. Nur Kamphausens Auto?«
»Manchmal auch andere Autos.«
»Auch Lieferwagen? So wie Gärtnereien sie benutzen?«
»Ich glaube, da waren auch mal VW- oder Mercedes-Transporter. Solche
Autos fahren hier doch überall herum.«
»Kannst du dich an Nummernschilder erinnern? Waren die aus Holland
oder auch aus England oder Polen?«
»Keine Ahnung.«
»Und das Auto von Voogt? Stand das auch schon mal nachts dort?«
Kuhnert sah zum verspiegelten Fenster.
»Das Auto von Voogts hat auch dort gestanden.«
»Hat dich das nicht gewundert?«
»Ich habe nicht drüber nachgedacht.
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