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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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Widerwillen.
    »Wenn es Ihnen nicht schmeckt, lassen Sie es ruhig stehen, ich gebe es dann Klods-Hans, der weiß schon, was gut ist.«
    Er zeigte zu seinem Hund hinüber, der träge aufblickte. Konrad Simonsen stellte die Flasche auf die Bank und sagte: »Wenn ich Andreas Linke im Kirchenbuch finden will, an wen muss ich mich dann wenden?«
    »Da müssen Sie zurück in den Laden zu Katrine. Sie haben bestimmt mit ihr gesprochen, als Sie das Bier gekauft haben. Sie ist Küsterin, Kirchendienerin, Gärtnerin, Kirchenchor und was man sonst noch alles sein kann. Sie hilft Ihnen bestimmt, aber Sie müssen warten, bis sie wieder da ist, sie hat gerade den pensionierten Kommissar in den Wald begleitet.«
    »Den pensionierten Kommissar?«
    »Ja, der war gestern auch schon hier. Ein kluger Mann, übrigens. Sie sind gerade unten auf der Straße vorbeigegangen. Für einen Hauptkommissar sind Sie ja nicht sonderlich aufmerksam. Haben Sie sie wirklich nicht gesehen? Er muss echt überzeugend gewesen sein, denn für gewöhnlich hasst sie Spaziergänge.«
    Der Alte lachte, und sein Tonfall war neckend, ohne herablassend zu sein, dann fügte er hinzu: »Wir leben zwar in der Provinz, Herr Simonsen, aber Zeitung lesen wir hier auch.«
    Konrad Simonsen stand auf. Der Mann erklärte ihm, wie er in den Wald kam, das Kirchenbuch konnte warten. Auch der Hund erhob sich. Er hatte das Bier gewittert.
    Konrad Simonsen schleppte sich durch den Buchenwald. Das Gelände stieg leicht an, und der Waldboden war durch die heruntergefallenen, nassen Blätter aufgeweicht. Er kam nur mühsam vorwärts, und schon nach wenigen Schritten keuchte er wie ein Blasebalg. Er wurde langsamer, als er linker Hand, etwas entfernt auf einer Lichtung eine Gestalt erblickte, die ihm den Rücken zudrehte. Als er nur noch wenige Meter entfernt war, gab er sich lauthals zu erkennen, er wollte die Person nicht unnötig erschrecken. Kasper Planck richtete sich auf, ohne sich umzudrehen.
    »Schrei nicht so, ich bin ja nicht taub.«
    »Nein, du siehst überhaupt aus, als würde es dir wieder bessergehen. Was ist aus deiner angeschlagenen Gesundheit geworden?«
    »Gottes milde Natur ist Balsam für alte Männer.«
    Kasper Planck trat mit seinem Fuß gegen einen Baumstumpf und zeigte auf zwei andere dicht daneben.
    »Hier hat alles mehr oder weniger angefangen. Zuerst Frank, aber das war unten in der Scheune. Allan ist dann später auch auf den Geschmack gekommen, er muss ein richtiger Naturfreund gewesen sein. Aber das weißt du längst, ich habe dich ja mit dem Alten sprechen sehen.«
    »Offenbar nicht eingehend genug.«
    »Nein, das war schon immer dein Problem, du lässt dir einfach nicht genug Zeit, das lernst du nie.«
    Konrad Simonsen spürte, dass er ärgerlich wurde.
    »Ich bin doch wohl hier, oder?«
    Diesen Satz kommentierte Kasper Planck nicht, sondern fuhr fort: »Die Bäume wurden im Winter 1984 gefällt und anschließend ordentlich zersägt. Vier große Buchen im besten Alter. Das ganze Dorf hat das gehört, aber niemand kam auf die Idee, die Polizei oder den Förster zu rufen. In der gleichen Zeit wurde auch ein Schuppen angezündet, aber auch das wurde nicht gemeldet.«
    »Es muss schrecklich gewesen sein für ihn. Was meinst du, wie lange ging das?«
    »Fünf, sechs Jahre. Sein Großvater konnte ja nicht richtig auf ihn aufpassen. Es heißt, er sei ein Sonderling geworden.«
    »Und das wussten alle, und niemand hat etwas unternommen?«
    Das war eine gute Frage. Kasper Planck wusste anscheinend mehr über die Reaktionsmuster und finsteren Geheimnisse des kleinen Ortes.
    »Dass es alle wussten, wäre vielleicht übertrieben, aber in einer derart kleinen Dorfgemeinschaft kann man nicht einmal furzen, ohne dass die Nachbarn sich die Nase zuhalten. Die müssen also etwas geahnt haben, zwischendurch konnte der arme Kerl ja kaum mehr gehen. Es brauchte aber einige Skipsøl, bis der Alte das eingeräumt hat. Die schmecken übrigens fürchterlich, hast du mal eins probiert?«
    »Ja, grässlich, und der arme Kerl, also
Kletterer,
ist dann zurückgekommen, um mit seiner Vergangenheit aufzuräumen? Auf jeden Fall physisch, wenn man das so sagen kann.«
    Konrad Simonsen deutete auf die Baumstümpfe um sie herum.
    »Ja, aber das Merkwürdige ist, dass er das nicht selbst getan hat, jedenfalls infolge des Alten. Er hat zwei andere dafür bezahlt und ihnen die Bäume auf einer Karte eingezeichnet. Er scheint es nicht ertragen zu haben, noch einmal

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