Schweinehunde / Roman
über mehrere Tage Temperaturen von über tausend Grad.«
Konrad Simonsen schüttelte ärgerlich den Kopf, als wollte er die schlechten Nachrichten abschütteln. Er schwitzte, sein Bein schmerzte, und er hatte lange geschwankt, ob er die Argumente der Comtesse oder die von Arne Pedersen unterstützen sollte. Jetzt versuchte er sich an einem Kompromiss: »Wir erwähnen den Kleinbus und bitten mögliche Zeugen, sich zu melden, konzentrieren uns aber auf die Frau.«
Alle waren zufrieden. Außer der Produktionsassistentin, die sich sicher zu sein schien, dass sie eine glorreiche Karriere in der Welt der Medien vor sich hatte. Für einen Moment ließ sie von den Tasten ab und mischte sich zum ersten Mal in die Debatte ein, so dass ihrer dünnen Stimme ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
»Einfache Botschaften.«
Womit sie wieder am Anfang waren.
Pauline Berg betrachtete neugierig ihren weißen Hals und fragte sich, wie es wäre, sie zu erwürgen. Konrad Simonsen wischte sich die Stirn mit einem Taschentuch ab, der Produzent gähnte ungeniert, und Arne Pedersen begann eine neue Variante seiner Argumentation.
Schließlich einigten sie sich doch auf den Kommentar zu dem ersten Film. Es war eine simple Botschaft. Konrad Simonsen hatte sich letztendlich auf Arne Pedersens Seite geschlagen: Sie konzentrierten sich nun auf die Frau mit den Betäubungsmitteln, die flüchtig von einem Autofahrer gesehen worden war, als sie auf einem Autobahnrastplatz zwischen Slagelse und Ringsted in den Kleinbus gestiegen war. Der Zeuge hatte seine Aussage zwar später wieder zurückgezogen, aber dieser Tatsache schenkte niemand wirklich Beachtung.
Der nächste Film wurde viermal abgespielt, und nach ein paar kleineren Korrekturen standen sie auch jetzt wieder vor der Frage, wie die Botschaft lauten sollte.
Der Produzent verschwand für eine Weile, und einen Moment lang fürchteten die Polizisten, er könne sich in den Bogengängen des Gebäudes verlaufen haben. Als er zurückkam, hatte sein Gesicht wieder Farbe. Irgendwoher hatte er sich ein Weihnachtsbier beschafft, das er ohne jede Scham öffnete und trank. Der Alkohol gab ihm die Kraft, sich einzumischen, was sich letztendlich als Vorteil erwies. Ignorierte man den üblen Gestank des Mannes und seine belehrende Art, war er als Sitzungsleiter ausgezeichnet. Alle lenkten ein und waren sich schließlich einig, dass die Überschrift heißen musste:
Der Mann mit der Videokamera.
Danach war es mit der Einigkeit aber wieder vorbei. Konrad Simonsen versuchte sich: »Alias Frank Ditlevsens unbekannter Freund? Alias der Mörder und Holzfäller aus Allerslev? Alias Stig Åge Thorsens unbekannter Mann? Alias der Fahrer des Kleinbusses und der Henker aus Bagsværd?«
Simonsen wollte diese Fragen zur Diskussion stellen, die Comtesse schien aber keine Zweifel zu haben, dass es sich um ein und dieselbe Person handelte, und antwortete schnell: »Ja.«
»Vielleicht, aber wirklich nur vielleicht. Das ist viel zu unsicher, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen, das könnte die gesamte Ermittlung auf ein falsches Gleis führen. Das sind nur Vermutungen – mehr nicht«, widersprach Arne Pedersen.
Konrad Simonsen nickte nachdenklich, während Arne Pedersen seinen Standpunkt vertiefte: »Speziell im Hinblick auf Stig Åge Thorsens unbekannten Mann. Wir wissen ja nicht einmal, ob der tatsächlich existiert. Es kann ein Mann sein, ebenso gut aber auch fünf oder zehn Frauen. Der Bauer ist – vorsichtig ausgedrückt – kein guter Zeuge. Auf jeden Fall wissen wir nichts über seine Motive, ich denke aber, auch er wird sich noch als Medienstunt erweisen. Wir wissen ja nicht einmal, ob die Reste dieses Kleinbusses wirklich in dieser Scheißgrube sind.«
Die Comtesse erhob Einspruch: »Die Techniker haben eine Übereinstimmung. Die Aufnahmen auf dem letzten kurzen Filmclip stimmen mit der Landschaft überein.«
»Mag sein, aber das muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass dieser Kleinbus da wirklich sein Ende gefunden hat«, konterte Pedersen.
»Fangen wir mit dem Ersten an, also Frank Ditlevsens geheimnisvollen Freund. Pauline, fasst du mal für uns zusammen?«, sagte Konrad Simonsen.
Pauline Berg wäre es lieber gewesen, er hätte sich für die Comtesse entschieden. Es quälte sie, dass sie den anderen nichts über Frank Ditlevsens heimlichen Freund erzählt hatte, der einer seiner
alten Jungs
gewesen war, und nur zu gerne hätte sie die Geschehnisse des Vortages rückgängig gemacht. Sie
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