Schweinehunde / Roman
Troulsen nahm zur Überraschung aller bereits wieder Platz.
Konrad Simonsen übernahm daraufhin erneut die Bühne. Er hatte die Comtesse und Arne Pedersen auf den Hausmeister angesetzt. Beide hatten eingewilligt, ohne zu murren, Simonsen wusste aber, dass sie sich im Stillen wunderten. Diese Arbeit hätten auch andere übernehmen können, und darüber hinaus war die Besprechung der Ergebnisse, wie Arne richtig bemerkt hatte, nicht so dringend, dass man sie nicht auf morgen hätte verschieben können. Simonsen aber bestand darauf.
»Dann zu Per Clausen. Es quält mich, dass ich ihn nicht vorläufig festgenommen habe, vielleicht war das ein Fehler. Andererseits weiß ich gut, dass ich ihm eurer Meinung nach zu viel Gewicht beimesse, aber ich glaube, ihr irrt euch. Das wird sich noch zeigen. Unser Hauptaugenmerk richtet sich natürlich noch immer auf die Identität der Opfer, wie sie zur Schule transportiert und dort aufgehängt worden sind. Nichtsdestoweniger ist Per Clausen im Augenblick unser bester Ansatzpunkt. Arne und Comtesse, ihr habt gute Arbeit geleistet, ihr wart viel schneller, als ich erwartet hatte.«
Arne Pedersen bemerkte: »Das liegt wohl daran, dass wir nie warten müssen, egal, wen oder nach was wir fragen. Das Überstundenregister im HS wird aus allen Nähten platzen, wenn das so weitergeht.«
»Was nicht euer Problem ist, also macht euch darüber keine Gedanken. Wie ich sehe, habe ihr uns eine kleine Diashow vorbereitet. Wir sind gespannt.«
Die Comtesse griff das Stichwort auf, begann überraschenderweise aber nicht mit Per Clausens Werdegang.
»Morgen bekomme ich Unterstützung von unserem neuen Mitarbeiter, unserem Abiturienten. Er heißt Malte Brorup. Bitte bereitet ihm einen netten Empfang.«
Sie bemerkte Konrad Simonsens Verblüffung und fuhr fort: »Du weißt doch, dass ich vor einiger Zeit die Erlaubnis bekommen habe, ihn anzuwerben. Jetzt hat er Zeit, und darüber sollten wir uns alle freuen. Er ist ein Computergenie, und ich sage euch, ihr werdet ihn lieben, auch wenn er noch ein bisschen ungeschliffen ist.«
Sie strahlte wie ein junges Mädchen.
Konrad Simonsen ließ einen Wermutstropfen in den Becher fallen: »Wenn er nicht ins Team passt, ist er schneller wieder draußen, als du
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sagen kannst. So, komm jetzt zu Per Clausen.«
Die Comtesse berichtete: »Per Monrad Clausen wurde 1941 in Kopenhagen geboren, seine Eltern sind Anette und Hans Clausen. Sein Vater war Schreiner, später Schreinermeister und seine Mutter Hausfrau. Die Familie zieht 1947 von Bispebjerg nach Charlottenlund, wo Per Clausen aufwächst. 1948 kommt eine kleine Schwester zur Welt, Alma Clausen. Weitere Kinder hat die Familie nicht. Per Clausen ist ein sehr guter Schüler, und nach ein wenig Überzeugungsarbeit willigt sein Vater ein, ihn auf die höhere Schule zu schicken. 1959 macht er sein Abitur, im gleichen Jahr beginnt der Vater als Schreinermeister, wodurch die finanzielle Situation seines Elternhauses gesichert ist. Nach seinem Abi arbeitet Per Clausen ein Jahr lang in der Werkstatt seines Vaters mit und immatrikuliert sich 1960 an der Universität von Kopenhagen, im Statistischen Institut. Bereits ein Jahr später bekommt er ein Stipendium am Valkendorf-Kollegium im Zentrum von Kopenhagen, das nur an hochbegabte Studenten vergeben wird. Per Clausen macht 1965 seinen Abschluss mit höchsten Auszeichnungen und erhält die Goldmedaille der Universität für seine Abhandlung über räumliche Statistik und die Verteilung der Primzahlen.«
Während sie vortrug, unterstützte Arne Pedersen sie und warf Bilder auf die Leinwand. Die Comtesse trank einen Schluck und fuhr fort.
»Von 1965 bis 1969 arbeitet Per Clausen an der Boston University in Massachusetts, aber im Herbst 1969 ist er zurück in Dänemark, wo er eine Stellung bei der Union-Versicherung antritt. 1973 heiratet er Klara Persson, eine Schwedin. Sie wird durch die Heirat dänische Staatsbürgerin und bekommt Arbeit als Klinikassistentin. Das Paar zieht nach Bagsværd, wo Per Clausen heute noch wohnt. 1977 wird ihr einziges Kind geboren, Helene Clausen. Per Clausens Einnahmen steigen stetig, und schließlich gehört er zu den fünfzehn Prozent Dänen mit dem höchsten Einkommen. 1987 geht die Ehe in die Brüche, als Klara Clausen sich in eine Jugendliebe verliebt. Die Scheidung ist hart und geprägt durch gegenseitige Verbitterung. Noch im gleichen Jahr ziehen Mutter und Tochter nach Schweden, Per Clausen bleibt in Bagsværd wohnen.
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